Mühlenspiegel 41

Bunte Gärten auch bei Trockenheit / 21 Trockenheitsliebende, pflegeleichte Insektenmagneten: Spezialisten für durchlässige, kalkhaltige (ph-Wert >7) und sandig-steinige Böden sind hübsch blühende Kräuter wie Oregano, Salbei, Bohnenkraut, Thymian, Wermut und Ysop. Weiterhin alle Sedum-Arten, Färberkamille, Kugeldistel, Lichtnelke, Resede, Katzenminze, Johanniskraut, Steinquendel, Lavendel, Woll-Ziest, Kaukassus-Gamander, Fetthenne, Karthäusernelke, Berglauch, Natternkopf und Strandflieder. Wenn der sandige Boden ein wenig nährstoffreicher ist, kann man das Beet auch mit Königskerzen, Blutstorchschnabel, bunter Kronwicke, Edel-Gamander, Ehrenpreis, aufrechtem Ziest und Wildrosen, (Rosa Glauca, Bibernell, Hundsrose) ergänzen. Genaues Hinschauen lohnt sich! Der BUND hat zusammen mit Global 2000 in den Jahren 2021 und 2022 bienenfreundliche Pflanzen im Handel auf Pestizidrückstände getestet, mit erschreckendem Ergebnis: Alle deutschen Proben großer Einkaufsketten und Supermärkte ergaben bis zu 19 unterschiedlichen Pestiziden auf einer Pflanze, die teilweise nicht einmal eine EU-Zulassung hatten. Insekten werden damit damit trotz bester Absicht in eine tödliche Falle gelockt. Bessere Alternative: Zum Schutz der Insekten ausschließlich Pflanzen mit Bio-Siegel in den eigenen Garten setzen (Bezugsquellen s.u.), Pflanzen selbst vermehren und/ oder mit Nachbarn – z.B. auf dem Schildower Pflanzenmarkt- tauschen. Auch der Kauf aus regionalem Anbau aus gesicherten Quellen ist eine gute Alternative, auch weil die Pflanzen das heimische Klima dann schon kennen. Im Zweifel ist eine Herbstpflanzung immer die bessere Alternative, die Giftstoffe werden über den Winter reduziert und die Pflanze wächst deutlich besser an als im Frühjahr. Die hier empfohlenen Pflanzen mögen in der Regel einen sonnigen Standort, oft sind aber im Sommer Standorte deutlich grüner, die nicht von morgens bis abends die volle Sonne abbekommen. An unser Klima und den sandigen Boden angepasste heimische Sträucher wie Haselnuss, roter Hartriegel, Weißdorn, Felsenbirne, Schlehe, Kornelkirsche, Holunder, Wildrosen oder auch Beerensträucher spenden etwas lichten Schatten und sorgen für ein angenehmes Kleinklima und dienen als Le- bensraum und natürliche Futterquellen für Vögel imWinter. Der Garten profitiert optisch, die pflegeleichten Sträucher benötigen trotzdem keinen Schnitt oder regelmäßige Nährstoffgaben. Besonders gut wachsen sie als wurzelnackte Herbstpflanzungen an und profitieren dabei wie die Stauden von einer Kompostgabe im Pflanzloch als Starthilfe. Auch sie sollten die ersten beiden Jahre bei Trockenheit hin und wieder tiefgründig gegossen werden, um tiefe Wurzeln zu entwickeln zu können. Das magere, aber bunte Steinbeet Wer es in seinem (Vor-)Garten strukturierter mag, der kann ein hübsches Staudenbeet auf steinigem, nährstoffarmem Untergrund anlegen. Viele der dafür geeigneten Pflanzen waren ursprünglich bei uns heimisch, sind von üppiger blühenden Artgenossen aus teilweise fernen Ländern allerdings verdrängt worden. Oft profitieren lediglich die Honigbienen von diesen ‚fremden‘ Pflanzen, unsere heimischen Wildbienen und Insekten können im schlimmsten Fall weder Pollen noch Nektar verwerten können und verhungern buchstäblich vor der Blütenpracht, die im heißen Sommer außerdem einen hohen Wasserbedarf hat. In der Grundstruktur besteht das Beet aus Kies, der das Aufkeimen unerwünschter Beikräuter verhindert, die sich darin aufgrund fehlender Nährstoffe nur schwer etablieren können. Man kann entweder vorhandene Beete ausheben, um die Steine dort einzufüllen oder man spart sich diese Arbeit und formt z.B. mit lose geschichteten großen Natursteinen eine niedrige Umrandung für ein optisch höheres Beet. Eingefüllt werden anschließend mindestens 20 cm Natursteinschotter oder auch Recyclingmaterial, das auf Schadstoffe geprüft sein sollte. Wichtig ist, dass keine Folie die Verbindung nach unten stört. Enthält der Schotter wenig Feinanteil beinhalten, sollte er mit etwas Sand aus dem Garten vermischt werden. In diese steinige Mischung werden die Pflanzen bevorzugt im Herbst jeweils in ein bis zwei Handvoll nährstoffhaltiger Erde und Hornspänen als Startdüngung gesetzt und im ersten Jahr bei starker Trockenheit und Anzeichen von Trockenstress nach Bedarf ca. einmal wöchentlich gewässert. Nach spätestens zwei Jahren haben die Pflanzen tiefe Wurzeln gebildet und brauchen nach erfolgreichem Anwachsen immer weniger Wasser. Um ein starkes Aufheizen der Fläche zu begrenzen, sollte das Beet mit ca. 5 Pflanzen pro qm bepflanzt werden. Alternativ oder ergänzend könnte man das Beet auch mit einer hochwertigen und gräserfreien mageren Samenmischung besäen. In diesem Fall ist ein Ausbringen von 1-2 cm unkrautfreiem Kompost oder hochwertiger Gartenerde vor der Aussaat und das Feuchthalten über 4 Wochen unabdingbar. Wenn man noch einen nach BbBauO nicht erlaubten Schottergarten besitzt, ist eine Umwandlung in ein naturgerechtes Beet nach Entfernung der Folie mit den vorhandenen Materialien recht einfach möglich. Die groben Steine werden, wenn nötig, mit einem Feinkornanteil ergänzt und das Beet wie oben beschrieben gestaltet. Adressen: Bestellung regionales Saatgut (Ursprungsgebiete bei der Bestellung beachten) https://www.wildsamen-insel.de/ https://www.hof-berggarten.de/ https://www.lebensinseln-shop.de/ https://www.gaertnerei-strickler.de/ www.NABU.de/saatgut Gärtnereien für Wildpflanzen https://wildblueten.de/ (Berlin) https://www.gaertnerei-hirschgarten.de (Berlin) https://www.gaertnerei-strickler.de/ Ausführlichere Infos https://wildbienen.de/ (Nisthilfen und Infos über Wildbienen) https://www.wildbienen-garten.de/ Text & Fotos: Nicole Bachmann

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