Mühlenspiegel 35

Laut Welthungerhilfe leidet jeder zehnte Erdenbürger unter chro- nischem Hunger. 810 Millionen hungerten 2020 weltweit – vor allem Kinder sind betroffen. Wir alle kennen die Bilder von den abgemagerten Körpern, den aufgedunsenen Bäuchen ... betreten schauen wir weg und schon in der Werbepause haben wir das Elend der Welt wieder ver- gessen. Nicht so Wolfgang Kaliga, 66 Jahre alt und aus Schildow. Bereits seit 20 Jahren machen er und seine Familie immer in der Adventszeit auf den Hunger in der Welt aufmerksam. Anfangs mit „Speichenkerzen“, die er selbst aus alten Fahrradspeichen, Tassen und Kerzenwachs fertigte, um sie dann in der Weih- nachtszeit in den Baum vor der Schildower Kirche zu hängen. Später waren es Licht-/Kerzen-Installationen, wie z.B. das Wort „Hunger“, welches auf dem Schildower Kirchenplatz zu lesen war. Die Ideen für die sehr individuellen Kunst- werke stammen von Kaliga selbst, beim Umsetzen konnte er sich stets auf seine Frau und seine Töchter verlas- sen. Aber auch Freunde und Bekannte halfen mit, so wie seit zwei Jahren Matthias Treffurt vom Gewerbeverein des Mühlenbecker Landes. Die Kerze würde ein Jahr brennen Herr Treffurt war es auch, der in diesem Jahr half, genügend Ker- zenwachs für die Riesen-Kerze zu besorgen. Mit einem Aufruf in den sozialen Netzwerken und einer Sammelstelle im REWE-Markt in Schildow kam eine ganze Menge Wachs zusammen. Wie genau er die vier Meter hohe Kerze baut, bleibt das Geheimnis von Herrn Kaliga. Nur soviel: Sie besteht aus diversen Wachs-Schichten. Diese werden, wie eine mehr- stöckige Torte, zusammen gebaut und später mit einer weiteren Wachsschicht überzogen. Fast wie bei einem Fondant. Die komplette Statik der Kerze sowie der Docht sind Spezialanfertigungen. Der Docht zum Beispiel brennt auch trotz Regen weiter. Eine weitere Besonderheit: Die Kerze rutscht beim Verbrennen in sich zusammen wie ein Fahrstuhl. Dadurch würde sie aufgrund von Größe und Umfang fast ein Jahr lang brennen. Und sie wird wohl, rein theoretisch, die bundesweit größte Kerze werden. Aber darum geht es Herrn Kaliga nicht – nicht nur. Der Plan ist, dass die Kerze bis zum 6. Januar (Heilige Drei Könige) vor der Kirche brennt und danach zugunsten der Welthunger- hilfe versteigert wird. Parallel ist in seinen Schaufenstern gleich gegenüber, eine Retrospektive seiner Kunstwerke zu sehen: mehr als 113 Kunstwerke aus 66 Jahren. Er ist Weltverbesserer, Tüftler, Erfinder, Visionär, Optimist und auch Fahrradschrauber: Wolfgang Kaliga hat viele Fähigkeiten. Aktuell will er auf den Hunger der Welt hinweisen – mit einer vier Meter hohen Kerze, die er am 27. November vor der Schildower Kir- che entzünden will. Unterstützt wird er dabei vom Gewerbeverein. 38 / Wolfgang Kaliga – Tausendsassa aus Schildow Der Tausendsassa aus Schildow Prototyp beim Regentest Speichenkerzen, können auch heute noch im Geschäft gekauft werden Text & Fotos: Sandra Freund www.gewerbeverein-ml.de

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