Mühlenspiegel 35

28 / Unsere Abgeordnete im Bundestag Frau Fäscher, Sie wurden bei der letzten Bundestagswahl 2021 im Landkreis Oberhavel als Kandidatin der SPD in den Bundes- tag gewählt. Sie vertreten dort also auch die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Mühlenbecker Land. Wie viele Stimmen aus unserer Gemeinde haben Sie erhalten? Antwort Ariane Fäscher: Im Mühlenbecker Land haben mir 2.372 Menschen ihr Vertrauen ausgesprochen, das entspricht 22,7 % der Wählerinnen und Wähler. Dafür danke ich sehr herzlich und habe auch mit Bürgermeister Filippo Smaldino schon über einige zentra- le Themen gesprochen, die wir für das Mühlenbe- cker Land angehen wollen. Nach Ihrer Wahl sind Sie direkt in den Bundes- tag gewechselt. Wie müssen wir uns den Ar- beitsalltag dort vorstellen? Welche Unterschie- de gibt es zu Ihrer früheren Beschäftigung? A.F.: Der wichtigste Unterschied ist sicherlich, dass einem niemand mehr sagt, was man tun soll. Ziele und Aufgaben definiert man wesentlich selbst bzw. werden sie durch die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger bestimmt. Der Anfang im Bundestag besteht aber wie in jeder neuen Aufgabe erst einmal in Ankommen, Orientieren und „Büro aufbauen“, d.h. Mitarbeitende und Räu- me finden, Arbeitsausstattung anschaffen. Es gibt viele Gespräche und Veranstaltungen in Berlin und im Wahlkreis. Für die Sitzungen gilt Anwe- senheitspflicht, die man per Unterschrift bestätigen muss. Eine Ar- beitswoche hatte bisher 40 Stunden, das verdoppelt sich jetzt nahe- zu, wenn die Ausschussarbeit beginnt. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich derzeit? In welchen Fachausschüssen werden Sie oder würden Sie gern aktiv sein? Wofür sind Sie eine Expertin? Welche politischen Anliegen liegen Ihnen persönlich am Herzen? A.F.: Die Vergabe der Ausschüsse wird erst im Januar erfolgen. Mich interessieren die Themen Verkehr und Umwelt, um für den Wahl- kreis viel zu erreichen. Aber auch die Bekämpfung von Rechtsex- tremismus und Bildung sind mir Anliegen. Dadurch, dass ich aus der kommunalen Ebene komme, verstehe ich die Bedürfnisse der Kommunen für eine Verbesserung der Lebensqualität vor Ort. Das möchte ich gerne einbringen. Wie werden Sie konkret für die regionalen Interessen der Bürge- rinnen und Bürger im Mühlenbecker Land einstehen? A.F.: Bezahlbarer Wohnraum, Mobilität und Lärmschutz entlang der Bahntrassen sind zentrale Themen, die auf meiner ToDo-Liste für das Mühlenbecker Land stehen. Da einen spürbaren Beitrag zu leisten, ist mein Ziel gemeinsam mit Kommune, Kreis und Land, auch wenn es langfristige Themen sind. Aus welchen Quellen informieren Sie sich über die lokalen An- liegen und Probleme? Wer sind Ihre Ansprechpartner? A.F.: Meine wichtigsten Ansprechpartnerinnen sind die Bürger- schaft. Im Wahlkampf haben wir an vielen Haustüren geklingelt und ich bekomme viel Post. Darüber hinaus stehe ich mit der loka- len SPD, den Kommunalvertreterinnen und dem Bürgermeister in engem Austausch. Die tagesaktuellen Medien zu lesen, ist natürlich Pflicht. WennWähler Sie bitten, zumBeispiel in Bürger- sprechstunden, sich einer Sache anzunehmen, um welche Belange geht es da in der Regel? A.F.: Das betrifft alle Lebensbereiche, vom Ren- tenbescheid oder Bauantrag über Straßenausbau oder Sorgen mit dem Kurzarbeitergeld in der Pandemie … Allerdings ist in den meisten Fällen die kommunale Ebene zuständig. Es scheint die Vorstellung da zu sein, wenn sich ein Mitglied des Bundestages der Sache annimmt, Abrakadabra, geht alles ganz leicht – so ist es jedoch meist nicht. Zumindest kann ich aber häufig die richtigen Menschen zusammenbringen und einen Anstoß geben. Welche Einflussmöglichkeiten hat ein einzelner Abgeordneter im Bundestag eigentlich? A.F.: Eine einzelne Abgeordnete hebt dieWelt nicht aus den Angeln. Aber man bekommt ein gutes Netzwerk und viele Informationen und kann so Dinge anschieben oder vermitteln. Bei Abstimmungen im Bundestag ist natürlich der Einfluss innerhalb einer Regierungs- partei etwas größer, Anliegen in die „richtige“ Richtung zu bewe- gen. Am Ende habe ich aber nur eine Stimme, wie alle anderen Abgeordneten auch. Was haben Sie in den letzten Jahren politisch ändern können? A.F.: Ich habe dazu beigetragen, dass die Kultur in meiner Stadt gestärkt wurde und damit Orte der Begegnung entstanden. Wo sich Menschen treffen und austauschen, entsteht Bewegung und gemeinsames Tun. Diese Arbeit habe ich vor vielen Jahren mit dem Aufbau des Bündnisses Nordbahngemeinden mit Courage begon- nen, das für eine lebendige lokale Demokratie und gegen Rechts- extremismus steht. Wo Menschen im Dialog sind, können sie etwas beeinflussen und gestalten: ob im Verein, in der Nachbarschaft oder in einer Institution – Selbstwirksamkeit macht stark und zu- frieden. Unsere Frau im Bundestag: Ariane Fäscher Mit der Mehrheit der Stimmen zog die SPD-Kandidatin Ariane Fäscher aus Hohen Neuendorf am 26. September in den Deutschen Bundestag. Wir wollten wissen, was sich für sie seither verändert hat und was sie für unsere Region bewegen will. Bezahlbarer Wohnraum, Mobilität und Lärmschutz entlang der Bahntrassen

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