Mühlenspiegel 35

26 / Kinderstimmen Wir befinden uns im Gemeinderaum an der Schildower Kirche, mitten in einer Probe des Kinderchors. Gerade üben hier zehn Kin- der der mittleren Gruppe, im Alter von sechs bis acht Jahren. Das Do-Re-Mi ist Stimmbildung für Kinder. Stimmbänder lassen sich trainieren wie andere Muskeln auch – und damit das Spaß macht, beginnt Chorleiterin Christiane Hünerbein (49) ihre Proben gern mit einer Stimmbildungs-Geschichte. Ist die Stimme geschmeidig, singen die Kinder die unterschiedlichsten Lieder: fröhliche, trauri- ge, alte und neue, lustige Lieder und Passendes zu jeder Jahreszeit. Im nächsten Augenblick springen alle Kinder auf und tanzen als Pinguine um die Stühle herum, dazu singen sie aus voller Keh- le ein Lied über Eisbären, die gern Pinguine fressen. Ein Junge schlägt die Trommel. „Atmung und Körperhaltung sind ganz wichtig; das üben wir viel mit Bewegungen, kleinen Tänzen oder Body-Percussion“, erklärt die Chorleiterin. Zugleich wird der Unter- richt so nie langweilig, und das Singen im Chor macht schon den Kleinsten ab drei Jahren großen Spaß. Dazu gibt es im Kinderchor die Möglichkeit, spielerisch verschiedene Instrumente auszupro- bieren. Doch jetzt wird es erst einmal richtig anspruchsvoll: Notenschu- le. Etwa ab dem Schulalter lernen die Kinder Schritt für Schritt nach Noten zu singen. Auch Rhythmusübungen sind wichtig. Die Chorleiterin weiß, worauf es ankommt: Christiane Hünerbein ist ausgebildete Chorleiterin mit einem B-Chorleitungsabschluß. Seit frühester Jugend nahm sie selbst Gesangsunterricht und wenn sie singt, ist das nicht zu überhören. Sie beherrscht das Klavier, die Or- gel, die Gitarre und die Blockflöte und hat sogar einmal Trompete gelernt. Nach den ersten Jahren als Leiterin von Erwachsenenchören spezialisierte sie sich vor zehn Jahren auf den Kinder- & Jugend- bereich. Hier ist ihr der pädagogische Teil ihrer Arbeit mindestens ebenso wichtig wie die musikalische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen. Sie selbst hat sieben Kinder, die sie gemeinsam mit ihrem Mann und großzieht – der Jüngste ist 8, der Älteste 22 Jahre alt – und natürlich können sie alle sehr gut singen und spielen Instrumente. Wenn die Beziehung zum Chorleiter stimmt, dann macht das Sin- gen Freude. Das gilt schon für die Allerkleinsten. „Bei mir dürfen die Kinder zuallererst so sein, wie sie sind!“, betont Frau Hüner- bein. Da kommt es auch schon einmal vor, dass ein Kind zum Singen zunächst lieber unter dem Stuhl sitzt. „Bei uns geht es nicht um Perfektion, sondern vor allem um die Freude an der Musik und den Spaß am gemeinsamen Singen – egal ob vor Publikum oder einfach miteinander.“ Und doch geht beides Hand in Hand. Lebendiger Kinderchor „Do – re – mi – fa – so – la – ti – dooooo“, so geht es die Tonleiter hinauf. Konzentriert bli- cken die kleinen Gesichter vor sich hin, während die Hände in einfachen Bewegungen das Steigen der Tonhöhe mitverfolgen. Und die Töne sitzen – meistens zumindest …

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