Mühlenspiegel 34

Lange schon vor Beginn der Zwei-Mann-Komödie „Bis dass dein Tod uns scheidet“ fanden sie sich auf dem Sportplatz ein – die Zühlsdorfer und ihre Gäste. Und alle genossen es, sich wieder mal zu einem kulturellen Ereignis zu treffen und dieses zu feiern. Das Wetter spielte hervorragend mit und so waren die ersten Klappstühle schon kurz nach 18 Uhr aufgestellt, die Verzehrpakete geöffnet und das erste Bier vom Fass gezapft. Immerhin 119 Klappstühle standen schlussendlich, als Sascha Gluth und Leopold Altenburg die „Bühne“ betraten. Bevor die Komödie ihren Lauf nehmen durfte, entbrannte ein Streit um die Rollenverteilung. Am Ende aber gab es wohl keinen Verlierer: auch wenn sich Sascha Gluth als Sir Charles Chadwick gegen Leopold Altenburg durchsetzen konnte und sich letzterer mit der Rolle des Faktotums Ru- precht zu begnügen hatte. Es war ein Sieg der Province über das Wiener Hoftheater. Der erste schöne komödianti- sche Höhepunkt des Abends war gesetzt. Kultur zum Anfassen gab es. Hautnah. Besonders die Da- men und Herren aus der ersten Klappstuhlreihe können bestätigen, wie schnell man als „anwesender Trauergast mit zwielichtiger Rolle“ zum aktiven Teil der Geschichte gemacht wird. Im Übrigen auch mal nass gespritzt wird ;-) Gezeigt wurde eine herrlich-gemeine Zwei-Mann-Komödie über einen, wie das Theater am Wandlitzsee (TaW) ankün- digte „professionellen Witwer mit mörderisch guten Tipps für alle, die ganz unverbindlich wissen möchten, wie man die bessere Hälfte vorzeitig unter die Erde bringt. Sir Charles Chadwick ist frisch verwitwet und das bereits zum zehnten Mal. Dieses ganz besondere Fest nimmt er zum Anlass, sei- ne zahlreichen Ehen Revue passieren zu lassen, denn alle Gattinnen schieden nicht freiwillig dahin. Ehefrau Nr. 10 jedoch hat Charles ein ganz spezielles Abschiedsgeschenk hinterlassen.“ Zuvor aber suchte Sir Charles bereits nach Ehefrau Nummer elf. Wo? Natürlich im Publikum. Wunderbar mitzuerleben, mit welchem stimmlichen und körperlichen Einsatz das Thema abgearbeitet wurde. Und immer unter Einbeziehung des Publikums. So manches Mal fragte man sich als Zuschauer, ob man gerade selbst als Teil der Geschichte agierte. Dann und wann auch, ob gerade die Geschichte (weiter)erzählt wird, oder sich die beiden Mimen nicht spontan einen nicht weniger humori- gen Nebenschauplatz ausgesucht hatten. Alles in allem: Kultur auf hohem Niveau. Regie führte Axel Poike. Die Ausstattung lag in den Händen von Julia Horvath. Danke dem Ortsbeirat, dass er das TaW nach Zühlsdorf ge- holt hat. Das nach zwei ausgefallenen Heidefesten in der Ortskasse liegende Geld war hier bestens angelegt. Danke allen an der Organisation und Durchführung Beteiligten. Nach diesem Abend wird sicher mancher der Teilneh- mer, der das TaW noch nicht kannte, auch mal in Wandlitz vorbeischauen wollen, wenn sich die Türen wieder öffnen dürfen. Wir wünschen dessen Betreibern Julia Horvarth und Sascha Gluth, dass dies recht bald geschehen möge. Webseite Theater am Wandlitzsee: www.theater-wandlitz.de Text, Fotos © Jürgen Naß KLAPPSTUHLTHEATER, THEATER IN ZÜHLSDORF | 55

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