Mühlenspiegel 34

Street Art Galerie Das neue Buch über Berliner Wandmalerei von Norbert Martins Auf der letzten Seite der „Street Art Galerie“ steht am Ende die Danksagung an Ben Wagin. Das dritte Buch des Schil- dowers NorbertMartins über BerlinerWandmalerei ist Ende 2020 erschienen, ein halbes Jahr später starb sein Freund, der Aktionskünstler, Bildhauer und Baumpate, über des- sen „Weltbaum - Grün ist Leben“ Martins 1975 auf dem Siegmundshof am S-Bahnhof Tiergarten „gestolpert“ war. Fortan entwickelte er eine Leidenschaft für die Malereien und ihre Künstlerinnen und Künstler, die an Berliner Haus- wänden in großen Formaten teilweise großartige Ideen realisierten. „Mit Ben Wagin hat Berlin einen sehr guten Menschen verloren, mit dem ich viele Stunden verbracht habe und den ich nie vergessen werde“, schreibt Martins auf seiner Website im Gedenken an den im Alter von 91 Jahren verstorbenen „Papst der Bäume“. Für „monopol, Ma- gazin für Kunst und Leben“, interviewte Leonie Wessel den Herausgeber der „Giebelphantasien“ (1989), „Hauswände statt Leinwände“ (2012) und nun „Street Art Galerie“ (2020). In seinem Privat-Archiv habe er inzwischen über 20.000 Bild-Dateien von mehr als 900 großen Wandbildern und ihrer Entstehung, verrät Norbert Martins. Ursprungsland der Wandmalerei sei Mexiko, wo Diego Rivera, der Mann der Malerin Frida Kahlo, um 1918 erstmals ein Bild an eine Außenwand gemalt hat. In Europa waren Bremen und Ber- lin die ersten deutschen Städte, in denen entsprechende Aufträge - ursprünglich als Arbeitsbeschaffungsmaßnah- men – an dort lebende Künstler vergeben wurden. Wand- bilder wurden anfangs oft in Baulücken gemalt, die nach und nach mit Häusern gefüllt oder von nachträglich aufge- tragener Wärmedämmung überdeckt wurden. Heute malt man „Street Art“ lieber auf Vorderfassaden, um etwas Farbe in triste Gegenden zu bringen. In Kreuzberg, wo eine Menge Wandmalereien zu finden sind, bietet der Wände-Fotograf auch Führungen an, weil man dort gut zu Fuß durch verwinkelte Nebenstraßen - wie durch eine Freiluftgalerie - gehen kann. 2019 hat- te der Schönfließer Bürgerverein Bieselheide e. V. Norbert Martins, der seine Aufnahmen auch schon in der Berliner „Urania“ und im „HXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum“ gezeigt hat, zu einem Vortrag eingeladen. Darüber war an- schließend auf der Website des Vereins zu lesen: „Er erläu- terte uns eine große Auswahl an Wandbildern und brachte uns die Intentionen der Künstler wie auch die Reaktionen der Anwohner nahe, die tagtäglich mit den Gemälden le- ben. Bei einem der neuesten Werke konnten wir anhand eines kurzen Films den gesamten Entstehungsprozess nachvollziehen, standen sozusagen mit auf dem Gerüst.“ Den dritten Band der Berliner Wandbilder, „Street Art Ga- lerie“, hat Norbert Martins wieder zusammen mit seiner Tochter Melanie herausgegeben, eingeleitet von einem Grußwort des Berliner Senators für Kultur und Europa Klaus Lederer. Im lesenswerten Vorwort erklärt Martins, das vorliegende Buch zeige „die Entwicklung der Graf- fiti- und Street Art Wandmalerei ab 2012“, stellt einzelne Maler(gruppen) vor und geht auch auf die von Straßen- Künstlern mitunter rücksichtslos überschrittenen Grenzen zwischen „legal und illegal“ ein. Mit Haft- und Geldstrafen mussten die Erwischten für teilweise enorme Sachschä- den büßen; denn „wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert“, kann bis zu zwei Jahre hinter Gitter kommen. Schon der „Versuch ist strafbar.“ Die Frei- heit der Kunst bedeutet eben nicht Freiheit vom Gesetz. Das wunderbare Bilderbuch für Erwachsene zeigt auf 144 Seiten 370 farbige Fotos mit informativen Erläuterungen und kann in jeder Buchhandlung bestellt werden: Norbert und Melanie Martins, Street Art Galerie (29,90 €). Einwoh- ner der Gemeinde Mühlenbecker Land dürfen sich auch direkt an Martins wenden: Telefon 033056 76 161. Weitere Informationen auf http://norbert-martins-wandbilder-berlin.de Text © Harald Grimm, Fotos © Norbert Martins

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