Mühlenspiegel 34

Nachhaltige Landwirtschaft im Mühlenbecker Land Matthias Erb streift durch das mittlerweile hüfthohe Grün der von ihm mitgegründeten „BI – Bunte Äcker“ und be- gutachtet das Wachstum „seiner Pflanzen“. Seit Ende 2020 hat die Gemeinde der Bürgerinitiative ein kleines Flurstück zu einer ortsüblichen Pacht zur Verfügung gestellt. Davor wurde hier über Jahre hinweg konventionelle Landwirt- schaft unter Einsatz von Pestiziden betrieben. Nach dem die Gemeindevertretung beschlossen hatte, den Einsatz von Glyphosat auf gemeindeeigenen Flächen zu untersa- gen, wollte der ursprüngliche Pächter nicht mehr weiter- machen. Nun möchte die BI ausprobieren, was langfristig ohne den Einsatz von Pestiziden möglich ist und wie der Boden nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Wir beobachten seit Jahren, dass auch die letzten Blüm- chen am Wegesrand verschwinden und die Äcker bis auf den letzten Zentimeter zur Ertragsmaximierung genutzt werden. Aus vielfältigen und unterschiedlichen Gründen haben die Landwirte derzeit keinen Anlass, den Schritt hin zu einem ökologischeren Umgang mit ihrem Boden zu ge- hen“, so die BI auf ihrer Website. (www.bunte-aecker.de/ ) Die BI möchte sich nicht anmaßen, einen ausgebildeten und erfahrenen Landwirt oder eine Landwirtin zu belehren. Ihre Mitglieder wollen selbst in der Praxis lernen, unter- suchen und den für sie richtigen Weg finden. „Mit diesen Erfahrungswerten würden wir uns natürlich freuen, im Austausch mit anderen Landwirtschaft betreibenden Per- sonen gemeinschaftlich einen weiteren Weg zu gehen“, merkt Matthias Erb an, während er die Vielfalt und das Ge- deihen der Pflanzen auf den Bunten Äckern begutachtet. Nachhaltigkeit als oberstes Ziel Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt ur- sprünglich aus der Forstwirtschaft. Der Gedanke dahinter ist so einfach wie lo- gisch. Es dürfen nicht mehr Bäume ge- fällt werden, als nachwachsen können, damit auch die Generationen nach uns in Zukunft noch Holz zur Verfügung haben. Mittlerweile ist es Gemeingut, dass sich Nachhaltigkeit auf mehr erstreckt als Holz. Alle natürlichen Ressourcen unserer Umwelt müssen so schonend behandelt werden, dass sie künftigen Generationen – also unseren Kindern und Kindeskin- dern – erhalten bleiben. Vielfalt statt Monokultur. Die Bürgerinitiative „BI – Bunte Äcker“ möchte auf einem gemeindeeigenen Acker nachhaltige Landwirtschaft betreiben „Wir möchten einen Denkanstoß geben, indem wir selbst aktive und vorbildhafte Teilnehmende dieses Prozesses werden. Wir möchten zeigen, dass es Alternativen gibt zu Raps, Mais und Co, die zur ökologischen Vielfalt beitragen und gleichzeitig ausreichend Ertrag abwerfen“, sagt Mitin- itiator Lennart Münch, der als Landschaftsgärtnermeister seine fachlichen Kenntnisse einbringt. Handarbeit im Einklang mit der Natur Was von außen wie ein von Unkraut überwucherter Acker erscheint, dient in Wirklichkeit dem Ziel, dem Boden wie- der Nährstoffe zuzufügen. Auf der Hälfte der Fläche wurde dafür eine Mischung aus wertvollen regionalen Blühpflan- zen gesät. Auf dem restlichen Acker wird mit Süßlupinen, Buchweizen, Gelbsenf und Sonnenblumen und „anderen Wohltaten für den Boden“ experimentiert, „die gleichzeitig wertvolle Nahrung für Bienen, Insekten und Vögel sind“, heißt es weiter auf der Homepage der Bunten Äcker. „Die Aussaat hatten wir uns ehrlicherweise etwas einfacher vorgestellt, denn außer mit haushaltsüblichen Harken und einer Kleingarten-Kartoffelharke waren wir etwas kläglich ausgestattet. Da die Samen zum Teil einige Zentimeter un- ter die Erde gebracht werden mussten, war es notwendig, Rillen zu schaffen, die wir letztendlich mit selbstgebauten Harken zogen. Wir hatten trotz der Anstrengung sehr viel Freude bei der Arbeit und haben viel gelernt. Auch für die Kinder war es ein Erlebnis, das nicht jeder Tag bietet und sie waren mit Spaß dabei“, erzählt Nicole Bachmann, Mit- gründerin und Sprecherin der BI. Wie sich der pestizidgeplagte Boden in den nächsten Jah- ren entwickelt, soll durch die fortlaufende Entnahme von Bodenproben beobachtet werden. Geplant ist auch eine Zusammenarbeit mit einer Hochschule, die Studien über die Entwicklung des Projektes auswerten möchte. Nachhaltige Landwirtschaft ist aktiver Klimaschutz Bevor darüber nachgedacht werden kann Lebensmittel an- zubauen, ist es grundlegend wichtig, zunächst einen humusreichen Boden zu schaffen, wo vorher karger, bran- denburgischer Monokulturboden war. Das ist nicht nur Selbstzweck, denn die Bedeutung des Humus für das Klima ist nicht zu unterschätzen. 14 | NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT IM MÜHLENBECKER LAND

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