Mühlenspiegel 33

Sonderthema: Ein Jahr Corona-Pandemie / 29 Michael Baudner, DRK Jugendfreizeittreff Schönfließ Das Jahr 2020 war kein leichtes Jahr für die gesamte Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland. Verbote und Einschränkungen, Unsi- cherheit sowie Ungewissheit prägten die Arbeit und den Alltag für den Rest des Jahres. Dabei hatte das letzte Jahr so vielversprechend begonnen. Die so heiß- geliebten Winterferien standen noch unter guten Vorzeichen und es konnten, wie gewohnt, Ferienangebote unterbreitet und die Sporthalle in Schildow genutzt werden. Doch Mitte März wendelte sich das Blatt. Von einem Tag zum anderen mussten alle nicht systemrelevanten Einrichtungen schließen. Auch die Jugendeinrichtung in Schönfließ war davon betroffen. Es bestand ein generelles Betretungsverbot und Angebote konnten die Kids vor Ort nicht nutzen. Schwere Wochen und Monate standen uns bevor. Zwar wurde die Arbeit durch soziale Medien und Einzelgespräche an der frischen Luft kompensiert, doch dies war kein Vergleich zur „normalen“ Arbeit bei einem geöffneten Jugendhaus. Nach dieser schweren Zeit traten Ende Mai endlich Lockerungen in Kraft. Schritt für Schritt kehrte die Einrichtung zur „neuen Normalität“ zurück. Am Beginn der „neuen Zeit“ durften maximal 4-5 Kinder und Jugendliche zur gleichen Zeit die Einrichtung nutzen. Aus diesem Grund entschloss ich mich, ein offenes Haus mit verschlossener Tür vorzuhalten. Für die Kids bedeutete diese Maß- nahme, dass sie sich vor jedem Besuch anmelden mussten. Ziel war es dabei, dass sich nicht zu viele Kids, als die vorgeschriebene Besucher- zahl, in der Einrichtung aufhalten. Schritt für Schritt traten nun weitere Lockerungen in kraft die dem Jugendhaus Möglichkeiten gaben, eine „relative“ Normalität für die Kids herzustellen. Angebote waren wieder erlaubt und das Haus konnten mehr als 5 Kids frequentieren. Doch im November/Dezember wurden die „Uhren“ wieder auf „Null“ gestellt. Nur Kinder zwischen 10 und 13 Jahre konnten ab diesem Zeitpunkt den Jugendfreizeittreff Schönfließ besuchen. Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren konnten die Einrichtung nur für kurze Be- ratungen beziehungsweise Einzelgespräche nutzen. Bereits zu dieser Zeit verfügten wir über zwei Luftreiniger, welche für einen zusätzli- chen Schutz, neben der AHA-Regel + Lüften, sorgten. Sicherlich war diese Anschaffung nicht ganz uneigennützig, da ich selbst zu einer der Risikogruppen gehöre. Leider trat Anfang 2021 keine Entspannung ein und die Maßnahmen, die eigentlich nur die Monate November/ Dezember angedacht waren, gelten bis zum heutigen Tag. Die Kinder- und Jugendlichen aus Schönfließ sehnen sich nach diesem harten Jahr, ein normales Leben mit sozialen Kontakten zu führen. Diesen Wunsch kann die Jugendeinrichtung nur begrenzt erfüllen, da durch die vorgegebene Eindämmungsverordnung viele Sachen untersagt sind. Auch ein fehlender Impfstoff für unter 16-jährige rückt diesen Wunsch vermutlich noch in weite Ferne. Bleibt nur die Frage und die Hoffnung, ob sich die Lage im Jahr 2021 wirklich entspannt, sich das Leben in Deutschland normalisiert und alle wieder soziale Kontakte knüpfen, um ein „normales Leben“ führen zu können. Ingrid Sontheimer-Grimm, Bürgerverein Bieselheide Inwieweit waren/sind Sie von der Corona-Pandemie betroffen? Als Ruheständlerin vor allem durch die notwendigen Kontaktredu- zierungen und den Wegfall von Unternehmungen mit anderen. Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt? Persönliche Ereignisse am Anfang und am Ende des Jahres: im Ja- nuar der Tod eines Menschen, der uns sehr nahe stand, im Februar meine Geburtstagsfeier, im Dezember die Geburt unseres dritten Enkelkindes, dazwischen Ostern, der Sommer und vor allemWeih- nachten als Feste und Zeiten ohne die üblichen Begegnungen. Mein Mann und ich haben während des ersten Lockdowns fast jeden Tag mit einer Runde Nordic Walking begonnen. Über mehrere Wo- chen beschäftigte mich das jahrzehntelang vernachlässigte Sortieren von Foto-Erinnerungen, sodass unser Wohnzimmer zur Fotogalerie und ein weiterer Raum zum Dia-Atelier wurden. Das Vereinsleben auf Sparflamme: Regelmäßige Ausflüge und Treffen im Bürgertreff fielen aus, nur das Boulespielen, der Taiji-Kurs und Radtouren konnten weiter durchgeführt werden. Unser 20-jähriges Jubiläum als Bürgerverein haben wir - draußen und mit Abstand - ebenso durchgeführt wie das alljährliche Boule-Turnier. Das hat uns sehr geholfen, bei aller eingehaltenen Distanz nicht die Nähe zu ver- lieren. Mit dem Rad bin ich so oft gefahren wie seit Jahren nicht mehr. Schwerer war der 2. Lockdown: Winterzeit und alle sozialen Aktivi- täten auf Null. Schön waren die beiden wunderbaren Schnee- und Eiswochen. In Lübars haben wir mit den Enkelkindern die Rodel- bahnen entdeckt und kamen uns vor wie auf Gemälden des hollän- dischen Malers Breughel. Nur die Gespräche zeugen von einer ganz anderen Zeit: Nie zuvor habe ich so häufig den Satz gehört: „Muss jetzt gehen, habe gleich eine Videokonferenz.“ Um unsere berufstä- tigen Kinder etwas zu entlasten, habe ich einen familiären Catering- service organisiert – mein Mann hat den Kurierdienst übernommen. Ihr kurzes Resümee: Was nehmen Sie aus diesem Jahr/aus der Corona-Zeit mit? Wie schnell unerwartete Veränderungen in das gesellschaftliche Leben Verunsicherung und Hilfsbereitschaft tragen, aber auch, wie unglaublich sich Überheblichkeit und Verantwortungslosigkeit breit machen können! Respekt vor der Arbeit von Politikern und Wissenschaftlern, die verantwortlich nach Lösungen suchen und diese mit unterschiedlichen Strömungen in der Gesellschaft umzu- setzen versuchen müssen. Was wäre Ihr Wunsch für die Zukunft? Ganz persönlich: die Arme ausbreiten für die Enkel; keine Masken mehr; lebendiges Berlin erleben; sich mal „schick machen“; mit Ver- wandten, Nachbarn und Freunden entspannt feiern! Gesellschaftlich: positiv denken, ohne naiv zu sein; zuhören und kritisieren, ohne andere schlechtzumachen! Boule-Turnier 2020 mit Teams aus allen vier Ortsteilen

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