Mühlenspiegel 33
I ch stamme aus Sachsen-Anhalt – die Bö- den dort sind schwarz, satt und frucht- bar. Die Wiesen meiner Kindheit hatten ein sattes Grün, die Streifen am Weges- rand blühten, überall summte und brumm- te es und die Stängel der Tomaten hatten den Umfang eines Kinderarmes. Seit vie- len Jahren lebe ich hier im Mühlenbecker Land, ich bin angekommen und fühle mich zu Hause. Das Einzige, womit ich immer wieder hadere, ist der hiesige karge Bo- den und die Schwierigkeiten, die dieser beim Gemüse- und Pflanzenanbau mit sich bringt. Und es fehlen mir die blühen- den Felder und Feldränder mit den blauen Kornblumen oder dem rotem Mohn, die weißen Margeriten … eben all die vielen Blumen amWegesrand. Wenn ich könnte, hätte ich genau eine solche Blumenwiese vor meinem Garten- zaun; eine, in der es vom Frühjahr bis zum Herbst summt und brummt. Aber darf ich das denn? Meist – auch so bei uns – gehö- ren die Flächen vorm Zaun der Gemeinde. Hier gilt die Grünordnung, welche besagt, dass die Flächen frei zu halten sind. Rasen ist erlaubt, aber dieser muss regelmäßig gemäht werden. Also der Tod einer jeden Blumenwiese … Und doch, es ist möglich! Blühpatenschaft vor meinem Grundstück? Wie geht das? Eigentlich ganz einfach. Melden Sie sich persönlich oder per Telefon und E-Mail bei der Gemeinde Mühlenbecker Land. So können mit Ihnen Details und Grund- lagen abgestimmt werden. Nachdem Sie einen sogenannten „Patenschaftsvertrag“ abgeschlossen haben, erhalten Sie für die von Ihnen gepflegte Grünfläche ein Schild: „Für diese Grünfläche haben An- wohner die Patenschaft übernommen.“ Durch den Vertrag sind Sie mit der Auf- gabe betraut, die Fläche zu bewässern, zu mähen und zu pflegen. Zudem sind Sie dadurch bei Ihren ehrenamtlichen Tätig- keiten zur Pflege der Blühfläche über die gesetzliche Unfallversicherung der Ge- meinde Mühlenbecker Land versichert. Alle Informationen zum Nachlesen sowie das Formular für den Antrag finden Sie auf unserer Website. Was wollen wir erreichen? • Erhöhung des Insekten- und Bienenbe- standes im Mühlenbecker Land • Erhöhung der Artenvielfalt im Gemein- degebiet • Verschönerung des Ortsbildes • Nachhaltige Sensibilisierung und En- gagement der Bürger für den Insekten- schutz durch Patenschaften • Mehr naturnahe Gärten, weniger Thu- jen-Hecken, Kiesgärten und versiegelte Flächen Was ist nicht gewollt? Umzäunungen der Flächen, bauliche Veränderungen, Schnittmaßnahmen an Gehölzen oder die Verwendung von Kunstdünger und Chemikalien sind nicht gewollt und nicht zulässig. Blühwiesen ohne Patenschaftsvertrag? Ja, auch das ist möglich: auf Ihrem ei- genen, privatem Grund und Boden. Die Gemeinde Mühlenbecker Land begrüßt es sehr, wenn sich die Bürger*innen für mehr Insektenschutz einsetzen und ihre Privatgärten bienenfreundlich gestalten. Auch die Gestaltung von Grabstellen auf dem Friedhof kann insektenfreundlich umgesetzt werden. Mit der richtigen Grabbepflanzung schaffen Sie einen Beitrag zum Erhalt der Insekten. Die Gemeinde Mühlenbecker Land hat dazu einen Aushang mit Informationen für die Friedhöfe erstellt. Eine insekten- und bienenfreundliche Fläche bedeutet übrigens nicht, Bienen- völker im eigenen Garten zu beherber- gen. Es bedeutet, den Garten oder die Wiese vor der Tür als Lebensraum für Insekten zu entwickeln, so dass sich die unterschiedlichen Insekten- und Bienen- arten kontinuierlich nähren können und Nistmöglichkeiten finden. Es müssen also abwechselnd blühende Sträucher, Bäume und Blumen vorzufinden sein. 16 / Es grünt so grün – von Blumen und Bienen und Menschen Mit den richtigen Pflanzen Lebensräume für Insekten & Co. schaffen Für Bienen sind Klee, Adonisröschen, Primeln, Krokusse, Schneeglöckchen, Schneeheide, Christrose, Margeriten, Nel- ken, Lavendel, Männertreu, Strohblumen, Astern, Malve, Ackerkraut, Ackerbohne, Ringelblumen, Kornblume, Ehrenpreis, Sonnenblume, Sonnenhut, Efeu, Orega- no, Herbstzeitlose, Alant, Thymian, Rosen, Prachtkerzen, verschiedene Salbeiarten, Duftsteinrich, Vanilleblume, Bartnelken, Schafsgarbe, Potulakröschen und Zwerg- mispel geeignet. Fleißige Bestäuber sind Bienen an Beerensträuchern und Obst- bäumen, Vogelbeere, Kastanie, Linde. Schmetterlinge & ihre Raupen lieben Kugeldistel, Liguister, Phlox, Salweiden, Baldrian, Blaustern, Schlüsselblume, Margerite, Purpurfetthenne und Neubel- gische Aster. Schmetterlingsflieder macht seinem Namen alle Ehre und lockt viele Tagfalter an. Die Raupen mögen aller- dings viel lieber Fenchel, Brennnesseln und die Wilde Möhre. Auch Sal-Weide, Blaukissen, Steinkraut, Rot-Klee, Lavendel, Thymian, Phlox, Distel, Fetthenne und Herbst-Aster sind ideale Futterpflanzen. Nachtfalter kann man mit Geißblatt, Ler- chensporn, Melisse, Fetthenne, Seifen- kraut, Blutweiderich, Nachtviole, Nacht- kerze, Nachtlichtnelke oder nickendem Leimkraut glücklich machen. Buchtipp: Meise mag Melisse „Wussten Sie, dass Blaumeisen Zitronen- melisse lieben, weil sie damit Parasiten aus dem Nest vertreiben können? Oder dass der Minzeblattkäfer so viel Minze frisst, dass er selbst danach riecht? Elke Schwarzer nimmt Sie mit auf eine Entde- ckungsreise durch den eigenen Garten und verrät Ihnen, mit welchen Pflanzen Sie Ihre ganz persönlichen Lieblingstiere anlocken können. Mit Pfaffenhütchen, Silberblatt und Gilbweiderich fühlen sich Rotkehlchen, Aurorafalter und Schenkel- biene bei Ihnen garantiert ganz schnell wie Zuhause.“ Verlag: Eugen Ulmer Taschenbuch: 128 Seiten ISBN-10: 381860925X Eine Blüh- patenschaft ist die Lösung
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