Mühlenspiegel 33

Ihr Ratgeber rund um das Thema Umwelt Wohin man auch geht: überall sogenannte Bienenhotels – in Kitas und Schulgärten, am Löwenzahnpfad, in privaten Gärten. Doch zählen Sie mal: Wie viele Öffnungen sind wirklich bewohnt? Meist nicht viele, denn Wildbienen sind wählerisch. Dabei ist es gar nicht schwer sie anzulocken; die folgenden 5 Fehler lassen sich leicht vermeiden: 1. Fehler: „Stellen wir ein Bienenhotel auf, leis- ten wir einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Wildbienen.“ Richtig: Die Bienenarten, die in gewöhnliche Nisthilfen einziehen, finden in der Natur genug Alternativen. Dafür brauchen sie uns nicht. Viel wichtiger ist für sie ein reichhaltiges Nektar- und Pollenangebot in unseren Gärten (vgl. S. 16). Aber mit einer gut gemachten Nisthilfe können wir sie anlocken. Dabei es handelt sich keines- wegs um ein „Hotel“ für den kurzen Aufenthalt, sondern eher um eine „Reihenhaussiedlung“, die oft mehrjährig bezogen wird. Dementsprechend muss sie auch gepflegt werden: Geöffnete Gänge werden imWinter gereinigt; verschlossene bitte in Ruhe lassen! Außerdem werden Elemente, die auf Dauer unbesiedelt bleiben, ausgetauscht. Eine „gute“ Nisthilfe ist innerhalb weniger Jahre voll besetzt. 2. Fehler: „Hübsche“ Elemente wie Lochziegel, Gasbetonsteine, Rindenstücke, lose Äste, leere Schneckenhäuser, Kiefernzapfen, Stroh oder Holzwolle. Richtig: Zuverlässig anlocken lassen sich bei uns vor allem hohlraumbewohnende Wildbie- nenarten. Sie brauchen horizontale Gänge von min. 10 cm Länge und eine freie Innenröhre mit 3–6 mm Durchmesser. Der Hohlraum muss hinten verschlossen und dunkel sein. Das Ma- terial sollte Feuchtigkeit aufnehmen. Geeignet sind z.B. Bambusröhren, Schilf- und Strohhal- me, Pappröhrchen, alte Strangfalzziegel oder saubere Bohrungen in Holz. Die oben genannten Elemente sehen vielleicht toll aus, sind aber nutz- los bis tödlich für Bienen. Sie locken höchstens unliebsame Nachbarn wie die räuberischen Ohrenkneifer an. Wer Nisthilfen für andere Arten bereitstellen möchte, sollte dies in einem Abstand tun und sich vorher genau informieren. 3. Fehler: Nistkasten vorn und hinten offen, aber großes Dach obendrauf. Richtig: Wildbienen sind Sonnenanbeter! Ein großes Holz- oder Blechdach wirft zu viel Schatten auf die Nester – bei Kühle und Feuch- tigkeit schimmeln die Brutzellen. Besser: ein dop- pelwandiger Schutz nach Westen und Norden gegen Wind und Kälte. Und oben ein licht- durchlässiges Dach, z.B. aus Polycarbonat, das als Regenschutz weit übersteht. Wichtig: Auch zum Boden hin sollte Holz gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt werden. Wer zudem die Larven vor Vogelfraß schützen möchte, spannt zusätzlich einen Maschendraht oder ein blaues Kunststoffnetz mit Durchlässen von 3 x 3 cm in 20 cm Abstand vor die Nester. 4. Fehler: Unsaubere Bohrungen, zerfaserte Hohlstengel, gequetschte Eingänge. Richtig: Wildbienen suchen sich gern möglichst enge Brutgänge aus. Dort geht es vorwärts hin- ein und rückwärts wieder hinaus. Sind die Wän- de dort drinnen jedoch splissig und aufgeraut, ist das Verletzungsrisiko für die Hautflügler sehr groß – und ein eingerissener Flügel bedeutet den sicheren Tod! Beim Bau von Nisthilfen müssen wir daher besondere Sorgfalt walten lassen. Eine elektrische Laubsäge bspw. schneidet Halme, ohne sie zu quetschen. Das Innere von Hohlstengeln lässt sich mit zusammengerolltem Schmirgelpapier behandeln. Bohrmehl wird sorgfältig ausgeklopft und raue Holzoberflächen im Eingangsbereich mit feinem Sandpapier geglättet. 5. Fehler: Falsches Holz oder falsch gebohrt. Richtig: Holz für Nisthilfen sollte gut abgelagert und entrindet sein. Gut geeignet sind Harthöl- zer wie Esche, Buche, Hainbuche oder Eiche. In frischem oder weichem Holz (z.B. Nadelholz) bilden sich raue Flächen und Risse entlang der Gänge. Hier dringen Parasiten leicht in die Bruthöhlen ein. Auch wenn Bohrungen zu dicht gesetzt werden, kann Holz schnell reißen. Und besonders gefährlich: Niemals ins Stirnholz bohren – das ist die Seite mit den Jahresrin- gen – sondern immer quer zur Holzmaserung ins Längsholz! Nicht nur, dass Baumscheiben deutlich schneller reißen, auch werden sonst die Holzfasern angebohrt und ziehen vermehrt Wasser, sodass die Bienenbrut verschimmelt. Wie baut man ein Bienenhotel? Text: Rita Ehrlich Fotos: Adobe Stock Nisthilfen für andere Wildbienenarten ... … für Markbewohner Markhaltige Stengel sollten aus- schließlich senkrecht und einzeln angeboten werden, z.B. angebun- den an einen Pfahl. Gut geeignet sind dürre Stengel von Brombeere, Himbeere, Heckenrose, Königsker- ze, Distel, Klette oder Beifuß. Eine Bruch- oder Schnittstelle ermög- licht der Biene einen leichteren Zugang. Theoretisch kann man die Stengel auch einfach an der Pflan- ze belassen – aber Achtung: Erst die getrockneten Stengel werden im folgenden Sommer besiedelt und müssen dann noch min. ein weiteres Jahr ungestört bleiben, damit sich die Larven entwickeln können! … für Totholzbewohner Diese Bienen graben sich ihre Gän- ge in abgestorbene Äste am Baum ebenso wie in morsche Balken von Balkon oder Pergola. Wird solches Holz entfernt, niemals verbrennen, sondern bestenfalls noch min. zwei Jahre lagern. Dann kann sich die Bienenbrut noch voll entwi- ckeln und schlüpfen. Wichtig: Altes Holz für Wildbienen muss sonnig gelagert werden, damit es nicht vermodert, sondern sich effektiv zersetzt (Weißfäule). … für Erdbewohner Einfach, aber effektiv: 75 Prozent aller nestbauenden Bienenarten nisten im Erdboden. Als Nisthilfe reicht eine freie, möglichst sonni- ge, aber windgeschützte Sandstelle im Garten. Oft entdeckt man die Erdlöcher an unerwarteter Stelle: Dann bitte bis min. zum nächsten Sommer schützen und nicht drü- ber latschen. … für Steilwandbewohner Diese Bienen graben sich ihr Nest in senkrechte Wände. Das Material der Nisthilfe sollte so weich sein, dass es sich mit dem Fingernagel leicht abschaben lässt, und so fest, dass der entstandene Hohlraum nicht in sich zusammenfällt. Gut geeignet sind Löß oder sandiger Lehm. Fetter Lehm oder Töpferton werden zu hart; Fremdkörper wie Steine, Stroh oder Weidenruten im Lehm behindern die grabenden Bienen. Anschließend mehrere kur- ze Gänge von 5–8 mm Durchmes- ser vorbohren; den Rest erledigen die Bienen selbst. www.wildbienen.info/ artenschutz

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