Mühlenspiegel 32

8 / Bürgermeister Filippo Smaldino Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, noch im Januar 2020 hätte niemand voraussehen können, vor welchen Herausforderungen unsere Gemeinschaft keine zwei Monate später stehen würde. Covid-19 tauchte zunächst am Horizont, aber noch weit weg in den Nachrichten über China auf. „Das hat doch nichts mit uns zu tun“, meinten viele. Ein Pro- blem anderer Leute. Doch Tag für Tag drängte sich Covid-19 stärker in unser Bewusstsein, und spätestens als unser euro- päischer Nachbar Italien mit voller Wucht von der Pandemie getroffen wurde, war uns klar, dass dieser kleine Virus die Menschheit auf eine unvorhersehbare Art und Weise zusam- menrücken lassen würde. Manch einem mag mit Blick auf die zweite Welle, mit der wir es nun zu tun haben, die Vorfreude auf Weihnachten vergan- gen sein. In der berechtigten Aufregung um die Pandemie hat sich jedenfalls deutlich gezeigt, wie existentiell unser Bedürf- nis nach Gesundheit und Frieden ist. Zufriedenheit und Glück geraten ins Wanken, wenn Gesundheit, innerer und äußerer Frieden in Gefahr sind. Wenn ich an die Wucht denke, mit der Covid-19 unsere Gesellschaft auf beinahe allen Ebenen getroffen hat, kommt mir der Weihnachtsfrieden „Christmas truce“ in den Sinn, der sich vor 106 Jahren am 24. Dezember 1914 während des Ers- ten Weltkrieges zugetragen hat. Er fand an einigen Abschnit- ten der Westfront statt, wo es vor allem zwischen Deutschen und Briten in Flandern zu spontanen Fraternisierungen kam. Eine von der Befehlsebene nicht autorisierte Waffenruhe, um gemeinsamWeihnachten zu feiern. Das Bedürfnis nach Besinnlichkeit, das Bedürfnis, Weihnach- ten, das Fest der Liebe, zu begehen, war so stark, ... dass es die (Schützen-)Gräben – wenn auch nur temporär und im übertragenen Sinne – zugeschüttet hat. Weihnachten sollte uns Menschen – wenn wir die eigentliche Botschaft der Menschwerdung Gottes ernst nehmen – mehr zusammenbringen. Gerade in der schwierigen Pandemiezeit ist das umso wichtiger. An der Westfront wirkte der Geist der Weihnacht damals völkerverbindend und gottlob sind wir heute in Europa von solchen kriegerischen Auseinanderset- zungen weit entfernt. Trotzdem wünschte ich mir heute so manches Mal mehr „Wir“ als „Ich“, mehr soziale Wärme und menschliche Verbindung. Dieser Weihnachtsfrieden lehrt uns Mitmenschlichkeit und Fürsorge. Und er lehrt uns, wie wichtig es ist, Menschen in Not zu helfen – unabhängig von Herkunft, Kultur, Religionszu- gehörigkeit und Sprache. Ein bekanntes Sprichwort besagt: „Auch aus den Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas Schönes bau- en“, und geschafft haben wir trotz Corona zusammen auch in diesem Jahr wieder eine ganze Menge! Letztendlich erlebe ich unsere Gemeinde mehrheitlich als starke, lebendige und solidarische Zivilgesellschaft, in der schaffen wir das Gemeinsam

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