Mühlenspiegel 32

Weihnachten trotzdem Allen Widrigkeiten zum Trotz – Ein paar besinnliche Worte aus unseren Pfarrgemeinden... Damals wie heute Ein bürokratischer Amtserlass steht am Anfang der Weihnachts- geschichte. Der mächtige Kaiser im fernen Rom will aus den eroberten Gebieten mehr Geld. Alle sollen Steuern zahlen, bis in den letzten Winkel seines riesigen Reiches. In dem kleinen Land Israel sehnen sich die Menschen nach Normalität, sehnen sich nach dem Ende der römischen Besatzung. Aber Rom ist übermächtig und so muss man sich beugen, sich in Steuerlisten eintragen lassen, bezahlen, all die Unannehmlich- keiten aushalten und mit der Sehnsucht leben. Mit der Hoffnung, dass Gott eingreift und schließlich alles zum Guten wendet. Das hat ER schon öfter getan. Von spektakulären Wundern erzählen die Alten. Damals, in Ägypten. Damals, in Babylon. Damals… und heute? Heute warten sie und hoffen darauf, dass Gott Rettung schickt. ER hat es versprochen. Wann es so weit sein wird, weiß niemand. Und so müssen alle tun, was die mächtigen Römer anordnen. Wie es den Menschen dabei ergeht, interessiert den Kaiser nicht und auch nicht die lokalen Behörden. Joseph und Maria müssen nach Bethlehem, um sich dort in die Steuerliste eintragen zu lassen. Maria erwartet ein Kind, eigentlich sollte sie sich zu Hause auf ihr erstes Kind vorbereiten, mit hilfreichen Frauen in Rufweite, sobald die Geburt beginnt. Dennoch sind Maria und Joseph unterwegs, und als sie in Bethlehem ankommen, gibt es nicht einmal mehr Platz in der Herberge, alles überfüllt. Die Weihnachtsgeschichte beginnt mit einer Aufzählung von Din- gen, die ganz und gar nicht gut laufen. Wie bei „Murphys Gesetz“ geht immer noch einmal etwas schief! Und dennoch läuft es in Wirklichkeit gerade ganz voller Wunder, also „wundervoll“. Auch wenn die Betei- ligten das ganz sicher in dieser Situation völlig anders sehen. Alle Sehnsucht nach Geborgenheit, Frieden, „trautem Heim“, Geschenken und Gemütlich- keit bündeln sich in der Idee von Weihnach- ten. Und das ist gar nicht verkehrt! Das, was weder Maria und Joseph, weder die Hirten noch die Weisen aus dem Morgenland damals wissen konnten, ist Gottes Idee von Weihnachten gewesen. Und Gott hat seine Idee umgesetzt, wahr gemacht. Seine Idee, zu uns Menschen zu kom- men und einer von uns zu werden. Sich uns zu schenken. Um diese Idee umzusetzen, hat Gott sich in die Realität in mehr als einer Hinsicht „hineinbegeben“. Zu der Weihnachtsgeschichte gehören die Volkszählung des rö- mischen Kaisers und die sternengläubigen Weisen, die nach dem neugeborenen Kind geforscht haben, die überfüllte Herberge und die ärmlichste denkbare Geburtssituation: draußen, in der Nacht, ohne Kinderbett und ohne Babykleidung, ohne Hebamme und fern der Heimat. So kommt Gott zu uns. In Dunkelheit und Kälte, wenn es scheint, als wäre er ganz weit weg… Maria und Joseph haben die Geburt des ersten Kindes allein durchgestanden. Vermutlich voller Angst und ganz bestimmt mit der quälenden Frage: Wo ist der allmächti- ge Gott, kann das wirklich so richtig sein? Einige Zeit später kamen dann unerwartete Besucher: Hirten. Sie erzählten seltsame Dinge, von Engeln, die zu ihnen gekommen wa- ren, mitten in der Nacht. Von Engeln, die gesungen haben, von der Herrlichkeit des allmächtigen Gottes und von Frieden… Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht. Und alle, die dabei waren, staunten über das, was ihnen die Hirten erzählten. Die Bibel berichtet, dass Maria all das Gehörte in ihrem Herzen bewahrte und viel darüber nachdachte. Maria - und die anderen? Kann es sein, dass sie viel zu schnell wieder „zur Tagesordnung“ übergegangen sind? Dass dieses Wunder ihnen gar nicht wirklich bewusst geworden ist? Denn ein Wunder war es, was heißt ein Wunder, die Geschichte von Weihnachten ist eine Geschichte, die von einemWunder nach dem anderen berichtet! Und immer wieder gibt es da Boten, manchmal himmlisch leuch- tende Engel (die mich vielleicht im ersten Moment in Furcht geraten lassen), manchmal unerwartete Leute „von nebenan“, mit denen ich sonst vielleicht gar nichts zu tun habe. Aber beide bringen mir himmlische Nachricht: Es wird Weihnachten, ja, auch wenn es vielleicht gar nicht danach aussieht und alles, was wir wollen und planen nicht so läuft, scheinbar alles schief geht. Es wird Weih- nachten, weil Gott es Weihnach- ten werden lässt, für uns. „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Ich wünsche Ihnen, auch im Namen der anderen Pfarrer: Bleiben Sie behütet, durch all die seltsamen Zeiten hindurch, Ihre Pfarrerin Krafscheck 6 / Unsere Pfarrer

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