Mühlenspiegel 32

Schloß Dammsmühle – Teil 2 / 29 Wieallesbegann Das Schloss Dammsmühlewurde 1894 vomLeutnant Adolf Wollank gekauft. Damals war es ein zu einemVer- gnügungslokal heruntergekommenes Gebäude. Der Rosengarten existierte noch, war aber ebenfalls heruntergekommen. Der heutige seitliche Gebäudeteil war dieses alte Ver- gnügungslokal. Wollank baute in kurzer Zeit einen Turmund einen größeren Seitenflügel an, das Schloss entstand etwa so, wiewir es heute kennen. Später wurde das Schloss dann noch durch eineweitere Etage zu seinem heutigen Aussehen erweitert. Nicht nur das Schloss wurde so radikal umge- baut, auch der Rosengarten, Wirtschaftsanlagen, einWindrad zur Bewässe- rung, kleine Tempel mehrere imposante Eingangstore, eine Familienkapelle und eine Fischzucht entstanden inwesentlich kürzerer Zeit, als wir heute für den Bau des BER benötigen. Das Personal dafür kamaus den umliegenden Dörfern. Damals gab es noch keine Busverbindung, die Leutemussten bei Wind undWetter denWeg zur Arbeit zu Fuß zurücklegen. Der Fleiß und das Engagement musste auch den Besitzer HerrnWollanke beeindruckt haben. Er ließ einen Fotografen kommen und fotografierte nicht nur seinen Besitz, sondern auch die Bediensteten, die einenwesentlichen Anteil am „Schloss- leben“ hatten. Diese Fotos schenkte er auch seinen Bediensteten. Es waren oft die einzigen Fotos, die sie von sich hatten. Das Bewusstsein umdie Besonderheit der Fotos könnenwir heute noch erkennen. Die Fotos geben uns einen Einblick in das damalige Leben. Alle Fotos entstanden zwischen 1900 und 1905. Wiegeht esweiter Ende 2019 beschlossen die Gemeindevertreter ausWandlitz einen Aufstel- lungsbeschluss für den Bebauungsplan „Schloss und Park Dammsmühle. 2020wurdenweitere Details veröffentlicht. Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes werden folgende Planungsziele angestrebt: 1. Instandsetzung des Schlosses Dammsmühle und Nutzung als Restaurant, Bibliothek und für Beherbergung. 2. Instandsetzung der denkmalgeschützten Parkanlage. 3. Errichtung von Bauten für eine Freizeit- und Erholungsanlage auf dem Gelände des ehemaligen Küchengartens mit Wellnessgebäu- de – Spa, Dreiseithof mit Gastronomie, Hofladen, Hotel, Cottages. 4. Errichtung einer Stellplatzanlage außerhalb der Parkanlage auf einem ehemaligen Technikstützpunkt an der Gewerbestraße. 5. Nutzung des ehem. Technikstützpunktes im Südosten für Hotellogistik. Wer Schloss Dammsmühle besucht, dem fallen Container für die Bau-leute und ein großer Bauzaun auf. Die Arbeiten haben begonnen. Quellen: ChronikMühlenbeck, Amtsblatt Wandlitz Nr. 1 von 2020 und Internet Der Gartenpavillion Aufgenommen ca. 1900 zeigt das Foto den Hubertuspavillon und Teile des Rosengartens. Der Hubertuspavillon befand sich rechts neben dem Schloss auf einem kleinen Hügel. Er bildete eine gute Sichtachse zum Mühlenbecker See. Bei Vorbereitungsarbeiten für den aktuellen Schlossumbau wurde sowohl die Gründung der „hel- len“ Wege gefunden, als auch das Fundament für den Hubertuspa- villon freigelegt. Um die Treppe des Pavillons in den Rosengarten abzustützen, wurde ein weiteres Fundament frei gelegt. Beim Frei- legen fand man, dass Steine verbaut wurden, die als Abfall in der Umgebung gefunden wurden. Unter Anderem wurden auch zwei Sockelbruchstücke 40x40x80 cm gefunden, die in einer älteren Be- bauung als Sockel für Figuren gedient hatten. Die Erde um Schloss Dammsmühle wird noch einige Geheimnisse preisgeben und uns weitere Rätsel aufgeben. Vor dem Hubertuspavillon wurden in den nachfolgenden Jahren noch einige Putten aufgestellt. Obergärtner mit Gärtnern Überliefert wurde, dass es sich hier um den Obergärtner Ecke (rechts) mit seinen Gärtnern handelt. Zu den Aufgaben der Gärtner gehörte auch das Betreiben der umfangreichen Bewäs- serungsanlage mit ihren technischen Einrichtungen. Zumindest der Obergärtner Ecke war auch verantwortlich für den Fischver- kauf des Schlosses. Zum Schloss gehörten Fischteiche in denen vorrangig Forellen und Karpfen gezüchtet wurden. Neben den Gärtnern gab es auch Arbeiter die sich um den Wald, die Tischlerarbeiten usw. kümmerten. Zum Schloss gehörten auch einige elektrische Anlagen und der Fuhrpark. Von Wollan- ke wurde seit Anfang der 1900er Jahre ein elektrischer Genera- tor betrieben, der das Schloss mit Strom versorgte. Das Schloss hatte damals schon einen Telefonanschluss „Mühlenbeck Num- mer 2“, über den auch die Bestellungen für die Fischlieferungen liefen. Auffallend ist auch, dass die Herren ihren guten Sonntags- anzug für das Foto anzogen. Es war ihnen eine Ehre fotografiert zu werden. Der alte Lageplan Hier wurde die alte Landkarte von 1903 mit der aktuellen Landkar- te überlagert. Die blauen Flächen zeigen den heutigen Verlauf des Mühlenbecker Sees und seiner Zuflüsse. Im Obst- und Gemüsegarten stand das große Windrad, über das wir in der vorigen Ausgabe be- richtet hatten, aber auch das Häuschen mit dem Dieselmotor und dem Generator zur Stromerzeugung, der in den 20er Jahren gebaut wur- de. Hier befand sich auch das 200m lange Gewächshaus, in dem die Weintrauben gezüchtet wurden. Auf dem Schlossteich schwamm der Tanzpalast, der dem indischen „Taj Mahal“ nachempfunden wurde. Text: Reinhard Musold | Foto: Fotogruppe SichtWeisen, Archiv

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