Mühlenspiegel 32

26 / Die Keramikmädels G leich neben Getränke Hoffmann, im Herzen von Mühlenbeck, gelange ich durch ein großes, hell getünch- tes Holztor in einen weitverschlungenen Garten. Wohin das Auge auch schweift, immer wieder fällt der Blick auf einzigar- tige Keramikobjekte: Tassen, Schnecken, Teller, Stelen, um nur einige zu nennen. Töpfern, einfach um der schönen Sache wegen Als ich an diesem freundlichen Septem- bermorgen das bungalowartige Neben- gelass betrete, die eigentliche Werkstatt, nehme ich sofort die freudige Stimmung der anwesenden Damen wahr. Einige sammeln Ton, Unterlagen, Formen, Far- ben, Schneidewerkzeuge, Teigrollen und Pinsel um sich. Petra Berger, eine freundliche ältere Dame mit leuchtend rotem Kurzhaarschnitt, leitet die Gruppe an. Doch eine Hierarchie ist nicht zu spü- ren. Einst habe sie hier in den Räumen selbst ein kommerzielles Keramikstudio betrieben – allerdings ohne die nötige Resonanz aus der Bevölkerung, erzählt sie. Nun aber trifft man sich hier regel- mäßig zusammen und töpfert einfach um der schönen Sache wegen. Freitag- vormittag kommen die Senioren und sonntags die berufstätigen Frauen – hat sich so ergeben. Ohne Sorgfalt platzt der Ton Ich frage Petra Berger, welche handwerk- lichen Fähigkeiten man für das Töpfer- hobby mitbringen muss. Sie verweist lediglich auf den Prozess an sich: „Lear- ning by doing“ sozusagen. Eine lange theoretische Einführung sei nicht nötig. Ganz wichtig ist nur: Der Ton muss immer ordentlich geknetet und sorgfältig verar- beitet werden. Sorgfältig bedeutet hier darauf zu achten, dass keine Luftbläs- chen im Material zurückbleiben. Denn werden diese nicht „verknetet“, kann das Material im 2.500 Euro teuren Ofen unter immerhin 1.200 Grad leicht zerspringen und die ganze Arbeit ist umsonst. Wäre ja schade. Inspiriert von Pinterest und dem Garten nebenan Wo nehmen die Frauen nur ihre Inspirati- on her, frage ich mich. „Aus dem Internet, von Pinterest natürlich“, verraten sie ein- stimmig. Pinterest? Das ist eine Online- Plattform, die zu Livestyle-Themen wie etwa Wohnen, Kochen, Nähen und eben auch Töpfern Produktvorschläge macht – die Auswahl orientiert sich an dem eige- nenKlick- und Suchverhalten. Aber zurück in die analogeWelt: Man muss nur den Fuß vor die Werkstatt setzen und schon fließen die Ideen von den Formen der Natur oder den Exponaten, die hier bereits einen Platz gefunden haben. Die Damen in ihrer Müh- lenbecker Werkstatt indes kneten, rollen und pinseln weiter frohen Mutes an ihren aktuellen Stücken. Keramikkürbisse von S bis XL Es ist Kürbiszeit. Das zeigt sich auch in der Keramikwerkstatt. Die Frauen haben Ent- würfe von klein bis XL geformt. Maximal so groß, wie es eben im Rahmen des Ofens Gemeinsam kreativ sein und dabei Spaß haben – das verbindet die Keramikerinnen von Mühlenbeck Die Keramik Mädels

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