Mühlenspiegel 32

22 / Das pädagogische Konzept Hengstenberg Nicht nur die Kinder lernen so ihren eigenen Fähigkeiten zu ver- trauen, auch wir Erwachsene müssen dies lernen. Die geschulten Pädagogen in unseren Kitas arbeiten dafür eng mit den Eltern „ihrer“ Kinder zusammen. Letztendlich geht es bei Hengstenberg um gegenseitigen Res- pekt. Auch und vor allem darum, die Eigeninitiative der Kinder zu achten: Wenn ältere Kinder plötzlich wieder auf dem Boden herumrollen – „... aber dafür bist du doch schon zu groß!“ – sich „ganz leichte Dinge“ partout nicht zutrauen oder Möbel zweck- entfremdet werden. Selbst wenn es manchmal schwer fällt: Das sollten wir Erwachsenen ab und zu nicht nur aushalten, sondern wertschätzen. Gut gewappnet für die Schule Die Erfahrung in unseren Kitas zeigt, dass die Kinder, welche über Jahre nach Hengstenberg spielen durften, nicht nur körper- lich, sondern auch geistig und emotional fitter sind. Manch einer glaubt noch immer, ohne Anleitung würden Kinder nichts lernen und nicht genügend auf die Schule vorbereitet werden. Doch die Bewegungsentwicklung hat eine extrem große Bedeutung für die Persönlichkeitsentfaltung, Elfriede Hengstenberg spricht vom „äußeren und inneren Gleichgewicht“. Im autonomen Spiel entdecken Kinder nicht nur was sie können und was nicht, sondern auch, was sie mit ein wenig Anstrengung noch erreichen können. Sie erkennen Zusammenhänge zwi- schen dem eigenen Verhalten und den Konsequenzen daraus. Sie lernen, wie sie auf Hindernisse und Schwierigkeiten angemessen reagieren. All diese Erfahrungen lassen sich wunderbar ins täg- liche Leben übertragen: Wie verhalte ich mich, wenn es wacklig wird? Wie falle ich? Ich kann zurückgehen, wenn ich mir zu viel zugemutet habe. Ich kann mir Zeit lassen. Auch sprachlich ma- chen die Hengstenberg-Kinder z.T. einen großen Sprung, da sie im freien Spiel stets gefordert sind, sich untereinander abzuspre- chen, einander neue Spielideen mitzuteilen und auch Meinungs- verschiedenheiten verbal auszutragen. Was könnte Leon und seine Freunde besser auf die Schule, auf das Leben vorbereiten? * Die Namen aller Kinder sind geändert. Ich habe den Kindern möglichst wenig gehol- fen. Wenn Erwachsene direkt eingreifen, ge- schieht es leicht, daß die Kinder sich zu wenig auf sich selbst verlassen. Zitat von E. Hengstenberg Text: Rita Ehrlich Fotos: Sandra Freund www.hengstenberg-pikler.de

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