Mühlenspiegel 32

14 / Handwerk im Mühlenbecker Land Wer will fleißige Handwerker sehn... Der Volksmund sagt: Handwerk hat goldenen Boden. Ist das auch bei uns im Mühlenbecker Land so? Wir haben bei ortsansässigen Handwerker*innen nachgefragt... W er im Mühlenbecker Land Handwerker braucht, muss su- chen, denn die sind echt rar geworden. Sozusagen „Goldstaub“, wie zu DDR-Zeiten. Dabei sind beispielsweise Bauhaupt- und Ausbaugewerke ganz gut vertreten und konnten trotz Corona vom ungebrochenen Baugeschehen in der Re- gion sowie in der nahen Metropole Berlin profitieren. Volle Auftragsbücher wieder- um bedeuten für neue Kunden, meist lan- ge auf einen Termin mit dem Maurer, Tro- ckenbauer oder Dachdecker zu warten. Es herrscht Fachkräftemangel, über den auch in anderen Branchen geklagt wird, und der verknappt die Versorgung mit hand- werklichen Leistungen. Das regionale Handwerk in den vier Orts- teilen der Gemeinde Mühlenbecker Land umfasst einschließlich handwerksähnli- cher Berufe circa 260 kleine und mittlere Unternehmen u.a. aus dem Elektro-, Tisch- ler- und Friseurhandwerk, den Bereichen Metall, Sanitär, Heizungs- und Klimatech- nik, Raumausstatter sowie Maler und La- ckierer. Viele sind Mitglied in den zehn Innungen der brandenburgischen Kreis- handwerkerschaft Oberhavel, in der Hand- werkskammer Potsdam sowie in hand- werklichen Fachverbänden organisiert. Mittelstand und Corona Die Corona-Pandemie habe sich in den Branchen des Handwerks im Land- kreis bisher unterschiedlich ausgewirkt, wie Norbert Fischer, Kreishandwerks- meister Oberhavel und Obermeister der Tischler-Innung, einschätzt. Während die „Baugilde“ noch gut dastehe, würde das Kfz-Handwerk mit Sorgen auf sei- ne Auftragslage schauen. Marion Ecke, Geschäftsführerin der Kreishandwerk- erschaft Oberhavel, ergänzt: „Seit März 2020 informieren wir oft beidhändig am Telefon unsere Mitgliedsbetriebe über Hygieneauflagen, Kurzarbeitergeld und Finanzhilfen bei coronabedingten Auf- tragsausfällen.“ Der Beratungsbedarf von kleinen und mittelständischen Unterneh- men war und ist groß. Letztendlich gehe es darum, die Liquidität der Unternehmen zu erhalten, die durch die Corona-Pande- mie unverschuldet in eine existenzbedro- hende Situation kommen. „Wir brauchen das Handwerk. Schauen Sie sich nur un- sere schönen Städte an, da haben Hand- werker drei Jahrzehnte mitgewirkt“, so Marion Ecke. Friseur- und Kosmetikdienstleister muss- ten bereits im Frühjahr aufgrund des Lockdowns zeitweise schließen. Jetzt sind die Kosmetikstudios erneut von den Maßnahmen des zweiten Lockdowns be- troffen. Auch für Messe- und Ladenbauer oder für Bäcker, die Backwaren in gas- tronomische Einrichtungen liefern, wird es hart werden. Staatlich bereitgestellte Finanzhilfen wegen drastischer Umsatz- einbrüche wurden laut Marion Ecke und Norbert Fischer bisher vom regionalen Handwerk wenig in Anspruch genom- men. Das wird sich jetzt ändern, denn etliche Firmen sind bereits angeschlagen und benötigen Finanzhilfe, um über die Runden zu kommen, wie Norbert Fischer einschätzt. „Frau Ecke und ich waren be- reits in der Potsdamer Handwerkskam- mer, um uns über die Modalitäten der in Aussicht gestellten finanziellen Hilfe vom Bund zu informieren. Die restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Co- rona-Pandemie greifen hoffentlich, sonst kommen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie voll auch im Handwerk an“, befürchtet Norbert Fischer. Handwerk – Spiegel der Veränderungen Das könnte weitere Betriebsaufgaben im Handwerk bedeuten. Schon ab den 1990er Jahren hat neues Konsumverhal- ten die Versorgungslandschaft im Müh- lenbecker Land verändert. Viele Bäckerei- en und Landfleischereien im ländlichen Raum blieben so auf der Strecke. In der Das handwerkliche Gewerbewird in Deutschland verbindlich durch die Handwerksordnung geregelt. Sie unterteilt die Handwerksbetriebe in 41 zulassungs- pflichtigen, 53 zulassungsfreien und 57 handwerksähn- lichen Gewerbe. Der Handwerksmeister ist der höchste klassische Berufsabschluss imHandwerk einschließlich des Kunst- handwerks und verfügt über eine jahrhundertelange Tradition. Handwerksmeister sind zur selbständigen Führung eines Handwerksbetriebs und zur Ausbildung von Lehrlingen berechtigt. Die Tätigkeit als Handwerksmeister setzt die Aufstiegs- weiterbildung als Gesellemit erfolgreich absolvierter Meisterprüfung voraus. Die Urkunde über die bestan- deneMeisterprüfung ist der Meisterbrief, mit ihmwird der gesetzlich geschützteMeistertitel verliehen. Er bescheinigt dem Inhaber umfassende fachpraktische und fachtheoretische Kenntnisse imbetreffenden Handwerk sowie kaufmännisch-betriebswirtschaftliche und berufspädagogische Kenntnisse. Handwerk ist immer noch Hand- Arbeit

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