Mühlenspiegel 31

Text: Günther Pioch Foto: Rowohlt-Taschenbuch Verlag W ir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen“, sagt Jonathan Franzen: Das Spiel ist aus, wir werden den Kli- mawandel nicht mehr kon- trollieren, die Katastrophe nicht verhindern können! Das Pariser Abkommen, das Zwei-Grad-Ziel, Fridays for Future, die Bepreisung von CO2 – alles zu spät, nachdem 30 Jahre lang vergeblich versucht wurde, die globale Erderwärmung zu reduzieren. Aber: Das ist kein Grund zum Aufhö- ren und schon gar nicht das Ende von allem! Wir sollten uns vielmehr neu darauf besinnen, was uns wichtig ist. Eigentlich schreibt Jona- than Franzen Familien- geschichten. Doch er geht sozusagen zwei Berufen nach: Parallel zum Bücher- schreiben beschäftigt er sich intensiv mit der Le- bensweise von Wildvögeln und ist als Wissenschaftler ständig unterwegs in gro- ßen Waldgebieten, um zu sehen, wie Natur und Gesellschaft miteinander auskommen. So verknüpft er seine Romanfiguren mitun- ter sehr eng mit aktuellen Erscheinungen in der Natur, mit Naturschutz und Klima- wandel. Im Juni 2019 wurde Jonathan Franzen Zeu- ge, wie sich imWaldgebiet von Jüterbog ein großer Waldbrand entwickelte. Er erlebte, wie machtlos die Feuerwehrleute beim Lö- schen des Waldbrandes waren. Innerhalb weniger Tage kam es zu einer regelrechten Naturkatastrophe: 750 Hektar unter Natur- schutz stehenden Waldes waren dahin. Für den kritischen Intellektuellen war das eine Bestätigung, wonach Klimaforscher die Ge- fahr des Klimawandels nicht etwa übertrei- ben, sondern dessen Tempo und Tragweite vielmehr unterschätzt haben: Keiner kann definitiv sagen, dass die zwei Grad Celsius die exakte Zahl ist. Tatsächlich könnte der Wert weit höher sein. Franzen geht konsequent an das Thema heran: Bereits heute wäre der Klimawandel nur noch aufzuhalten, wenn alle großen Industrieländer der Welt „drakonische Naturschutzmaßnahmen ergreifen, einen Großteil ihrer Energie- und Transportinf- rastruktur stilllegen und ihre Wirtschaft vollständig umrüsten. Um innerhalb dieses zulässigen Emissionsumfangs zu bleiben, müsste nicht nur in jedem Land, sondern überall in jedem Land eine Drosselung der genannten Zweige erfol- gen.“ Auch dann, wenn es jeden persönlich trifft! Aber die Realität sieht doch ganz anders aus: Wenn der Profit wegen einer Klimaschutz- Maßnahme leiden würde, dann wird die Realität zwar nicht geleugnet, aber die nötigen Einschränkun- gen werden hinausgezö- gert. Und das mit vielen Ausreden – „ja, aber auf dem Treffen im kommen- den Herbst“, „nach der nächsten Bundestagswahl“ – und gern auch mit poli- tischen, parteipolitischen und machterhaltenden Tricks. Doch sei all dies kein Grund zu resignieren, ist Franzen überzeugt: „Zu- nächst einmal sprechen starke praktische wie ethische Argumente dafür, die Kohlenstoffdioxyd- Emissionen zu verringern – und zwar selbst dann, wenn wir nicht länger darauf hoffen können, vor den zwei Grad Erderwärmung bewahrt zu werden!“ Auf lange Sicht spielt es wahr- scheinlich keine Rolle, wie weit wir darüber hinausschießen; ist der kritische Punkt erst einmal erreicht, wird die Welt sich trans- formieren. Auf kürzere Sicht sind halbe Sachen besser als nichts. Eine Halbierung unserer Emissionen würde die unmittelba- ren Auswirkungen der Erderwärmung im- merhin etwas abmildern und den besagten kritischen Punkt hinauszögern. Franzens Buch „Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?“ ist ein kämpferisches Plädoyer dafür, trotz aller Grenzen unserer Möglichkeiten nicht das zu leugnen, was sich immer noch erfolgreich verändern lässt. Deshalb, so Franzen, wird es jetzt höchste Zeit, sich auf die Folgen des Klima- wandels vorzubereiten – auf Brände, Über- schwemmungen und Flüchtlingsströme. Es geht ihm aber auch darum, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere Gesell- schaften, unsere Demokratien zu festigen. Das Buch erschien im Rowohlt-Taschenbuch Verlag und enthält neben einem Essay und dem bislang unveröffentlichten Vorwort ein Interview des Autors zur Klimakrise. Die auf dieser Seite vorgestellten Bücher sind auch in der Bibliothek der Bürger- und Touristinformation erhältlich. Buchtipp / 59 Halbe Sachen sind besser als nichts oder Wir KLEINTIERSPEZIALISTEN sind eine moderne spezialisierte tierärztliche Einrichtung zur ambulanten und stati- onären Behandlung von Hunden und Katzen. Unser Leistungsspektrum umfasst unter anderem die komplette Abklärung und Behandlung von Lahmheiten, das gesamte Spektrum der Chirurgie (inkl. Unfall- und Schlüssellochchirurgie) so- wie die Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der inneren Organe und des Herzens. Wir sind geprüfte Spezialisten in unseren Gebieten. Wir verfügen über vollausgestattete Operationssäle, Computertomografie, Videoendoskopie, Sofortlabor, digitales Röntgen, Ultraschall, Herzultraschall, Herzkathetertechniken und eine ärztlich betreute Intensivstation. Besonders wichtig sind uns neben der Fachkompetenz auch eine einfühlsame Betreuung Ihres Tieres und die umfas- sende Beratung der Besitzer. Fragen Sie uns. Wir beraten Sie gern. Die Spezialisten für Hunde und Katzen! Sie finden die Kleintierspezialisten: Wittestraße 30 Haus P 13509 Berlin (Tegel) Fon 030 . 43 66 22 00 Fax 030 . 43 66 22 02 www.kleintierspezialisten.de * kontakt@kleintierspezialisten.de Fachgebiete der Kleintierspezialisten: Chirurgie Kardiologie Innere Medizin Bildgebende Diagnostik Augen- heilkunde Neurologie 24-STUNDEN NOTDIENST VOR ORT WIR HABEN EIN FÜR TIERE

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