Mühlenspiegel 30

40 / Verein vorgestellt eingekauft, als sie nach dem Tod ihres Mannes mit der schwierigen Lebenssituation als Alleinerziehende zurechtkommen musste. Das habe ihr sehr geholfen, jetzt hilft sie ande- ren, sagt sie. „Außerdem kommen wir mit den Leuten ins Gespräch, das ist mir wichtig. Und zwischen- durch nehmen wir uns Zeit für uns, machen gemeinsam Frühstück oder eine Kaffeerunde, wozu nicht selten Besucher dazukommen – das ist mir alles wichtig.“ Ein gro- ßer Teil der Vereinsmitglieder ist wie sie schon in Pension. Auch der 75-jährige Vereinschef Heinz Buttke. Jetzt sorgt er sich um die Zukunft des Vereins. Nicht genieren – einkaufen! Die Ausgabestelle in Zühlsdorf mit einst bis zu 30 Kundinnen und Kunden musste bereits aufgegeben werden. Auch in Mühlenbeck stagniert die Nachfrage. „Die Mundpropaganda funktioniert nicht mehr so gut. Bürger, die sich in die Ausgabestelle in Müh- lenbeck ‚verirren‘, sind baff erstaunt, dass ein solches Angebot im Mühlenbecker Land überhaupt existiert“, so Buttke, der als ehemaliger selbstständiger Markthändler für Obst und Gemüse viel Sachkunde für ein sinnvolles Food-Management mitbrachte. Etliche Stammkunden seien älter geworden, manche verstorben. „Außerdem genieren sich heute die Leute, hier erkannt und als sozial bedürftig abgestempelt zu werden. Also trauen sie sich gar nicht erst her“, bedauert er. Die meisten Kunden möchten ihren vollen Namen nicht in der Presse lesen. Trotzdem ermutigen sie, hier einmal reinzuschau- en und sich vom Angebot zu überzeugen. Herr N. aus Zühlsdorf beispielweise findet Berührungsängste völlig überflüssig: „Wenn Sie mit so wenig Rente auskom- men müssen wie ich … also ich bin jede Woche hier“, sagt er und klopft zufrieden auf seine vollen Einkaufsbeutel. Auch das Ehepaar H. aus Zühlsdorf ist Dauerkunde. „Warum auch nicht? Das ist doch gutes Obst und Gemüse! Wenn die Zutaten Schönheitsfehler haben, völlig wurscht, macht man sich einen Smoothy daraus …“ Frau H. ist fast jeden Mittwoch hier, „weil ich einige ältere gehbehinderte Leute in meiner Nachbarschaft mitversorge.“ Familie Z. aus Müh- lenbeck findet sich seit 2016 ebenso regelmäßig im „Mühlentreff“ zum Einkauf ein: „Das hätten wir schon viel eher gemacht, wenn wir davon gewusst hätten. Das Angebot ist gut und auch vielsei- tig“, sagt er, und sie hält erfreut eine bunte Packung hoch: „Sogar feines Lindt-Konfekt gibt es, super.“ Von den Einnahmen deckt der Verein seine laufenden Kosten; offizielle Gelder gibt es nicht. Leider bedeutet Kundenverlust Umsatzrückgang bei trotzdem weiterlaufenden Kosten. Zur Miete und Kfz-Steuer kommen Kosten für Benzin, notwendige Reparatu- ren am Auto und im Altbau-Büro, für Strom und Entsorgung der „Specki-Tonne“; denn ein Teil der Ware muss entsorgt werden. Noch kann der Verein die Kosten stemmen, aber es wird finanzi- ell enger. Dass die Gemeinde Mühlenbecker Land den Gemeinde- raum für die Lebensmittelausgabe kostenlos zur Verfügung stellt, hilft dem Verein schon enorm. Sponsoren sind jederzeit herzlich willkommen, da u. a. neue Kühlboxen benötigt werden. Wir sind noch mit der Achtung vor Nahrungsmitteln groß geworden Text: Lucién Weber Fotos: Fotogruppe Sichtweisen Text: Lucién Weber � Fotos: Fotogruppe SichtWeisen www.sozialverein-pankow.jimdosite.com

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