Mühlenspiegel 30

Die „Tafel“ vonMühlenbeck W enn Doris Propp mittwochs hinter den provisorischen Ladentischen im „Mühlentreff“ steht, ist sie in ihrem Element. Die 68-jährige Rentnerin aus Mühlenbeck gehört zu einem Kreis ehrenamtlicher Helfer, die gemeinsam Lebensmittel vor Verderb und Vernichtung bewahren und sinnvoll weiterverwenden wollen. Wer hier in die Hauptstraße 7 zum Einkaufen kommt, erhält nicht nur gute, von umliegenden Supermärkten gespendete Nahrungsmittel, sondern auch eine freundliche Beratung und viele nette Worte. Verwenden statt verschwenden Lebensmittel gibt es heutzutage im Überfluss, alles und zu allen Zeiten. Leider landen sie massenweise im Müll; im Privathaushalt, aber mehr noch im Handel. Dabei sind sie meist noch einwand- frei und weiterhin geeignet für den Verzehr – lediglich das Mindesthaltbarkeitsdatum ist abgelaufen. Aber die Supermärkte gehen lieber auf „Nummer Sicher“, der Käufer soll frischeste Ware vorfinden. Der Verein Sozialhaus Berlin-Pankow, Buchhorst e.V. praktiziert seit 15 Jahren im Kleinen, was die bekannten „Tafeln“ in Deutsch- land als soziale Bewegung im Großen betreiben. Es ist auch das Prinzip der Nachhaltigkeit, das die ehrenamtlichen Helfer in ihrem Engagement motiviert. Doris Propp erlebte als Verkäufe- rin in einer großen Bäckereifiliale, dass bis Verkaufsschluss ein möglichst breites Sortiment vorgehalten wurde – für den angeb- lich anspruchsvollen Kunden – und dann Backwaren und Kuchen stiegenweise weggeworfen wurden. Vereinsmitglied Uwe Budon meint dazu: „Wir sind noch mit der Achtung vor Nahrungsmitteln großgeworden und kennen den Aufwand, diese herzustellen. Mei- ne Familie beispielsweise hat selber Hühner und Enten gehalten.“ Jeden Mittwoch öffnet der Verein in Mühlenbeck von 9 bis 11 Uhr seine „Tafel“. Es gibt z.B. Eier, Brot, Nudeln, Reis, Kuchen, Joghurt, Frischkäse, Milch, Äpfel, Fenchelknollen und Bio-Sprossen, dar- unter klassische Markenware von BauernGut, MILRAM, Jacobs oder MüllerMilch, aber auch Erzeugnisse von Eigenmarken der Handelskonzerne und Discounter. Im Gegensatz zu den echten „Tafeln“, die auf einen Bedürftig- keitsnachweis bestehen und dann die Lebensmittel kostenlos oder gegen einen symbolischen Betrag ausgeben, bezahlen die Kunden in Mühlenbeck einen festgelegten Verkaufspreis pro Ware. Dieser liegt aber weit unterhalb der herabgesetzten Preise im Supermarkt. Eine Packung Wurst oder sechs Eier kosten bei- spielsweise 50 Cent, Käse 80 Cent. Für 10 bis 15 Euro kann man zwei gut gefüllte Tüten mit Grundnahrungsmitteln, Wurstwaren, Salaten, Obst und Gemüse, Milch- und Käseprodukten, Gebäck und Süßigkeiten mit nach Hause nehmen. Vorrangig ist das Angebot für sozial bedürftige Menschen mit schmalem Einkommen gedacht: für Rentner, Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Hartz-IV-Empfänger, Arbeitslose, die mit jedem Euro rechnen müssen. Doch auch finanziell besser Gestell- 38 / Ehrenamt Ein reichhaltiges Sortiment - da ist für jeden Geschmack und auch den kleinsten Geldbeutel etwas dabei Auch frisches Obst und Gemüse wird angeboten, bedarf aber einer besonderen Aufmerksamkeit beim Nachputzen Sozialer Verein versorgt mit Lebensmittelspenden Auch bei REWE stehen zum Termin die Kisten an der Rampe abholbereit, gepackt mit Nahrungsmittelspenden verschiede- nen Sortiments

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