Mühlenspiegel 30

30 / Kunsttipp A m 2. und 3. Mai laden in ganz Brandenburg wieder viele Künst- ler dazu ein, bei den „offenen teliers“ einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Auch Margarete und Ralf Frenzel öffnen an diesen Tagen die Pforte zu ihrem Lebens-Kunst-Hof in Schönfließ. In dem Garten hinter dem Tor mit der blauen Bank finden sich überall große und kleine Kunstwerke, die entdeckt werden wollen: Malerei, Holzskulpturen, Terrakotta-Figuren, narrative Tableaus und Holzdesign. Der Hof aber ist mehr als ein Atelier. Erst einmal überleben „Das mit der Kunst kam erst, als Kraft da war“, schildert Ralf Frenzel die schwie- rigen Anfangsjahre. „Erst einmal ging es nur ums Überleben.“ Das mehr als hundert Jahre alte damalige Mehrfamili- enhaus, das sie im Herbst 1989 kurz vor der Wende erwarben, war so marode, dass niemand es haben wollte. Das Kunstlehrer-Paar aus Berlin aber zögerte nicht. „Das war blauäugig“, blickt Ralf Frenzel, der nach der Wende als Redak- teur für eine Kunstzeitung und später für einen Schulbuchverlag tätig war, zurück: „Wir haben nur den Garten gesehen… wir wollten ein großen!“ 15 Jahre investierten Margarete, die als Kunstlehrerin arbeitete und der Redak- teur in das Haus, viel Energie und ihr ganzes Geld. Das Dach war undicht, die Fassade besaß keinen Putz mehr, durch das morsche Holz der Fensterrahmen konnte man mit dem Finger bohren. Im Winter zierten Eisblumen die Scheiben, denn die Öfen funktionierten nur be- dingt. In Eigenarbeit renovierten sie das Haus vom Keller bis zum Dach – neben Job und Familie. Ein Paradies mit Atelier Aus dem alten Gehöft ist nach und nach ein kleines Paradies mit Atelier geworden. In dem weitläufigen Garten mit Teich und Bienenhaus gedeihen die verschiedensten Gemüsesorten, Kräuter und Beeren. Dar- unter auch Exotisches, wie rote, lila, blaue und gesprenkelte Kartoffeln oder die aus Russland stammende Kamtschatka-Beere, die im Frühjahr lange vor den Erdbeeren reift. Der erste Apfel wird im Sommer geerntet, der letzte im November. Die ökologisch in Warré-Beuten gehalte- nen Bienen teilen sich den Bauerngarten mit zahlreichen anderen Insekten, Kröten, Fröschen, Ringelnattern und Vögeln. Im Gebüsch neben dem Komposthaufen zwit- schert der Zaunkönig das ganze Jahr und auch der Igel hat dort sein festes Domizil. Und während nach dem Mauerfall in der Nachbarschaft die Nutztiere nach und nach abgeschafft wurden, zogen auf dem Frenzel-Hof die ersten Hühner und Hier lebt Kunst Der Lebens-Kunst-Hof Schönfließ Ralf Frenzel mit einem seiner Objekte

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