Mühlenspiegel 30

Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und weiß um die Bedürfnisse und Nöte von Menschen, die im Alltag nicht immer so können, wie sie gern möchten. Klar: Kinder oder Enkelkinder und auch die Nachbarn helfen gern. Aber immer bleibt die Sorge, dem Helfer die knappe Freizeit zu rauben, und häufig wird aus dem er- hofften entspannten Einkaufsbummel ein eher stressiger Einkauf gemeinsam mit allen Berufstätigen nahe demWochen- ende. Dank des Busservices bleiben die Senioren dagegen auch mit zunehmend eingeschränkter Mobilität selbstbe- stimmt. Angeboten werden zwei Fahrten am Tag: Die erste startet um 9 Uhr, die zweite gegen 11 Uhr. Die Route wird stets flexibel geplant: Es gibt keine festen Halte- stellen und vor Abfahrt wird noch im Bus beraten, wo es heute hingehen soll. Wer braucht was? Wo kriegen alle das, was sie brauchen? Ist ein Abstecher notwen- dig? Zeitdruck ist ein Fremdwort. Bei der zweiten Tour des Tages ist auch Elionore Haase – genannt Elfi – mit dabei. Zusammen mit ihrem Mann Hartmut und Wolfgang Schmidt hatte Elfi den Zühls- dorfer Mobilitätsservice im Frühjahr 2012 ins Leben gerufen. Das Ehepaar Haase, beide damals selbst noch keine 60 Jahre alt, wusste um die Probleme der älteren Mitbewohner: Ohne eigenes Auto lassen sich Dinge des täglichen Bedarfes in Zühlsdorf nur schwer beschaffen. Und sie ahnten wohl auch, dass sich auf absehba- re Zeit kein Einzelhandel in Zühlsdorf nie- derlassen würde. „Wenn der Handel nicht nach Zühlsdorf kommt, dann muss der Zühlsdorfer eben zum Handel gebracht werden“, mit diesem Antrieb wendeten sie sich an das DRK und die Gemeinde- verwaltung – und fanden Unterstützung. Eine eingeschworene Gemeinschaft Heute geht es bei der ersten Fahrt mit vollem Bus nach Basdorf zum Rewe und zu Netto, bevor man sich noch auf eine Tasse Kaffee beim Bäcker trifft. Die zweite Tour, die noch einige freie Plätze hat, führt zum Aldi nach Schönwalde. Nicole Krüger fährt diesen Bus nun schon seit fünf Jahren und ist für viele zu einer guten Freundin geworden. Und sie sitzt nicht nur am Steuer. Zunehmend brau- chen die älteren Damen oder Herren Unterstützung beim Ein- und Aussteigen. Sie bringt jeden bis vor die Haustür und trägt – wenn nötig – auch den Einkauf bis ins Haus. Dabei sieht sie sich mit ihren Fahrgästen stets auf Augenhöhe und lässt jeden selbst bestimmen, wie viel Hilfe angenehm ist. Und so fährt mancher denn auch gerne mit, obwohl der Kühlschrank voll ist und eigentlich nichts einzukaufen wäre – einfach um zu quatschen, unter Leuten zu sein und beim Bäcker einen Kaffee zu trinken. Eine der ältesten Seniorinnen, die mittlerweile 92 Jahre alt ist, steckt Ni- cole regelmäßig Kuchenpakete zu, berich- tet diese. „Sie isst keinen Kuchen, aber sie backt so gerne. Also bekomme ich immer etwas ab.“ Auch an eine bereits verstorbene Seniorin erinnert sie sich gern: Die Dame bestand darauf, ihren Wagen alleine zu holen und auch wieder zurückzubringen. Von dem Euro, den sie bei der Rückgabe wiederbekam, kaufte sie sich jedes Mal ein Eis. „Es konnte noch so kalt sein, sie hat immer Eis gegessen“, lacht Nicole. Nur noch zweimal im Monat Alles hat seinen Preis: Ohne den jährli- chen Zuschuss der Gemeinde an das DRK wäre es nicht möglich, dieses Mobili- tätsangebot aufrecht zu erhalten, erklärt Martina Milde, die Leiterin der DRK-Ge- schäftsstelle in Oranienburg. Von hier aus organisiert der Fahrdienstleiter Marco Borgwardt den Bus gemeinsam mit dem Ehepaar Haase. Leider fährt der Bus wegen steigender Kosten seit einiger Zeit nur noch zweimal im Monat. „Wir haben im Moment weder die Fahrer, noch die Autos, um den Fahr- dienst jede Woche aufrechtzuerhalten“, sagt Martina Milde. Da fällt es manchem Nicole Krüger (links) und Elfi Haase: Gute Laune und ein herzlicher Umgang fahren stets mit Ein Stück Freiheit! Seniorentipp / 25

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