Mühlenspiegel 30
Einst stand der immergrüne Strauch für Ewigkeit – heute kämpft er ums Überleben Schädigung Die Raupen fressen an den Blättern, Trieben und, wenn weder Blätter noch Triebe vorhanden sind, auch am Holz. Zunächst verursachen die Jungraupen einen sogenann- ten Schabefraß, bei dem nur die oberste Schicht des Blattes abgeschabt und anschließend gefressen wird. In diesem Sta- dium sind noch grüne intakte Blätter vorhanden. Im weiteren Verlauf bleibt nur noch die Mittelrippe stehen. Sind nicht mehr genügende Blätter vor- handen, wird auch die grüne Rinde an-/abgefressen, was zum Absterben von Trieben und später der gesamten Pflanze führen kann. Überwachung: Die Buchsbaumbestände sollten auf Schadsymptome, Raupen und Puppen kont- rolliert werden. Gleichzeitig können zur Ermittlung des Falterfluges Pheromonfallen (Lockstofffallen) eingesetzt werden. Die Jungraupen des Buchsbaumzünslers überwin- tern geschützt in Gespinsten zwischen den Blättern, wo sie auch unsere kalten Winter überstehen. Gegenmaßnahmen: Um einen starken Fraß und ggf. ein Absterben von Buchs- bäumen oder Buchsbaumbe- ständen zu verhindern, sollten je nach Befallsstärke Gegen- maßnahmen ergriffen werden. Mechanische Maßnahmen: Empfehlenswert sind das Absammeln der Raupen und Puppen, ein frühzeitiger Rück- schnitt und Entfernung des Schnittgutes aus dem Bestand. Biologische Maßnahmen: Der Einsatz von Nematoden gegen die Jungraupen ist unter Beachtung bestimmter Einsatzbedingungen möglich. Das Verfahren ist jedoch noch nicht ausgereift. Chemische Maßnahmen: Bitte lassen Sie sich hierzu im Fachhandel beraten und benutzen Sie nur zugelassene Präparate. Unzulässige Pro- dukte schaden anderen Tieren und der Umwelt. Quelle: Pflanzenschutzamt Berlin Ode an den Buchs A us, Schluss, vorbei – der Gewöhnliche Buchsbaum (Buxus sempervirens) verab- schiedet sich aus unseren Gärten, Parks und Friedhöfen. In den letzten Jahren setzten der immergrünen Kulturpflanze nicht nur Pilzerkran- kungen und Krebs zu – für den totalen Kollaps sorgt nun der Buchsbaumzünsler. Das aus Asien stammende Insekt, Cydalima perspectalis, das zu- nächst als schön anzusehender Falter den Strauch umgarnt, ist auf den Buchs spezialisiert und führt durch seine Fraßschäden zu Totalausfällen. Da- nach hilft nur noch das mühsame Ausgraben der Buchsbaumbestände. Über Jahrhunderte begleitete der an- spruchslose Strauch die gärtnerische Entwicklung in ganz Europa. Er zeichnet sich durch ein langsames Wachstum und eine hervorragende Schnittverträglichkeit aus – Eigenschaften, die Gärtnerherzen höherschlagen lassen. Wer kennt sie nicht, die Parterre in den bedeutendsten Schlossanlagen, wie Sanssouci, Herrenhausen oder Schwetzingen? Unvergessen sind die durch den genialen französischen Land- schafts- und Gartengestalter André Le Nôtre ange- legten Gärten von Versailles. Barockgärten als ein Triumph des menschlichen Ordnungssinnes über die widerspenstige Natur. Das war im 17. Jahrhun- dert der Trend der Gartengestaltung und euro- paweit en vogue, Liebhaber dieser gärtnerischen Spielereien gibt es bis heute. Aber auch in anderen Epochen spielte der Buchsbaum eine tragende Rol- le. Kloster- und Bauerngärten bedienten sich ord- nend der Buchseinfassung. Sie schützen die zum Teil empfindlichen Kräuter und Gemüsepflanzen vor Wind und anderen Unbilden. Zeitweise aus der Mode gekommen, wurde der immergrüne Strauch in den letzten Jahren wieder als Formschnittgehölz an prädestinierten Stellen im Garten oder am Haus eingesetzt, gern auch im Kübel. Über Jahrhunderte begleitete der anspruchslose Strauch die gärtnerische Entwicklung in ganz Europa. Er zeichnet sich durch ein langsames Wachstum und eine hervorragende Schnittver- träglichkeit aus – Eigenschaften, die Gärtnerherzen höherschlagen lassen. Wer kennt sie nicht, die Parterre in den bedeutendsten Schlossanlagen, wie Sanssouci, Herrenhausen oder Schwetzin- gen? Unvergessen sind die durch den genialen französischen Landschafts- und Gartengestalter André Le Nôtre angelegten Gärten von Versailles. Barockgärten als ein Triumph des menschlichen Ordnungssinnes über die widerspenstige Natur. Das war im 17. Jahrhundert der Trend der Garten- gestaltung und europaweit en vogue, Liebhaber dieser gärtnerischen Spielereien gibt es bis heute. Aber auch in anderen Epochen spielte der Buchs- baum eine tragende Rolle. Kloster- und Bauerngär- ten bedienten sich ordnend der Buchseinfassung. Sie schützen die zum Teil empfindlichen Kräuter und Gemüsepflanzen vor Wind und anderen Un- bilden. Zeitweise aus der Mode gekommen, wurde der immergrüne Strauch in den letzten Jahren wieder als Formschnittgehölz an prädestinierten Stellen im Garten oder am Haus eingesetzt, gern auch im Kübel. Buchs kann bis zu 500 Jahre alt werden. Als Symbol für Ausdauer, langes Leben und Unsterb- lichkeit gilt er als Sinnbild für die Ewigkeit und ist (war) oft auf Friedhöfen zu finden. Mystische Eigenschaften werden der an sich giftigen Pflanze zugeschrieben, die das eigene Haus vor bösen Geistern und Dämonen schützen soll. Nun haben „bösen Geister“ den Strauch selbst geholt. Ob Hilfe möglich ist, wissen selbst die Experten nicht. Es werden einige Insektizide angeboten, mit der die Pflanze bei regelmäßiger Anwendung eine Chance haben soll. Empfehlungen gibt es dazu von den Pflanzenschutzämtern. Bei der raschen Verbreitung der Insekten geht dieser Wettkampf leider oft verloren. Auch unsere heimischen Vögel reagieren eher zurückhaltend auf das Speise- Überangebot der Raupe; sie entspricht wohl nicht dem europäischen Geschmack. Auf einen interessanten Aspekt machte mich eine Freundin aus Schildow aufmerksam: Mit dem Zünslerbefall geht auch der typische Geruch der Buchsbäume verloren. Letztens sprach ich mit einem versierten Gärtner im Münsterland. Dort sind die Buchsbestände schon längst aus den Schaugärten verschwunden und neue Aufpflanzungen werden ausprobiert. Beispielsweise soll Gamander (Teucrium chama- edrys) die Eigenschaften der Beeteinfassungen übernehmen. Auch andere kleinwüchsige Pflan- zen sind denkbar, wie Stechpalme (Ilex crenata) und Eibe (Taxus). Aber das ist eben nicht dasselbe. Probeweise hat eine befreundete Rosengärtne- rin in der Uckermark ihre Schaugärten auf den kleinblättrigen Ilex umgestellt. Allerdings muss mit einigen Ausfällen durch den trockenen Sommer im letzten Jahr gerechnet werden, berichtete sie mir kürzlich. Auch in meinem Garten wird im Frühjahr wohl der Spaten regieren: Flächende- ckend sind die Hecken und Solitäre im letzten Sommer vom Zünsler befallen worden. Sahen sie bis in den Herbst hinein noch gesund aus, liegt inzwischen abgefallenes braunes Laub unter den Buchshecken, die unten nun kahl sind. Ein herber Verlust, denn die Gliederung des Gartenraumes geht damit verloren und so schnell ist das nicht ersetzbar. Trauern wir ihm nach, dem magischen Buchs, den bereits die alten Ägypter und Griechen kannten und der schon in den Gärten der Römer zur An- pflanzung kam. Ihr Ratgeber rund um das Thema Umwelt / 23 www.berlin.de/senuvk/pflanzen- schutz/merkblaetter/de/download/ buchsbaumzuensler.pdf Soll es das gewesen sein? Text: Gudrun Engelke Bild: Adobe Stock
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