Mühlenspiegel 29

8 WEIHNACHTEN BOTSCHAFT Pfarrer Bernhard Hasse Evangelische Gemeinde Mühlenbeck/Schildow Pfarrerin Heike Krafscheck Evangelische Gemeinde Bergfelde/Schönfließ Pfarrer Norbert Pomplun Katholische Gemeinde St. Katharinen Pfarrer Lucas Ludewig Evangelische Gemeinde Wandlitz/Basdorf/Zühlsdorf Liebe Bürgerinnen und Bürger, die Tage werden kürzer und nasskaltes Wetter herrscht vor. Aber bald kommt die Zeit der Kerzen, der Sterne, des geheimnis- voll schimmernden Lichtes: der Advent. Sie weckt in uns immer wieder Erinnerungen an unsere Kindheit und auch bei Ihnen si- cherlich an ganz besondere Gerüche. Da riecht es nach Mandeln, Nelken und Zimt, der Duft von Orangen und Südfrüchten kommt hinzu. Und dann das Plätzchenbacken! So süß war der Advent allerdings nicht immer. Eigentlich ist er eine eher nachdenkliche Zeit, eine Zeit der Besinnung, der in- neren Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Wie war das Jahr? Was war gut, was war weniger gut? Was könnte ich anders ma- chen? Was trennt mich von anderen Menschen? Kann ich, bevor ich fröhlich Weihnachten feiere, noch einen Streit aus der Welt schaffen? Kann ich mich bei jemandem entschuldigen für ein zu hartes Wort, eine unbedachte Äußerung? Mit wem kann ich mich wieder vertragen? Wen könnte ich besuchen oder mal anrufen? Daher – und weil ohnehin weitgehend Armut herrschte – gab es in der Adventszeit kaum Süßes zu essen. Die Pfefferkuchen sind ursprünglich auch nicht als Süßspeise gedacht. Sie waren äußerst wertvoll durch die Gewürze, die nicht hier in unserer Gegend wuchsen, sondern aus den „Pfef- ferländern“ kamen, aus anderen Erdteilen. Nicht ohne Grund heißen sie auch „Lebkuchen“. Früher wurden sie in Klöstern zur Adventszeit gebacken und an die Armen und Bedürftigen ver- schenkt. Und sie waren im wirklichen Sinne „Lebenskuchen“, die den Menschen halfen, in der kalten Jahreszeit zu überleben. Den berühmten Elisenkuchen buk ein Vater in Nürnberg für seine sterbenskranke Tochter. Er buk alle edlen Gewürze hinein, die er bekommen konnte. Und seine Tochter wurde wieder gesund. Die Gewürze, die im Lebkuchengewürz miteinander verbun- den sind, kommen aus aller Welt: Ingwer, Anis, Nelken, Karda- mom, Zimt und Koriander. Keines der Gewürze schmeckt vor. Aber wenn eins fehlen würde, wäre es nicht dieser einmalige Lebkuchengeschmack. Mag sein, dass ich das eine oder andere Gewürz allein gar nicht mag, aber in dieser Mischung kann ich´s genießen. Beim Backen klappt das so überzeugend. Wenn das doch auch bei uns Menschen klappen würde: alle miteinander verbunden, alle in der Familie, alle im Land, aus den verschiedenen Völkern verbunden zu einem wohltuenden Ganzen, in dem jede Besonder- heit der Einzelnen ihren Anteil und ihren Wert hat. Jesus, das „Brot des Lebens“, den wir zu Weihnachten begrüßen, hat uns vorgelebt, wie das geht: Brücken zu bauen zu Menschen in ihrer Eigenart und sie hineinzunehmen in ein großes Ganzes. Lassen Sie sich anregen vom Lebkuchengeschmack zum Nach- denken über unser Miteinander hier im Mühlenbecker Land, denn der Friede, von dem die Engel bei den Hirten singen, beginnt auch bei uns. Genießen Sie den Lebkuchengeschmack genauso wie die Menschen, denen Sie in der Advents- und Weihnachtszeit begeg- nen. Ihnen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit! Ihr Der Weihnachts- gruß 2019 Ihr Ihr Ihre

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