Mühlenspiegel 29

LESEN BÜCHERSPIEGEL „ Underground Railroad" – Ein Roman von Colson White- head Text: Günther Pioch Bild: FISCHER Taschenbuch O hne Sklaven und Rassentrennung ist die Geschichte der USA nicht erklärbar: Hier liegt die Wurzel des Rassismus von heute. Colson Whitehead ist in die Vergangenheit dieses Landes eingestiegen und hat ein kritisches Werk über den Kampf der Sklaven in den Süd- staaten erschaffen, das ob seiner Aktuali- tät von Kritikern und Publikum gefeiert wird. Darin thematisiert er die Verhält- nisse zwischen Schwarz und Weiß in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – zu einem Zeitpunkt, als die Unabhängig- keitserklärung fast 100 Jahre her war. Cora, unsere Hauptfigur im Buch, wusste aus der Schule in South Carolina, dass man diese Erklärung auswendig ler- nen muss: „Alle Menschen sind von Natur aus gleich frei und unabhängig und haben bestimmte innewohnende Rechte“... Aber Coras Großeltern waren mit einem Skla- venschiff aus Benin an die amerikanische Ostküste gebracht worden. Und immer, wenn einer diesen Text aufsagt, erscheint er ihr lediglich als das Echo von etwas, das anderswo existiert. Amerika erscheint ihr wie ein Geist im Dunkeln. Genauso kommt sie selbst sich vor. Ihr Alltag wird von Gewalt beherrscht: Während der Sklavenarbeit auf der Plantage gibt es Peitschenhiebe, Messerstiche, Ketten an den Füßen. Einem werden beide Augen ausgestochen, weil er den Text auf einem Schild an der Plantage vorgelesen hatte. Cora geht geschickter vor und schafft es, ähnlich denkende zu orten und heim- lich einen Ausbruch zu organisieren. In der Hoffnung auf ein freies Leben hauen sie ab, werden verfolgt, erleben furchtba- res, werden von Schleusern unterstützt und erreichten schließlich eine Falltür in einer Scheune, mit Strohballen verdeckt. An dieser Stelle gelingt dem Autor ein literarischer Kniff: Whitehead nimmt den Begriff der „Untergrundeisenbahn“ – der ja eigentlich nur eine Metapher für das geheime Fluchtnetzwerk war – wortwört- lich und lässt seine flüchtenden Helden in eine alte Eisenbahn steigen, viele Stufen unter der Erde: die “Underground Rail- road”. So gelangen sie schließlich nach South Carolina. Heute sind es vor allem Migranten, die in die USA einreisen. Nicht mit Skla- venschiffen wie einst; es ist eine Wan- derungsbewegung. „Warum kommen all diese Leute aus Dreckslochstaaten zu uns?“, so der US-Präsident Donald Trump und plant den Bau eines Grenzzaunes zu Mexiko. Auffallend ist auch das interna- tionale Auftreten von Trump bzw. der USA: das vorzeitige Ausscheiden aus den Verhandlungen des Migrationspaktes, aus dem Menschenrechtsrat der UNO, aus der finanziellen UN-Friedenssiche- rung – all dies wirkt sich negativ auf die ohnehin schon brüchige Stabilität in den betroffenen Einsatzgebieten aus. Und dies wiederum betrifft in erster Linie die Län- der Afrikas, aus denen heute die meisten Flüchtlinge – und im 19. Jahrhundert die meisten Sklaven – in die USA kamen ... Dabei gilt die “Underground Railroad” bis heute als Metapher für Hoffnung, Freiheit und Hilfsbereitschaft. Die auf dieser Seite vorgestellten Bücher sind auch in der Bibliothek der Bürger- und Touristinformation erhältlich. USA auf dem Weg in die Freiheit Immobiliencontrolling Verkauf & Vermietung Ausgewählte Immobilien- Nachrichten & Infos für Eigentümer & Vermieter unter: www.imsek.de Tel.: 03 30 56 - 59 13 48 E-Mail: service@imsek.de Immobiliensekretär KRAUSE Büro Schildow • Beethovenstr. 49 16552 Mühlenbecker Land Hausverwaltung © Elxeneize - Dreamstime.com © olly - Fotolia.com © Dario Sabljak - Fotolia.com

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