Mühlenspiegel 29

39 Erika Cipper zum 80. Geburtstag Mit Lachen und Herzlichkeit ganz am Ende der Schillerstraße, dort wo Schildow und Mühlenbeck zusammensto- ßen, einen Katzensprung nur von der His- torischen Mönchmühle entfernt, wurdest Du, am 28. Dezember 1939 geboren. Dein Vorfahr mütterlicherseits, der Kolonial- warenhändler Kirchner, hatte das Haus im Jahre 1912 bauen lassen, mitsamt Stall und Räucherkammer. In dem geräumigen Ladenraum, heute Dein Wohnzimmer, gab es Obst und Gemüse, täglich frische Bröt- chen, Fleischwaren aus eigener Schlächterei zu kaufen – eben alles, was in der Küche gebraucht wurde. Es war die Zeit, in der die ersten Kremser Wochenendgäste aus Berlin nach Schildow brachten; auch diese belebten das Geschäft. Bis in die dreißiger Jahre. Danach erfolgte der Umbau zu dem Wohnhaus, in dem Du dann aufgewachsen bist und später mit Deinem Mann, dem Mühlenbecker Robert Cipper, drei Söh- ne aufgezogen hast. Dein Freundeskreis erweiterte sich, denn durch ihn warst Du sozusagen auch im Nachbardorf zu Hause. Robert war Böttcher von Beruf, viele Möbel im Haus zeugen von seiner Liebe zum Holz: die wandgetäfelte Essecke, Dosen und Figuren auf dem Regal, die praktischen Küchenschemel, in deren „Innenleben“ Du Deine Tüten, Knöpfe, Nähzeug, Wolle und Stoffreste aufbewahrst; auch die Schränke sind proppenvoll mit allem, was geschickte Hände verarbeiten können. Eigentlich hättest Du einen praktischen Beruf erlernen sollen, wurdest dann aber in Basdorf zur Stenotypistin ausgebildet. Deine erste Arbeitsstelle war die Akademie der Wissenschaften, Abteilung „Philoso- phe – Historische Texte“. Eine interessante Tätigkei. Als aber im Sekretariat der Schil- dower Schule eine Stelle frei wurde, hast Du ohne Zögern gewechselt, um näher bei der Familie, den Kindern zu sein. Und dann kehrtest Du der Büroarbeit den Rücken und gingst zur Schildower Krippe „Kinderland“. Du wurdest als Erzieherin angelernt und hast hier bis zur Rente Deine schönsten Arbeitsjahre verlebt. In die Mitte der 80er Jahre fielen schwere Ereignisse für Dich und Deine Familie, Du sprichst nicht gern darüber. Frank, Euer Sohn, wurde zwar mit Hilfe von Rechtsan- walt Vogel aus dem DDR-Knast freigekauft, ist aber dann spurlos verschollen ... Mit großer Liebe sprichst Du von Laura, Deiner einzigen Enkelin, die regelmäßig Liebe Erika,

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