Mühlenspiegel 29

Dieser Weg wird kein leichter sein Zu Hause sterben dürfen, das Hospiz Oberhavel e.V. leistet ehrenamtlich ambulante Sterbebegleitung 90 Personen zwischen 25 und 70 Jahren angewachsen. All diese Menschen in ihrer Verschiedenheit eint die Einstellung, dass Sterben, Tod und Trauer zum Leben gehö- ren. Mit ihrem teilweise über Jahre erworbe- nen Wissen zum Sterbegeleit, mit Zeit und achtungsvoller Zuwendung sind sie den alten oder schwerkranken Menschen und ihren Angehörigen eine wertvolle Hilfe. Abschied vom Leben gestalten „Erfahrungsgemäß stoßen wir auf Unsicher- heit und Unkenntnis über die Sterbeprozesse und müssen zunächst einmal Ängste abbau- en“, berichtet Frau Werk – Angst, in Krisen- situationen allein dazustehen, etwas falsch zu machen, die emotionalen Belastungen besonders in der sogenannten Finalphase des Sterbens nicht auszuhalten. Der geliebte Mensch soll ja gut versorgt und schmerzfrei, würdevoll und möglichst selbstbestimmt bis zum Ende zuhause verbleiben dürfen. Aber ist das zu schaffen, und wie? Hier liegt das Betätigungsfeld des Vereins Oberhavel Hospiz, dessen Beratung und ambulante Hospizdienste kostenlos in Anspruch ge- nommen werden können. Wer sich auf die Sterbebegleitung eines Angehörigen vorbereiten will und dazu Kontakt mit dem Verein aufnimmt, vereinbart zunächst einen Besuchstermin. Eine erfahrene Koordinatorin kommt ins Haus, ins Krankenhaus, ins stati- onäre Hospiz oder in die Pflegeeinrichtung, erkundet das jeweilige soziale Umfeld und bespricht dezidiert: Was W er sich einmal die Zeit nimmt, über den Tod und das eigene Sterben nachzudenken, wünscht sich meist, bis zuletzt in häuslicher Umge- bung und unmittelbarer Nähe seiner Fami- lie oder Nahestehender leben zu können. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Jährliche Statistiken verweisen auf ca. 60 Prozent in Krankenhäusern Versterbende, 20 Prozent in Altenpflegeheimen. Nur etwa 20 Prozent der Menschen sterben dort, wo sie gelebt haben: in den eigenen Wänden oder bei Familienangehörigen. In unserer modernen Gesellschaft ist der Tod weitgehend institu- tionalisiert. Dabei wächst die Anzahl der Menschen, die ihre schwerkranken und sterbenden Fami- lienmitglieder in der letzten Lebensphase aufnehmen bzw. pflegen wollen. „Ihnen dafür Ermutigung und praktische Unter- stützung zu geben ist uns wichtig“, sagt Sozialarbeiterin Jacqueline Werk, „denn es sind die Angehörigen, welche die Hauptlast bei der häuslichen Betreuung tragen.“ Die Mittfünfzigerin lebt im Mühlenbecker Land und gehört mit Ines Knospe und Argid Rutenberg zu den Koordinatorinnen von Oberhavel Hospiz e.V. Der im Mai 2005 gegründete Verein hat 40 Mitglieder. Der Kreis der geschulten Ehrenamtlichen ist inzwischen auf ca. Heike Kiel betreut den schwerkranken Horst Stenzel in Oranienburg. Der 90-Jährige und seine Ehefrau fühlen sich in ihrer gemütlichen Seniorenwohnung im Bethke-Pflegeheim bes- tens versorgt und freuen sich stets auf die wöchentlichen Besuche „ihrer“ Betreuerin, die – wie beide sagen – eine unschätzbare Hilfe und inzwischen auch eine Freundin geworden ist. 30

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