Mühlenspiegel 28

44 E s ist ein Areal voll spannender, aber oft zweischneidiger Ge- schichte – von der sich vieles allmählich in samtene Verges- senheit hüllt. Der neue Eigentümer möchte das unbedingt verhindern. Das 20.985 Quadratmeter große Gelände am S-Bahnhof Müh- lenbeck-Mönchmühle befindet sich seit kurzem im Besitz der KALUZA + SCHMID GmbH. Bis 2004 war hier die Fotofirma KO- DAK und später ein Antiquitätenhändler beheimatet. KALUZA + SCHMID verdienen ihr Geld in erster Linie mit Messebau und der Planung von Veranstaltungen – vom Bundes- presseball bis zum industriellen Sommerfest. Die Firma wird vo- raussichtlich im Frühjahr 2020 vom alten Standort in Berlin-Rei- nickendorf komplett zu uns umziehen. Die alten Gebäude werden dann als Lagerhallen, handwerkliche Werkstatt und Büroräume genutzt – im Prinzip so, wie es immer war. „Wir hatten großes Glück, dass wir das Gelände hier gefunden haben,“ erzählt mir Rüdiger Koch, Geschäftsführer und einer der beiden Eigentümer, bei einer kleinen Führung über das Gelände. „Die Hallen sind an sich noch in gutem Zustand und genauso, wie wir sie brauchen, wir müssen fast nichts umbauen – nur renovieren!“ Jung, kreativ und „hipp“ Hübsch machen will er die grauen Kästen natürlich; sie sollen dann so zeitgemäß aussehen wie die auf der anderen Straßenseite liegen- den Flächen. Die Pappwand-Bürokämmerchen im DDR-Charme sollen modernen Großraumbüros weichen – „wie man heute so ar- beitet bei den hippen, kreativen Menschen“, lacht Koch. Und „die Betonwüste im Innenhof“ wird aufgerissen und begrünt, damit sich Mitarbeiter und Kunden wohlfühlen. Die zahlreichen Schwal- bennester stehen bereits jetzt unter dem besonderen Schutz des Geschäftsführers. Überhaupt legt die Design-Firma viel Wert auf eine moderne Unternehmenskultur: Dem Immobiliengeschäft ging eine Mit- arbeiterbefragung voraus, ob die Kollegen den Umzug aus dem „hippen“ Berlin ins ruhige Umland – nach „j. w. d.“ – überhaupt mittragen würden. Die Skepsis war nicht nur dem kreativen Haupt- stadt-Image der Firma geschuldet, sondern auch schlicht dem Al- tersdurchschnitt: Die 80 Mitarbeiter sind im Schnitt knapp über 30. Grade einmal zwölf Mitarbeiter kommen mit dem Auto zur Arbeit, die übrigen bekommen Elektroroller für Dienstfahrten und den C- Bereich der Monatskarte erstattet – da ist die Nähe zur S- und zu- künftigen Heidekrautbahn ein entscheidender Standortfaktor. Rüdiger Koch und sein Kompagnon Steffen Kaluza denken bereits weit voraus. Das Gelände besteht aus einer Vielzahl von Flurstücken, darunter zwei große Freiflächen, auf denen sie sich vorstellen können, in enger Absprache mit der Gemeinde sozial- verträgliche Mehrfamilienhäuser errichten wollen. „Vielleicht will sich ja auch der eine oder andere unserer Mitarbeiter einmal hier in der Gemeinde niederlassen?“, spekuliert Koch. Außerdem soll langfristig eine bessere Lösung für die wilden öffentlichen Park- plätze am Straßenrand gefunden werden. „Da sind wir im Ge- spräch mit dem Bauamt, die ja zurzeit auch das neue Parkhaus am Bahnhof planen.“ Junge Kreative für Mühlenbeck Die ehemaligen KODAK- und Antiquitäten-Hallen am S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle haben einen neuen Eigentümer Setbau beim NRW EMPFANG zur BERLINALE

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