Mühlenspiegel 28
35 KOLUMNENTITEL KIRCHENGEMEINDE Zur Person Filippo Smaldino Ihr Geburtsdatum? Ich bin am 10. Mai 1963 im heutigen Berlin Mitte geboren. Familienstand/Kinder? Am 26. Mai hatte ich das große Glück, meine heutige Ehefrau Oya Smaldino ehelichen zu dürfen. Seit der Eheschließung leben wir in einer sogenannten Patchworkfamilie und erfreuen uns nunmehr an vier gemeinsamen Kindern, drei Mädchen und einem Jungen. Seit wann leben Sie hier und wie kamen Sie zu uns ins Mühlen- becker Land? Da mir und meiner Familie die Nähe zu unseren Eltern mit der damit verbundenen Fürsorge wichtig war, sind wir 2005 bewusst mit „Kind und Kegel“ aus Berlin Pankow ins schöne Mühlenbecker Land gezo- gen. Heute kann ich sagen: Ich habe meine Heimat gefunden! Die ersten Jahre lebten wir in Schildow, seit 2014 im Ortsteil Zühlsdorf, den ich persönlich aufgrund des Vorhandenseins eines der schönsten Fußballplätze Brandenburgs sehr charmant finde (schmunzelt). Womit verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit? Das Amt des Bürgermeisters lässt wenig „Frei-Zeit“ zu. Man ist stän- dig unterwegs und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind an sieben Tagen in der Woche oftmals fließend. Umso wichtiger ist mir jede freie Minute, die ich gemeinsam mit der Familie verbringen kann. Dabei gibt es für mich besondere Highlights, die mir sehr wich- tig sind und die ich besonders genieße, das sind die ganz individuel- len und persönlichen Tage „geschenkte Lebenszeit“ an jedes einzelne Familienmitglied (im Übrigen das größte Geschenk, was man einen Menschen m.E. schenken kann). So war ich während der Ferien nur mit meiner kleinen Tochter im Tierpark Berlin, was wir beide sehr genossen haben. Einen zusätzlichen Luxus gönne ich mir aber noch: Ich spiele für die SG Zühlsdorf in der Ü50 Fußball und versuche so gut wie möglich als Torwart eine gute Figur zu machen. Was machen Sie beruflich? Was haben Sie einmal gelernt? Schildern Sie uns bitte kurz Ihren bisherigen Werdegang. Ich hatte ursprünglich Maschinenschlosser gelernt und auch einige Zeit in diesem Beruf gearbeitet. Dann aber holte ich mein Abi nach, um anschließend mein Diplom in Sozialarbeit und Sozialpädagogik zu machen. Mein ganzes Leben lang habe ich mich sozialpolitisch und gewerkschaftlich engagiert, speziell in der Jugendarbeit und im Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus: Neben Schule und Studium leitete ich bereits das Jugendzentrum des Deut- schen Gewerkschaftsbundes DGB in der Berliner Keithstraße und war als Jugendbildungsreferent für den DGB, die IG Metall und wei- tere Gewerkschaften im Einsatz. Später arbeitete ich als Leiter eines Weddinger Jugendhauses mit türkisch- und arabischstämmigen Ju- gendlichen sowie als Leiter des Jugendzentrums „Bruchbude“ in der Uckermark mit rechtsradikalen Jugendlichen. Geprägt hat mich auch meine Arbeit als Sozialarbeiter in der Justizvollzugsanstalt Moabit und meine Jahre im indischen Kalkutta, wo ich diverse Hilfsprojekte leitete. Als Dank erhielt ich die Ehrenbürgerschaft dieser Stadt. 2001 übernahm ich die Leitung des kommunalen Kinder-, Jugend- und Familienzentrums „comX“ in Reinickendorf, wo ich bis zu meinem Amtsantritt als Bürgermeister 2011 viel bewegen konnte. 2006 bilde- te ich mich zudem zum „Soziotainer“ (Sozialmanager + Entertainer/ Unternehmensberater) weiter. Inspiration Gab es einen bestimmten Anlass oder eine wichtige Erfahrung in Ihrem Leben, die Sie bewogen hat in die Politik zu gehen? 1980 nahm ich als junger Auszubildender an einem Gewerkschaftsse- minar der IG Metall in der Jugendbildungsstätte Schliersee in Bayern teil. Hier hatte ich das einmalige Erlebnis, mich mit Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau zu unterhalten. Diese Begegnung empfand ich als sehr intensiv und richtungsprägend. Die Mahnun- gen, die ich aus diesen Gesprächen heraushörte, entfalteten bei mir ein Gefühl, Verantwortung übernehmen zu wollen für Demokra- tie, Frieden und Freiheit. In der darauffolgenden Zeit wurde ich im Betrieb als Jugendvertreter gewählt, dann als Vertrauenskörper und später als Betriebsrat. Der Eintritt in die SPD 1989 war für mich als „Arbeiterkind“ der persönliche Einsatz für eine intakte, starke Werte- gemeinschaft, für Zusammenhalt und Solidarität. Wer sind die wichtigsten Menschen in Ihrem Leben? Natürlich die Menschen, mit denen ich eine innige Beziehung habe, meine Liebsten. Wer hat Sie und Ihr Leben am meisten geprägt? Es gibt viele Persönlichkeiten, die ich Mentoren nennen darf. Einer ist sicherlich Mahatma Gandhi, dessen Portrait in meinem Amtszim- mer mit dem Zitat hängt: „You must become the change you wish to see in the world.“ Frei übersetzt: Werde selbst ein Stück der Verände- rung, die Du Dir wünschst für diese Welt. Mein „Held“ ist aber Willy Brandt. Eine absolute Persönlichkeit, die oft das Unmögliche versuch- te, obwohl seine Berater große Bedenken anzeigten. Ein Visionär mit „Charisma“, der mich geprägt und zu mehr Demokratie ermutigt hat, ar ganz private Fragen gestellt ... tehen an und auch die Bürgermeisterwahl im Mühlenbecker Land: er von den Laternen an, ein wahrer Schilder-Dschungel, von Orientie- f die Erscheinungsfarben – schwarz, rot, grün – ist kein Verlass mehr ... didat! Und so haben wir in unserem Sommerinterview versucht, nichts macht. Wo liegen die Wurzeln? Was hat sie geprägt? Welche Erfahrun- stellt. Für die Antworten gab es den gleichen Raum zur Verfügung. erschieden beide Kandidaten sind – aber sehen Sie selbst. Wir wünschen rwahl 2019
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