Mühlenspiegel 28

11 ßerer. Aber: „Ichmöchte niemals den Spruch hören: ‚Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!‘“, so Floe- ricke. Die Einschulung bedeutet eine große Umstellung für die ganze Familie: ein neuer Ta- gesrhythmus, neue Bezugsper- sonen, neue Erfahrungen. Das verunsichert natürlich. „Darum ist es so wichtig, diese Angst rauszunehmen!“ Und genau da- rum bemühen sich die Kitas im letzten Jahr vor der Schule ganz besonders. Konstantin und Ni- kolai besuchten zum Beispiel die vorherigen Ersten Klassen in ih- rem Klassenraum. Stolz durften die Älteren den Jüngeren vorle- sen, mit denen sie selbst noch ein Jahr zuvor in der Kita herumge- tollt waren. Und die Vorschüler machten große Augen. Auch im Hort waren die Zwillinge schon zu Besuch, und auf dem Spiel- platz neben der Grundschule sind sie regelmäßig Gast – das neue Terrain ist also schon be- kannt. Im Gegenzug besucht eine Lehrerin der zuständigen Grundschule alle Vorschulgrup- pen in den Kitas, beobachtet die Kinder und ist Ansprechpartne- rin für die Eltern. Auch Eltern können hel- fen, ihre Kinder auf die Schule vorzubereiten. Die sollten un- bedingt schon ihren Schulweg kennen, egal ob zu Fuß oder mit dem Bus. Nikolai und Konstan- tin werden wohl meist mit dem Fahrrad anreisen. Daneben fin- det Pauline noch einen Punkt besonders wichtig: „Entspannt bleiben!“ Hapert es bei einem Kind noch bei bestimmten Din- gen, hilft eine Rücksprache mit den Erziehern. Die suchen bei Auffälligkeiten schon von sich aus frühzeitig das Gespräch, um gemeinsam Lösungswege zu finden. Ist das Gegenteil der Fall, kommt dagegen schnell die Sorge auf, dass ein Kind schon zu viel wisse und sich in der Schule langweilen werde. „Diese Zeiten sind lange vorbei!“, beru- higt Rainer Körber, Schulleiter der Grundschule Mühlenbeck. Es sei ganz normal, dass schon Vorschulkinder mit sehr gro- ßen Zahlen jonglieren oder alle Buchstaben kennen möchten – sie werden ja heutzutage perma- nent damit bombardiert. „Diese Kinder haben in der Schule dann schnelle Erfolge, und Erfolge tun gut und motivieren zumWeiter- lernen“, weiß der Rektor. „Dafür arbeiten die Lehrer heute sehr differenziert mit den Kindern.“ Da kommt was auf uns zu Ganz ohne Papierkram geht das alles natürlich nicht. Beim einem Vorschul-Elternabend Anfang des Jahres in der Kita erfuhr Pauline durch die betreu- ende Lehrerin, was nun genau auf sie zukommt. Zunächst wur- den die Zwillinge in der zustän- digen Grundschule angemeldet. Alle Kinder aus Mühlenbeck, Schönfließ und Zühlsdorf müs- sen sich in Mühlenbeck anmel- den, alle Kinder aus Schildow in der Europaschule in Schildow. Zu diesem Termin könnte man dann auch den Besuch einer an- deren Grundschule, eine Rück- stellung oder eine vorzeitige Einschulung beantragen. Bei der Anmeldung gab es gleich noch einen Termin für die ärztliche Schuleingangsuntersuchung. Die fand dann ebenfalls in der Grundschule Mühlenbeck statt. Das Ergebnis erhielten sie sofort: Konstantin und Nikolai sind schulfähig! Später im Sommer flatterte dann der schriftliche Bescheid ins Haus und die Einladung zur ersten Elternversammlung. Dort erfuhr die Familie endlich, in welche Klassen die Jungen kom- men würden. Kurzer Schreck: Beide Jungen sollten in die glei- che Klasse gehen, dabei hatten sich doch Eltern und Kita dar- auf verständigt, die beiden bes- ser zu trennen. „Sie vergleichen sich permanent“, erklärt Mama Pauline. Ein Gespräch mit der Schule und der Fehler wurde be- hoben. „Wir stellen die Klassen vor allem nach pädagogischen Gesichtspunkten zusammen, das heißt ausgewogen nach Ge- schlecht, nach Leistung und dem Verhalten der Kinder“, erläutert Körber. „Als zweiter, aber nach- rangiger Aspekt kommt dann der Wohnort hinzu. Es gibt zwar oft Wünsche von Eltern, wer mit wem und wer mit wem lieber nicht, aber die können wir nicht berücksichtigen.“ Die einzige Ausnahme sei tatsächlich die Frage, ob Zwillinge gemeinsam oder getrennt eingeschult wer- den sollen. Nikolai und Konstantin ha- ben großes Glück: In diesem Jahr schult die Grundschule Mühlenbeck erstmalig vier Klas- sen ein, sodass in jeder Klasse nur 20 Kinder lernen werden. In Schildow hingegen werden EINSCHULUNG IM MÜHLENBECKER LAND TITELTHEMA Ein großer Tag für alle: Aufgeregt warten Familien und Freunde der ABC-Schützen vor der Tür auf die Erstklässler Das schulfähige Kind sollte ... im kognitiven Bereich: ... über einen ausreichenden kindgerechten Wortschatz verfügen ... verständlich, ohne Sprachfehler, in einfachen Hauptsätzen sprechen ... Kenntnisse über Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände haben ... sich kleine Reime einprägen können, Mengen und Formen nach kurzer Darbietungszeit wiedergeben ... zählen bis 10 (vor- und rückwärts), Mengen vergleichen, Mengen bis 5 simultan erfassen ... Formen- und Größenunterschiede wahrnehmen ... die Grundfarben unterscheiden ... sich an unbekannte Aufgaben heranwagen ... Bilderreihen ordnen können ... Bildungsinhalte in Märchenkenntnis, Verkehrserziehung, Singen mitbringen Das schulfähige Kind sollte ... im psychosomatischen Bereich: ... das Gleichgewicht halten können (gymnastisches Schwingen) ... sich fließend bewegen können (hüpfen, rückwärtsgehen, Überkreuzbewegungen) ... feinmotorisch koordinieren (Perlen aufreihen) ... den Stift in Schreibhaltung halten können ... klare Linien zeichnen ... sich an einer Vorlage orientieren (Ornamente ausmalen, Muster abzeichnen) ... sich räumlich orientieren (links – rechts, oben – unten etc.) ... an vorgegebenen geraden Linien sicher schneiden ... an der Herausbildung handwerklicher Fähigkeiten arbeiten können Das schulfähige Kind sollte ... im sozialen Bereich: ... sich an vereinbarte Regeln halten ... sich in der Gruppe einordnen und mit anderen Kindern umgehen können ... erste Gesprächsregeln einhalten

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