Mühlenspiegel 27

mich. Sie spricht über die vorösterliche Speisung der Fünftausend (Johannes Kap. 6). Und sie spricht von heute, vom Brot. Sie erwähnt die mehr als 700 Brotsorten, für die Deutschland berühmt ist, benennt auch das Sprichwört- liche – „Broterwerb“, „Zubrot“, „Brot und Lohn“ – das ja soviel mehr bedeutet als dieses Nahrungsmittel allein, weil der Begriff alles Lebensnotwendige in sich birgt. Sie erwähnt auch, was darüber hinaus geht – die Delikatesse, das „Sahnehäub- chen“. Ihre Worte regen zum Nach- und Weiterdenken an. Die Seelsorgerin Wir verabreden ein Gespräch. Gemeinsam mit Reinhard Musold, der noch einige Fotos machen möchte, treffe ich Heike Krafscheck in dem hellen, geräumigen Ge- meindezentrum, das sich die rührige Kirchengemeinde vor sechs Jahren erbaut hat – auch dies ein „Sahnehäubchen“. Reinhard möchte sie an ihrem Schreibtisch fotografieren, aber sie wehrt entschieden ab: Der sei zwar notwendig, ihren „Arbeitsplatz“ aber sehe sie bei ihren Gemeindemitgliedern. Bei Fragen nach der Bio- grafie gibt sie sich sparsam. Ich erfahre, dass sie im Bezirk Reinickendorf aufgewach- sen sei, der Vater stamme aus Lübars, die Mutter – aus Schildow. Abgesehen von ihrer ersten Entsendung als Pfar- rerin in Alt-Tempelhof hat sie bisher im Wedding gearbeitet; nach der Wende, als unser jetziger großer Kirchenkreis Berlin-Nordost entstand, auch kurze Dienste in Karow und eine Vakanz-Verwaltung in Blankenburg übernommen. Die letzten elf Jahre wirkte Frau Krafscheck als Seelsor- gerin in der Berliner Stiftung der Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg. „Die gehen zurück bis ins Mittel- alter“, erzählt die 55-Jährige. „Sie wurden einst gegründet für die Kreuzritter, die von ihren Fahrten Verletzungen und Krankheiten mitbrach- ten.“ Heute bestehen auf dem Gelände 500 Wohneinheiten für Senioren. Eine andere Welt Nach ihrem Einführungs- gottesdienst in Bergfelde machte auch Heike Krafschecks nicht ganz alltägliches Hob- by die Runde: das Tauchen. Das hatte sie in der Predigt (ausnahmsweise) preisgegeben. Ich frage danach und erfah- re, dass sie „als Gast in einer fremden Welt Demut vor dieser wunderbaren Schöpfung“ empfände. Auch Zorn über die Überfischung, die Plastik im Meer und die vermüllten Strände. Aber das Tauchen sei für sie keine Weltflucht, denn von diesen Abenteuern – die man aus Sicherheitsgründen nur zu zweit unternehmen kann – taucht sie immer wieder auf, zu ihrem Beruf, den sie mit Leidenschaft ausübt. Der Arbeitsbereich, der sie hier in Bergfelde und Schön- Heike Krafscheck – Seelsorgerin für Bergfelde und Schönfließ E in Sonntag in der Passionszeit. Ich bin in Bergfelde, besuche zum ersten Mal die schlichte, 1933 errichtete Dorfkirche. Ein Abendmahlsgottesdienst. Kurz zuvor hatte in der mit Schön- fließ verbundenen evangeli- schen Kirchengemeinde ein Wechsel stattgefunden: Der langjährige Pfarrer Werner Rohrer ging zum Jahresende 2018 in den Ruhestand. Mitte Februar trat Pfarrerin Heike Krafscheck an seine Stelle. Ich bin gespannt darauf, die neue Pfarrerin kennenzu- lernen. Ihre Predigt berührt Eine Pfarrerin taucht auf

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