Mühlenspiegel 27

36 A m Anfang war Volker Braun vor allem eins: Antifaschist. Das hängt mit seinem persönlichen Leben zusammen. Die Bombardierung Dresdens war bei seiner Familie lange in Erinne- rung. Sein Vater kam nicht zurück. Er ist im Krieg geblieben. Mit seiner Mutter und den vier Brüdern ging es in die Nach- kriegsjahre. Es begann die Zeit, die wir Wiederaufbau nannten. Nach der Oberschule ging er drei Jah- re „in die Produktion“ und dann zur Uni Leipzig zum Philosophiestudium. Diese Jahre waren eine wichtige Basis um zu erkennen, wie der sozialistische Staat mit dem Antifaschismus als tragende Ideo- logie funktioniert und wirkt. Aber auch die Widersprüche des realen Sozialismus wurden ihm offenbar. Volker Braun hat sich die Mühe gemacht und hat sicher auch Spaß daran gehabt, Erlebnisse und Ereignisse aus die- ser Zeit in Gedichten und seinen Büchern festzuhalten. Er war ein kritischer Geist, von Anfang an, und hat seine Kritik sehr zeitig schriftstellerisch verarbeitet. Ganz zielgerichtet kamen seine Kenntnisse Ein literarischer Rebell Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Volker Braun aus dem Philosophiestudium hinzu. Was ist Utopie und was Realität? Er war kein gewählter Abgeordneter oder gar Par- teifunktionär, sondern ein politischer Intellektueller, der zu den unbequemsten seiner Generation gehörte. Umso mehr gehören Kraft, Geist und Engagement dazu, auch das Kritische klar erkennbar nach außen zu tragen. In den folgenden Werken ist seine Verbundenheit mit dem Staat DDR immer erkennbar. Parallel dazu kamen seine kritischen Aspekte zu Wort. Und Grund für kriti- sche Haltungen gab es im letzten DDR- Jahrzehnt mehr als genug. Wie muss man es besser machen? Sollte man nicht auch an Reformen denken? Und mit diesen Fragen hat sich Volker Braun intensiv beschäftigt. Wir alle haben uns damit beschäftigt. Er dagegen hat es aufgeschrie- ben, in zahlreichen Werken, u.a. im Hin- ze-Kunze-Roman. Und er schrieb es auf in einer Art, die zum Weiterlesen anregte, die sehr hintergründig war, anregend für eigene Gedanken zum damals Geschehe- nen, ja sogar zum Philosophieren. Es gibt Stellen, wo man mit ihm ins Gespräch kommen könnte. Ich denke hier an „Das Mittagsmahl“, „Das unbesetzte Gebiet. Im schwarzen Berg“. Schwar- zenberg im Erzgebirge ist damit gemeint Volker Braun und sein Enkel erkunden die Natur

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