Mühlenspiegel 26

Bewegung ist alles Die wundersamen "Maschinen" des Werner Wildt aus Zühlsdorf W er hat in seinem Le- ben nicht schon ein- mal versucht etwas nachzubauen? Etwas, das ihn wirklich fasziniert hat. Einige Menschen bewahren sich die- se Faszination sehr lange; zu ihnen gehört Werner Wildt. „Der Modellbau begeisterte mich schon immer. Besonders die Funktionsmodelle, also vereinfachte, aber doch detail- reiche Nachbauten, die wesent- liche Funktionen des Originals ausführen können“, erläutert er. „Mir geht es weniger um Modelltreue als um Funktio- nalität. Meine Modelle können fahren, schwimmen, radfah- ren, rudern und sogar singen.“ Diese Herausforderungen machen ihm einen Riesenspaß, seit einem ersten Wettbewerb 1958 mit Feile und Säge im Werkunterricht. Vor der Wen- de schaffte es sein nachgebau- tes F1-Rennbootmodell bis zur Modell-Weltmeisterschaft in Rumänien, und sein damals 18-jähriger Sohn belegte mit dem Wasserflitzer beim Ge- schwindigkeitskurs den 3. Platz. Und heute? Vor 13 Jahren ging der Industriemeister der Elekt- rotechnik Werner Wildt in Pen- sion; der Hobby-Modellbauer hingegen verblieb im „Un-Ru- hestand“. Seit er und seine Ehe- frau Rosi vor zehn Jahren von Berlin nach Zühlsdorf umgezo- gen sind, entstanden viele neue Kreationen, die zu Land und zu Wasser ferngesteuert wer- den können. Bei Alt und Jung herrscht Überraschung und Spaß, wo immer die Modelle auf kleineren Festen und Feiern im Mühlenbecker Land und in der Umgebung auftauchen: der rudernde und angelnde Opa Bolle mit seinem Kahn, der „singende“ Schwan oder der kraftvolle Truck, mit dem ein Boot zu Wasser gelassen bzw. ausgeslippt werden kann. Das freut ihn mehr als die Aner- kennung für seine unterschied- lichen Modelle. Er mag es auch, wenn Kinder ihn mit Fragen löchern und nur zu gerne nach der Fernbedienung greifen. Mit Fantasie und Geduld, tech- nisch und handwerklich ver- siert, entwirft, baut, schneidet, klebt, bemalt der Zühlsdorfer Modellsätze, modifiziert und ergänzt gekaufte Einzelteile. So sorgt der Einbau einer Schiffs- schraube und eines mp3-Player für die Fortbewegung und den „Gesang“ des Kunststoff- Schwans. Was braucht man noch fürs Modellbauen? „Genaues und sauberes Arbeiten. Vieles kann man sich aneignen, aber ein Bastler mit zwei linken Hän- den wird es schwer haben“, schmunzelt Werner Wildt. Nicht unwichtig sei auch, was man nicht fürs Bauen von Mo- dellen braucht: Nichts gegen die moderne Computertechnik, womit sich beispielsweise Bau- sätze über 3D-Drucker herstel- len lassen. Aber traditioneller Modellbau findet immer noch im wirklichen Leben statt, nicht virtuell. Das ist schon spannend. Werner Wildts Favorit ist „Mäxchen“. Die zündende Idee zu dieser Puppe sei ihm seiner- zeit auf demHeidefest in Zühls- dorf gekommen, beim Anblick des Mannes auf dem Hochrad, mit Frack und Zylinder eine der Attraktionen des alljährlichen Festumzuges. Werner Wildt hat das Figur-und-Hochrad-Mo- dell im Maßstab 1:5 gefertigt. Mäxchen ist nicht nur die Mi- niaturversion seines Vorbildes in natura, sondern kann vieles, was auch dieses kann, dank et- licher eingebauter Gelenke. Die Puppe dreht den Kopf, fährt um Kurven, die Füße treten in die Pedalen. Fahrweise und Bewe- gung dirigiert Werner Wildt – bei diesem öffentlichen Auftritt im stilechten Kostüm mit Drei- spitz und Kniebundhose – per Funkfernsteuerung. Antriebs- batterien und andere Technik sind im hinteren Reisekoffer aus Weide untergebracht. Die Kinder mögen Mäxchens Be- suche. Sie dürfen sich immer eine Süßigkeit oder ein kleines Geschenk aussuchen, die Frau Wildt eingekauft und als süßes Gepäck verstaut hat.

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