Mühlenspiegel 26

WIRTSCHAFT FRISCHWAREN ich meinen Imbissstand. Da wechselten etliche Bratwürste und einige Kilos Tomaten die Besitzer“, erinnert sich der ge- lernte Industriekaufmann mit einem Schmunzeln, „und jetzt haben wir bereits unseren 20. Hochzeitstag gefeiert.“ Später stiegen sie gemeinsam in den Obst- und Gemüsehandel ein und führen seitdem die Famili- entradition weiter. Beide Verkaufsstände be- finden sich an einer gut befah- renen Straße. Die Standortlage könnte also nicht besser sein. Am Wochenende rauscht der Ausflugsverkehr von und nach Berlin vorbei. Dann legen un- zählige Autofahrer hier einen Einkaufsstopp ein. Ein zweiter Händler bietet ein Stück weiter, auf dem Mini-Markplatz am Summter See, seine Waren an. Nicht wenige Bürger wünschen sich einen Markt imMühlenbe- cker Land mit einem Angebot an Fleisch- und Wurstwaren, Milch- und Käseprodukten, Fisch, Blumen, Salate, Imbiss und natürlich Obst und Ge- müse. Zweimal wurde, unter- stützt von der Gemeinde, in Schildow auf dem Dorfplatz an der Bahnhofstraße mit neuen Marktkonzepten darauf Kurs genommen. 2017 warf wegen ausbleibender Kundschaft der letzte Marktleiter das Hand- tuch. Und somit blieb es vorerst bei übersichtlichen drei Obst- und Gemüseständen in den vier Ortsteilen. Für die Obst- und Gemüse- händler wird es in der Zukunft nicht leichter, auch oder beson- ders nicht im ländlichen Raum. „Gewünscht wird es schon, das etwas andere Angebot, das Ein- kaufsgefühl am Stand mit per- sönlichem Gespräch, besonders als Stammkunde, aber die Zahl der Kkunden insgesamt nimmt leider ab“, resümiert Thomas Kreis. „Zunehmender Druck durch Wettbewerber am Markt – allein im Norden von Berlin sind in den letzten Jahren etwa 120 Spargelverkaufshütten dazugekommen – das macht sich beim Umsatz unserer Sai- sonware spürbar bemerkbar. Auch die Berliner Kollegen ha- ben damit zu kämpfen.“ Dazu kommen die Supermarktket- ten und Discounter mit immer umfangreicheren Obst- und Gemüseabteilungen. Der zweite Verkaufsstand- ort von Stephanie und Thomas Kreis, den sie sich samstags und sonntags mit einer Blu- menverkäuferin teilen, befin- det sich direkt auf dem Mini- Parkplatz in der Mühlenbecker Hauptstraße. Hier wird es eng. Zunehmend mehr Leute stel- len ihr Auto ab, darunter viele Patienten des nahegelegenen Ärztehauses. Keine Kunden- parkplätze – keine Kunden. Die Händler müssen jetzt rechnen, ob sich dieser Stand künftig noch rechnet. Thomas Kreis lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Velten. Trotz ausgelasteter Arbeitswoche nimmt man sich Zeit für die Familie, am Abend oder in der wenigen Freizeit. „Bei uns ist immer Betrieb, vor allem durch unsere Tochter mit ihrem Freundeskreis.“ Die 17-Jährige kam mit Down- Syndrom zur Welt. Sie besucht in Oranienburg eine Ganztags- schule. „Mit ihrem freundli- chen, aufgeschlossenen Wesen und ihren Fähigkeiten könnte sie später z. B. in einem Hotel arbeiten, vielleicht als Service- kraft“, ist ihr Vater überzeugt. Gemeinsam mit seiner Frau werden auch hier die Weichen für die Zukunft gestellt. Text: Lucién Weber Fotos: Fotogruppe SichtWeisen

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