Mühlenspiegel 24

41 KOLUMNENTITEL KIRCHENGEMEINDE MALEREI KUNST Text: Sandra Freund Fotos: Fotogruppe SichtWeisen 1986,Andreas,nunFrührentner,willindieBRDreisen.NachdreiAb- lehnungenundeinerEingabeklapptes,erdarfzuBesuchnachWest-Berlin fahren.HiertriffteraufeinenPfarrer,derinderDDRstudierthat.Erundsei- neKirchengemeinde unterstützenAndreas.Mit demGeld aus einer Sam- melaktion kann er sich den Traumvon professionellemKünstlermaterial erfüllen. Dazu gehören unter anderem eine Staffelei, die er noch heute benutzt, sowie seine ersten Marderhaarpinsel. Von nun an zeichnet er noch intensiver! Der Fall der Mauer 1989 ist ein Wendepunkt im Leben von Andreas ( – nicht gesundheitlich aber perspektivisch). In einer Zeitungsannonce liest er zum ersten Mal von der Möglichkeit eines Fernstudiums zu den Grundlagen der Malerei. Mit gespartem Geld finanziert er das Studium und schließt es schließlich nach zwei Jahren mit der Note 2 ab. „Bis zum Schluß wusste der Lehrer nicht, dass ich behindert bin“, erzählt Andreas. „Ich wollte normal bewertet werden, nach dem was ich kann, nicht nach meinem Schicksal.“ Mög- lich war das, da bei dem Fernstudium die Kommunikation ausschließlich per Post stattfand. Mit dem Studium verändert sich An- dreas Blick auf die Kunst, auf seine Kunst. Hat er vorher einfach drauf los gemalt, kann er nun gezielter mit Farbe und Perspektive seine Bilder komponieren und so besser das ausdrücken, was er will. Dabei malt er eher gegenständlich, weniger abstrakt. Meist sind es Dinge aus seinemUmfeld, die er auf der Leinwand festhält. Manches 1:1, man- ches wird neu arrangiert. Dafür benutzt er seine Fantasie, seine Kamera und den Computer. So entstehen einzigartige Stille- ben in kräftigen Farben, melancholischen Stimmungen, Landschaften oder Surrea- les – Bilder voller Kraft! Dabei legt er viel Wert auf die kleinen Details, eine Spiegelung, ein fallendes Blatt. Beim Betrachten findet man immer wieder neue Kleinigkeiten. Das Besondere dabei: Andreas kann seine Hand nur eingeschränkt bewegen. Um zeichnen zu können, klemmt er sich die ausnahmslos langstieligen Pinsel zwischen die Finger. Für die ganz fili-granen Details nimmt er manchmal seine zweite Hand zur Hilfe. Ansonsten benötigt er kein spezielles Equipment: „ZumMalen braucht man nicht viel“, erzählt er. Eine rollbare Staffelei an der sein Onkel eine LED-Lampe befestigt hat. Die Ölfarben auf Wasserbasis, damit es nicht nach Terpentin riecht, und die Leinwände. Wichtig ist, dass alles schnell Hin und Her geräumt werden kann, denn Andreas malt am liebsten in seinem Zimmer. Hier hat alles seinen Platz. Draußen wäre es für ihn zu aufwendig, zu stressig. Seine Kunst braucht Ruhe und Zeit, deshalb malt er am intensivsten in denWintermonaten. Wir sind gespannt, was er in den kommenden Monaten zaubern wird. Zu sehen sind seine aktuellsten Arbeiten imMai 2019 in der Reihe: „ Kunststücke im Rathaus “ in Mühlenbeck. Bisherige Ausstellungen im Mühlenbecker Land u.a. im Bürgersaal Schildow, Amtsgebäude Schildow, Berufsförderwerk Mühlenbeck, Sparkasse Mühlenbeck und in der Praxis Meinel Zum Malen klemmt Andreas sich den Pinsel zwischen die Finger

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