Mühlenspiegel 24

GESCHICHTE PILGERWEGE D as historische Wegenetz der Jakobspilger findet man in ganz Europa. Teils auf geschichtlich verbrieften Pfaden, teils auf landschaftlich schönen Routen führt ein Jakobsweg u.a. von Frankfurt (Oder) und Bernau kommend auch durch unsere Ge- meinde und soll in nächster Zeit durch die Jakobusgesellschaft beschildert und betreut werden. Die Jakobusgesellschaft Branden- burg-Oderregion kümmert sich als Verein um die Belange rund um die Jakosbswege und dessen Pilger in Brandenburg und West- polen. Spätestens seit Hape Kerkeling mit dem Ausruf „Ich bin dann mal weg!“ seine Reise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Com- postela eindrucksvoll dokumentiert hat, ist Pilgern in der breiten Gesellschaft angekommen. Die Motive sind recht unterschiedlich und reichen von sportlicher Herausforderung, Begegnungen mit Menschen, spiritueller Sinnsuche bis zum Interesse an Kultur und Religion. Viele Menschen, die den Jakobsweg gegangen sind, resümieren über diese Erfahrung als Weg zu sich selbst, als Neuanfang oder mit nichts vergleichbar. Inzwischen erreicht die Zahl derer, die sich jährlich nach Santia- go de Compostela auf den Pilger-Weg machen, die 100.000er Marke. „Jakobspilgern ist ein Phänomen, das im 9. Jahrhundert seinen Anfang nahm und im 11. und 12. Jahrhundert seine Blütezeit erfuhr. Eine stilisierte gelbe Mu- schel auf blauem Grund kennzeichnet die Wege in ganz Europa. In Bran- denburg und der Oder- region wird das Wegenetz seit einigen Jahren nach und nach ausgeschildert. Die Hauptrouten durch- queren die Region von der Ostseeküste in südli- cher Richtung über Berlin bzw. Frankfurt (Oder) bis Leipzig und aus der pol- nischen Woiwodschaft Lubuskie kommend in westliche Richtung über Frankfurt (Oder) und Berlin nach Bad Wilsnack “ , so stellt die Jakobusgesellschaft ihr Anliegen vor. Kreis- oder Ländergrenzen spielen dabei keine Rolle, denn der Jakobsweg ist längst zu einem Symbol für die Verbundenheit der Länder Europas geworden, Santiago de Compostela hat Weltkulturerbestatus und der Cami- no wurde zur „Ersten Europäischen Kulturstraße“ erklärt. Gleich mehrere gute Gründe dafür, auch hier ein Stück vom Weg „abzu- bekommen“. Im Frühjahr dieses Jahres stellte die Jakobusgesellschaft ihre Wegeführung für den Abschnitt von Bernau bis Hennigsdorf vor. Der Verlauf wurde im Rahmen des Universitäts-Projektes an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) wissenschaftlich erkundet und festgelegt. Die Verbindungsstrecke, die weiter nach 55.72 km (Einweg-Strecke) Gesamtanstieg: 344 m, Gesamtabstieg: 377 m Höhendifferenz 49 m (Höhe von: 29 m bis 78 m) © JakobswegeOstbrandenburg | © Mapbox | © OpenStreetMap contributors | iText 4.2.0 | ID: cnuaxmrpjckuajwg Ber au - Hennigsdorf Bad Wilsnack führt, wurde im Rahmen des sogenannten Fasten- pilgern 2016 erprobt und mit Routenvorschlägen untersetzt. Die Etappen sind dabei mit rund 15 Kilometern immer so eingerichtet, dass sie gut per pedes absolviert werden können. Natürlich wurden bedeutsame Kulturstätten und Kirchen in den Routenverlauf eingebunden, die die Pilgerpfade mit der religiösen Intention würdigen. Die Jakobsmuschel fungiert als einheitliches Symbol der Beschilderung. Die Vorbereitungen laufen und die Ausschilderung soll im Herbst beginnen, so ist von der Jakobus- gesell chaft zu hören. Ein Wort zu den Pilgerherbergen: Noch im Mittelalter war es u.a. Aufgabe der Klöster, sich um Beherbergung und Verpflegung der Pilger zu kümmern. Sie waren meist einfach und zweckmäßig ausgestattet und auf die Bedürfnisse der Jakobspilger eingestellt. Die Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion unterstützt und informiert Gastgeber dabei, Pilgerherberge zu werden. „Allge- meiner Konsens ist, dass eine Pilgerherberge günstiger sein sollte als eine andere vergleichbare Herberge und Pilger mit ihren be- sonderen Bedürfnissen willkommen sind“, erläutert die Jakobus- gesellschaft. Sie hat auch weitere nützliche Infor- mationen im Angebot, von Karten und Informa- tionen zum Wegeverlauf, über Rat und geistliche Begleitung bis zu Pilger- pässen. Und wenn man unentschlossen ist, was für eine Pilgerreise an Ge- päck dienlich sein könnte, findet man detaillierte Packlisten im Web. Übrigens: Wollte man von Mühlenbeck nach Santiago de Compostela pilgern, müsste man sich auf einen Fußmarsch von rund 2.420 Kilometern einstellen. „In unserer nahezu entspiritualisierten west- lichen Welt mangelt es leider an geeigneten Initi- ationsritualen, die für je- den Menschen eigentlich überlebenswichtig sind. Der Camino bietet eine echte, fast vergessene Möglichkeit sich zu stellen. Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen“, bemerkt Kerkeling über seine Reise auf dem Jakobs- weg. Ein Wallfahrtsort entsteht Im neunten Jahrhundert verbreitete sich im heutigen Spanien, ja, sogar unter Gelehrten in ganz Europa, die Nachricht, dass der Ere- mit Pelagius auf himmlische Zeichen hin ein Grab mit den Gebeinen des Apostels Jakobus am Nordwestkap der Iberischen Halbinsel, bei Finisterre am äußersten Rand der Christenheit gefunden hätte. Für die Christen bedeutete der Fund in Santiago eine sensationelle Neu- 37 Jacobsweg von Bernau nach Henningsdo rf

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