Mühlenspiegel 24

KOLUMNENTITEL KIRCHENGEMEINDE 24 W er hat nicht schon allzu oft von der Work-Life-Balance gehört oder gelesen – in jüngster Zeit eine inflationär genutzte Wortgruppe. Jungen Menschen soll sie besonders wichtig sein. Arbeitgeber werben damit, ihren Angestellten in dieser Hinsicht großen Freiraum einzuräumen. In der Theorie klingt das rosig. Es klingt nach Selbstbestimmung. Die Realität sieht häufig anders aus. Der immerwährende Anpas- sungsdruck stresst Bei allen Bemühungen müssen Berufs- tätige, aber auch schon Schüler und Studenten, heute zwangsläufig mit der schnelllebigen Zeit mithalten, wollen sie nicht aus dem Raster fallen. Die Rahmen- bedingungen, unter denen Werktätige heute ihrer Arbeit nachgehen, erfordern, wenn man ehrlich ist, eine immerwäh- rende Anpassungsfähigkeit. Immer neue Technologien stellen Menschen im Job in immer kürzerer Zeit vor immer neue He- rausforderungen. Ständig verfügbar und ständig erreichbar sollen und wollen viele sein. Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen – nicht immer lässt sich die Balance halten. Das viele dem Druck nicht standhalten können, zeigt ein Bericht des Bundesge- sundheitsministeriums. Demnach be- gründen psychische Erkrankungen immer häufiger Fehlzeiten. Auch beim frühzeiti- gen Einstieg in das Rentenalter spielen sie eine zunehmende Rolle. Und wer psychisch leidet, leidet lange. Durchschnittlich 36 Tage werden Men- schen mit so einer Diagnose krankge- schrieben. Dabei sind sämtliche Alters- gruppen der Erwerbstätigen betroffen. Je nach Schweregrad geht im Rahmen dieser unfreiwilligen Auszeit noch viel, viel mehr Zeit ins Land. Woran merkt man, dass Körper, Geist oder Seele leiden? „Irgendwann sendet unser Körper oder unsere Seele Zeichen, die uns zu Verände- rung aufrufen oder uns auch in Konflikte mit unseren Mitmenschen bringt. Wir wissen nicht mehr weiter, sind vielleicht antriebslos, haben keine Lust oder sind von jeder Kleinigkeit genervt“, beschreibt Oliver Kreim. Der Heilpraktiker, Ge- sprächs- und Focusingtherapeut hat seine Praxisräume in Summt und ergänzt: „Die Stimmung kann sich verändern, Grübeln, Unzufriedenheit, bis zur heftigsten gene- ralisierenden Angststörung, Depression oder der sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).“ Auch dauern- de Infektanfälligkeit könnten ein Zeichen dafür sein, dass Körper, Geist oder Seele leiden. Wo findet man Anlaufstellen? Wer Hilfe sucht, findet im Internet eine erste Anlaufstelle. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg hat auf ihrer Internetseite eine umfangreiche Arzt- und Psychotherapeutensuche eingerichtet. Bei der Suche unterstützt auch das Patienten- telefon unter 0331 98229851 (Mo bis Fr 9:00 bis 12:00 Uhr). Das erste stationäre Angebot für Krisenintervention im Land Brandenburg wurde am 30. Mai 2018 in der Klinik Hennigsdorf eröffnet. Im Mittelpunkt der 21-tägigen Behandlung stehen die Verbes- serung und Stabilisierung des psychischen Befindens. Das kann unter anderem durch ein verbessertes Krankheitsverständnis und den Erwerb von Kompetenzen zur Bewältigung der Krise erreicht werden. Teilnehmen – und das ist einzigartig in der Region – können auch Mütter mit Kleinkindern bis zu einem Jahr. Therapeut ist nicht gleich Therapeut Was die Berufe betrifft wird zunächst einmal zwischen psychologischen Psycho- therapeuten und ärztlichen Psychothera- peuten unterschieden. Erstere haben nach einem Psychologie- studium noch eine mehrjährige Therapeu- ten-Ausbildung absolviert. Sie sind für alle Störungen und Erkrankungen zuständig, die mit Hilfe von Therapien, Gesprächen und speziellen Übungen behoben werden Wer hilft, wenn die Seele erkrankt? Auch Kinder können unter psychischen Erkrankungen leiden Ein Ratgeber

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