Mühlenspiegel 24

12 Die Maskeraden des Lebens Ein Atelierbesuch bei der Künstlerin Annett Schauß aus Mühlenbeck In ihrem „Papiertheater mit verschiedenen Figurienen” bringt die Künstlerin ihre Ideen auch auf die Bühne D as Atelier im lichten Souterrain ihres Mühlenbecker Hauses ist bis unter die Decke voll mit Bildern. Viele davon sind Collagen, viele zeigen Szenen der Großstadt: Häuserfassaden, Straßenfluchten, Personen, die sich durch verfremdete Straßen bewegen. Langgestreckte Figuren in silhouettenhaften Umrissen vor emporragenden Gebäuden. „Die bunte, quirlige, multikulturelle Stadt ist mein Thema“, sagt Annett Schauß. Und hier, auf der „Bühne des Lebens“, findet sie auch ihre Motive. Menschen, die anstehen, streiten, lachen und diskutieren. „Überall gibt es Geschichten, denen man auf die Spur gehen kann“, begeis- tert sich die Künstlerin. Dabei ist es das ganz Alltägliche, das sie fasziniert. Da hält sie es mit Picasso, von dem eines ihrer Lieblingszitate stammt: „Was mich interessiert ist das Drama des Menschen“, hat der Meister gesagt. Ein anderes beliebtes Motiv der Malerin ist der Blick aus dem Fenster. In ihrer Reihe „Aussichten“ lenkt sie den Blick des Betrachters aus dem Fenster einer Stadtwohnung im Obergeschoss hinaus auf die gegenüberliegenden Fassaden, Dächer oder in den Hinterhof. Im Vordergrund der Gemälde steht hier stets die Fensterbank, auf der nicht ganz alltägliche Dinge stehen und die auf das Leben hindeuten, das sich in- nerhalb der Wohnung abspielt: Ein Kartenhaus etwa oder eine venezianische Maske. Als Sinnbild für fremde Kulturen, die Narrenzeit, den historischen Maskenball und auch die Theaterbühne ist die Maske ein immer wiederkeh- rendes Motiv in ihren Arbei- ten. „Manche Menschen tragen nur ein Gesicht, aber viele tragen auch viele Gesichter im Lauf ihres Lebens“, erklärt die 53-Jährige ihre Vorliebe für das Motiv. Als Maskerade habe sie auch die „Irrungen und Wir- rungen“ auf der politischen Bühne nach der Bundestags- wahl 2017 zu Papier gebracht. Sie holt ein Gemälde hervor,