Mühlenspiegel 23
37 Text: Rita Ehrlich Fotos: Fotogruppe SichtWeisen, Privatarchiv www.muehlenbecker-land.de/leben-gemeinde/feuerwehr VORSORGE KATASTROPHENSCHUTZ wenn die Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst nicht mehr ausreichen, sondern überörtliche Führung und Einsatzmittel erforderlich sind – so definiert es das Brand- und Katastrophen- schutzgesetz. Droht also ein Feuer auf mehrere Nachbargebäude überzugreifen? Legt eine Überschwemmung das ganze Straßen- netz still? Oder setzt auch noch ein Stromausfall die Gemeinde außer Betrieb? Ohne Strom funktionieren weder Heizung noch Telefon – auch Handys brauchen Energie. Tankstellen und Super- märkte können nicht mehr betrieben werden. Vielleicht müssen Anwohner evakuiert werden? Zeichnet sich eine solche Krise ab, übernimmt der strategische Krisenstab der Gemeinde die Führung. Hier sind der Gemein- debrandmeister mit seinen Stellvertretern, der Bürgermeister als oberster Feuerwehrchef mit seinem Führungsteam aus der Verwaltung und die Polizei vertreten. Dieses Team trifft weit- reichende Entscheidungen, die Gesamtverantwortung liegt nun beim Bürgermeister. Lokale Medien halten die Menschen auf dem Laufenden: Die Mühlenbecker-Land-App und die bundesweite Warn-App NINA bieten schnell Hinweise und Tipps direkt von den Akteuren vor Ort. Meldungen über das Radio, Webseiten oder die Zeitungen brauchen etwas länger. Das Rathaus wird zur strategischen und logistischen Leitzentrale. Auch wenn ganz Mühlenbeck im Dunkeln liegt, versorgt ein 1,7 Tonnen schweres Notstromaggregat zwei Etagen des Rathaus- Neubaus weiterhin mit Strom, damit Computer, Datenbanken und Telefone funktionieren. Die Turnhalle der Gesamtschule Mühlenbeck, am Kirschweg, wäre die erste Notunterkunft. Ein zweites großes Notstromaggregat sorgt hier für Licht und Wärme. Und bevor sich eine Hungersnot ausbreitet, könnte der Bürger- meister die Vorräte von ALDI an die Bevölkerung verteilen lassen. Kommen mehrere Großschadenslagen zusammen und brin- gen die Gemeinde an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, spricht man von einer „Katastrophe“. Ob es soweit kommt, ist allerdings eine Entscheidung der unteren Katastrophenschutzbehörde des Landkreises, welche in diesem Fall die Führung (und die Kosten) übernehmen würde. Natürlich arbeitet der Landkreis schon in „kleineren“ Krisen eng mit den Gemeinden zusammen, stellt z.B. kurzfristig Feldbetten und Decken oder auch bergeweise Sand- säcke zur Verfügung. So war es auch bei der Großschadenslage „Überschwemmung in Leegebruch“. Wie sorgt die Gemeinde vor? Die Gemeinde Mühlenbecker Land kann sich also nicht auf dem Katastrophenschutz des Landkreises ausruhen, sondern muss sich selbst auf solche Szenarien vorbereiten. Seit Jahren existiert ein gemeinsames Sicherheitskonzept der Gemeindeverwaltung und der Feuerwehr. Standardhandlungen gibt es darin nicht, denn im Krisenfall kommt es sowieso immer anders. Grade darum wird das Konzept regelmäßig überarbeitet, um aus vergangenen Fehlern zu lernen. Die Erfahrungen aus den Großeinsätzen der letzten 12 Monate werden zurzeit eingearbeitet. Die Feuerwehr hält ihre Ausrüstung jederzeit einsatzbereit und bildet ihre Kameraden stetig weiter. Auch mehrere Mitarbei- ter und Führungskräfte aus dem Rathaus besuchten bereits Schu- lungen der Feuerwehr, wie in der Krise richtig Entscheidungen zu treffen sind. Der Bürgermeister und seine Stellvertreter nahmen Anfang 2018 zum zweiten Mal an einem deutschlandweiten Se- minar über Risiken und Katastrophen teil. Hier wurde nicht nur der Einsatz im Notfall thematisiert, sondern auch die Seel- und Nachsorge: Begleitung für Opfer und Angehörige, Unterstützung beim Wiederaufbau nach einer Krise. Wie kann ich selbst vorsorgen? Gegen viele Krisen lässt sich privat kaum vorsorgen. Bei einem Stromausfall können einfache Dinge jedoch viel bewirken: 1. Legen Sie sich wieder ein batteriebetriebenes Radio zu, um auf dem Laufenden zu bleiben! 2. Halten Sie Ihr Fahrrad am Leben, falls der Kraftstoff knapp wird! 3 . Lagern Sie Taschenlampen, Ersatzbatterien (keine Akkus!), Kerzen, einfache Getränke und ein paar Packungen haltbare Kek- se (Energiespender!) ein. 4. Stellen Sie sich gut mit Ihren Nachbarn, denn Nachbarschafts- hilfe kann unverzichtbar werden! 60 kVA liefert dieses mächtige Notstromaggregat. In Schildow steht es stets einsatzbereit Auch nach einem Einsatz benötigen Notfallopfer weitere Zuwendung und Hilfe
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