Mühlenspiegel 23

30 Westen, eine Eiche die Einheit des Landes; zu einem Trapez er- weitert wird das Dreieck durch eine Linde, die die Verbundenheit mit Europa zum Ausdruck bringt. Vom Einheitsdenkmal führt die „Straße der Waldjugend“ amHochzeitswald vorbei zum Turm. Die Eberesche war der erste von inzwischen 75 Hochzeitsbäu- men. Es folgten Roteiche, Blut- und Hainbuche, Ulme, Silber- und Winterlinde, Berg-, Feld- und Spitzahorn, Wald- und Wildkirsche, Wildapfel und Wildpfirsich, Lärche und Elsbeere. Dazu kommen 28 Bäume aus Anlass von Geburt oder Taufe sowie 59 Pflanzungen aus anderen besonderen Anlässen – bis zum 30. Oktober 2016 also insgesamt 162 heimische Bäume. Das Pflanzen von Hochzeitsbäumen hat eine lange ökologische und symbolische Tradition. So wurde durch ein Patent des Großen Kurfürsten vom 5. März 1686 den Pfarrern in den Domänenäm- tern auferlegt, künftig kein Brautpaar mehr zu trauen, wenn der Bräutigam nicht wenigstens sechs junge Obstbäume gepfropft und sechs junge Eichen gepflanzt habe. Zahlreiche Kom- munen in Ost und West pflegen auch heute diesen Brauch, um junge Paare in ihrer Gemeinde zu verwurzeln. Aber auch auswärtige Besucher dürfen hier gern „ihren“ Baum einpflanzen. So löste im Hochzeitswald Bergfelde 2010 der frühere SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Franz Müntefering mit sei- ner Frau Michelle einen Gutschein zur Pflanzung einer Wildkirsche ein, den das Brautpaar im Vorjahr zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Die Jugend- feuerwehren aus Hohen Neuendorf, Bergfelde und Borgsdorf veranstalteten im Oktober 2013 auf dem Gelände am Turm einen Umweltaktionstag. Mit 40 Im Hochzeitswald Bei Schönfließ wächst zusammen, was zusammengehört D er Anruf kam im Frühling 1992 aus dem Standesamt Pan- kow: „Marian, du wohnst doch am Stadtrand, da wo in Ho- hen Neuendorf die Grenze war. Wir haben hier ein Pärchen, das zu seiner Hochzeit einen Baum pflanzen möchte. In Pankow gibt’s aber keinen Hochzeitswald. Geht das bei euch?“ Marian Przybilla (* 1952), Biologie- und Latein-Lehrer an katholischen Schulen in Berlin, Naturschützer und Mitglied der Deutschen Waldjugend (DWJ), vielfältig engagierter Kommunalpolitiker im Bereich der S-Bahn-Gemeinden, überlegt nicht lange: Wäre das nicht eine Möglichkeit, den ehemaligen Grenzstreifen zwischen dem Berliner Bezirk Frohnau und der Stadt Hohen Neuendorf auf diese Weise aufzuforsten? „Damit wieder zusammenwächst, was zusammengehört“ fällt ihm dazu anschaulich Willy Brandts Radio-Interview vom 10. No- vember 1989 ein. So kommt es am 4. Mai zur Pflanzung einer Eber- esche auf dem damals noch kahlen, nur mit Buschwerk bewachsenen Boden ne- ben dem ehemaligen Grenzturm Berg- felde. Den hatte der frühere West-Berli- ner Przybilla zusammen mit der Hohen Neuendorferin Helga Garduhn nach der Wende gekauft und zu einem Natur- schutzturm umgewandelt - seit 2009 ein eingetragenes Denkmal. Wer als Läufer, Nordic-Walker oder Spaziergänger aus dem Schönfließer Wohngebiet Biesel- heide am Ende der Traubeneichenstra- ße durch das angrenzende Waldgebiet Loreleiberge westlich am Hubertussee entlang geht, stößt auf das am 9. Novem- ber 2014 gepflanzte „Einheitsdenkmal“ (Bild oben): In einem gleichseitigen Dreieck symbolisiert eine Kiefer den Osten Deutschlands, eine Buche den Marian Przybilla begießt mit Anton den Hochzeitsbaum, den dessen Eltern 2014 gepflanzt haben

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