Mühlenspiegel 22

Petition zur Heidekrautbahn - NEB im Interview FriedWald wird erweitert Aktuell läuft eine Online-Petition für die Reaktivierung der Heidekrautbahn durch das Mühlenbecker Land. Aber was erwartet uns da eigentlich? Schon fast 20 Jahre lang engagiert sich die Kommunale Arbeitsgemein- schaft (KAG) „Region Heidekraut- bahn“ gegen den zunehmenden Verkehrsinfarkt. Das Mühlenbecker Land ist seit 1999 Mitglied im KAG. Auf mehrfachen Beschluss der Gemeindevertretung setzt sich auch unsere Gemeinde für die Reaktivie- rung der Heidekrautbahn auf ihrer Stammstrecke durch das Mühlenbe- cker Land ein. Das Land Brandenburg sendete zuletzt sehr positive Signale, daher habe die KAG beschlossen „jetzt noch mal richtig Druck zu ma- chen!“, erklärt Vorsitzender Dietmar Seefeldt. In ihrer aktuellen Online- Petition fordern die Gemeinden, den Ausbau der Heidekrautbahn (RB 27) über Wilhelmsruh nach Gesundbrun- nen unverzüglich zu beginnen. Erst- unterzeichner waren neben Seefeldt auch die Bürgermeister der Gemein- den Mühlenbecker Land, Glienicke/ Nordbahn, Wandlitz, Oranienburg, Liebenwalde und Schorfheide sowie Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB. Seit Mitte Februar werben großformatige Plakate an unseren Straßen für die Unterschriftensamm- lung auf www.openpetition.de . Das Ziel von 5.000 Unterzeichnern soll bis spätestens 31. März erreicht werden. Was erwartet uns also? Das Hauptargument, dass die neue Verbindung eine Entlastung für den allmorgendlichen Pendlerverkehr nach Berlin bringe, ist kaum von der Hand zu weisen. Dennoch halten sich Befürchtungen, gerade bei den direkten Anwohnern der Strecke. Rita Ehrlich, Pressesprecherin im Rathaus, sprach darüber mit Holger Reimann von der NEB. Seit der Eröffnung des 14 Hektar großen Bestattungswaldes am Nor- dufer des Summter Sees fanden im FriedWald Mühlenbecker Land knapp 90 Beisetzungen statt. Insgesamt haben sich bereits 260 Menschen für einen Baum oder einen Platz dort ent- schieden. Filippo Smaldino-Stattaus, Bürgermeister der Trägergemeinde Mühlenbecker Land: „Wir hatten natürlich vor der Eröffnung solide Planungen, aber dass das Angebot so gut angenommen wird, dass wir jetzt schon eine Erweiterung vorbereiten müssen, hat uns dann doch über- rascht.“ Zur Vorbereitung der neuen Bestattungsflächen im nördlichen Teil des Geländes wurde der Waldbestand entlang des Mühlenweges durchfors- tet, damit die zukünftigen Fried- wald- Bäume genügend Platz haben und sich gut entwickeln können. Eine starke Ausbreitung der Kronen sorgt für eine bessere Stabilität und Vitalität, was für die Bestattungs- bäume wichtig ist, denn die Bäume werden für 99 Jahre ab Eröffnung, also bis zum Jahr 2116 erworben. Die forstlichen Arbeiten wurden schonend durchgeführt, um das Ökosystem nicht zu schädigen. Die Forstwirte arbeiteten mit Motorsäge, kleinen Treckern mit Rückewagen und Pfer- den. Die Rückegassen werden später die Fußwege für Besucher. FriedWald Förster Karl Haupt versteht, dass manche Besucher und Spaziergänger die Waldarbeiten trotzdem kritisch sehen: „Der Wald sieht jetzt anders aus durch die gefällten Baumstämme, die Reifenspuren auf dem Weg und das Kronenmaterial auf den Gassen. Wir gehen aber äußerst behutsam vor, besonders mit Hilfe der Rückepferde, die das Holz an die Wege heranzie- hen. Das gemulchte Kronenmaterial wird zu wertvollem Humus. Und als Förster weiß ich, dass forstliche Maß- nahmen nun einmal nötig sind, wenn der Wald noch viele Jahre gesund bleiben soll.“ Für den Standort am Summter See gibt es einen Online- Shop (www.friedwald.de/shop/mbl ) für Interessierte, die nicht zu einem Baumauswahl-Termin mit dem Förster in den Wald kommen können. Er ermöglicht mit 360 Grad-Panorama- bildern einen Baum vom Stamm bis zur Krone zu betrachten und online zu erwerben. Termine für Waldführungen sowie Informationen zur Anfahrt gibt es unter im Internet www.friedwald. de/standorte/muehlenbecker-land Ehrlich : Einige Anwohner fürchten erhöhte Lärmbelastung, wie sie es derzeit an manchen Wochenenden bei den Sonderfahrten der Heide- krautbahn erleben. Reimann: Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs bedingt eine grundhafte Instandsetzung der Strecke. Dies bedeutet, dass die Gleisanlagen auf den aktuellen Stand der Technik gebracht und damit ge- genüber dem heutigen Zustand deut- lich verbessert werden. Unabhängig davon werden entlang der gesamten Strecke Schallschutzuntersuchungen stattfinden, in denen die zukünftige Lärmemission simuliert wird. Hier werden bereits die zukünftig einge- setzten Fahrzeuge berücksichtigt: Dies werden Dieselleichtriebwagen sein, wie sie bereits heute auf der Heidekrautbahn verkehren. Sollten dabei an einzelnen Streckenpunkten die gesetzlich zugelassenen Schall- emissionen überschritten werden, werden an diesen Stellen aktive Lärmschutzmaßnahmen am Gleiskör- per oder in bestimmten Fällen auch passive Lärmschutzmaßnahmen an den Gebäuden durchgeführt. Dies ist aber an der Heidekrautbahn bisher nirgendwo der Fall, denn durch die grundhafte Modernisierung der Schienen und dem Einsatz moder- ner leiser Triebwagen ergibt sich ein ganz anderes Leistungs- und Emissionsbild, als es heute mit den lauteren und auch schwereren Dieselloks der Fall ist. Ehrlich: Was für Züge werden dann auf unserer Strecke fahren? Reimann: Zum Fahrzeug können wir Ihnen noch nicht so viel sagen, da das auch davon abhängt, was der VBB im Verkehrsvertrag für Vorgaben macht. Es ist aber anzunehmen, dass die gleichen Fahrzeuge auf der Stammstrecke verkehren werden, wie sie auf der bisherigen RB 27 zum Einsatz kommen. Es wird sich ent- weder um Dieseltriebwagen handeln oder um Elektrotriebwagen auf Basis eines Brennstoffzellenantriebs, wenn dieses Projekt umgesetzt werden kann. Es handelt sich in jedem Fall um Fahrzeuge in der heutigen Größe mit ca. 150 Sitzplätzen, die entspre- chend dem Standard der heutigen Fahrzeuge ausgestattet sind. Ehrlich: Auch im Mühlenbecker Land müssen mehrere Straßenübergänge und Haltepunkte ertüchtigt werden. Was kommt da auf uns zu? Reimann: Abhängig von der Bestel- lung durch die Länder Brandenburg und Berlin geht die NEB derzeit von einer Bedienung im Stundentakt mit Verkehrszeiten in Analogie zur RB 27 aus. Die Straßenkreuzungen mit der Heidekrautbahn erhalten in der Regel eine technische Sicherung durch Schrankenanlagen. Bei der Ertüchti- gung und Sicherung der Bahnüber- gänge ist immer auch der jeweilige Straßenlastbauträger involviert, das wäre in Ihrem Fall die Gemeinde. Auch bei den Haltepunkten sind die Gemeinden dann gefragt, wenn es darum geht, Zuwegungen, Park- and Ride-Möglichkeiten, Fahrradabstell- plätze und ähnliches zu schaffen. Hier hat die NEB aber gute Erfahrun- gen bei der Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinden gemacht Weiterführende Informationen bieten u.a. die Internetseiten www.openpe- tition.de sowie www.neb.de 57 GEMEINDESPIEGEL MELDUNGEN

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