Mühlenspiegel 22

E s gibt nur einen Kapitän hier und das bin ich“, sagt Sascha Rudoph (Bild rechts). Ein Mann vom Typ Türsteher, jeden- falls auf den ersten Blick. Muskeln, Tattoos und ein kurz ge- schorenes Haupt zeichnen den 41-Jährigen aus, der seit 2009 ein Sport- und Gesundheitszentrum in Summt leitet. Das Haus steht auf einem Areal unweit der Busstation Summt Secura. In den Nebengelassen will der Keyboarder von Rammstein, Christian Lorenz alias Flake, oder vielmehr seine Frau, demnächst einen Hofladen eröffnen. Jedenfalls geht das Gerücht um. Ringertalent in der DDR Im Obergeschoss des Sport- und Gesundheitszentrums befinden sich eine Physiotherapie und ein riesiger Raum für das Training und die Kurse. Rudolph befasst sich seit seiner Jugend in der DDR mit Kampfsportarten. Obwohl das damals nicht ganz einfach war. Er wurde in der Schule als Talent „gesichtet“, wie man damals sag- te. Allerdings für das Ringen. Asiatischer Kampfsport spielte keine Rolle. Rudolph blieb aber dran, forschte nach und lernte mehr, vor allem über Kung Fu. Nach der Wende kam dann der große Erfolg. Gleich zweimal konnte er an der Weltmeisterschaft in Süd-Korea in Seoul teilneh- men und er- rang jeweils die Goldmedaille. Kung Fu ist harte Arbeit Heute trainiert er in Summt den Nachwuchs ab vier Jahren. Kung Fu ist eine chinesische K a mp f k u n s t und heißt über- setzt „hartes Arbeiten“. Im Grunde han- delt es sich um eine Form der Körperertüchtigung, wobei be- stimmte Bewegungsabfolgen wiederholt werden. Geschult wird dabei vor allem die Hand- Augen-Koordination. Trainiert wird aber der ganze Körper. Das Gurtesystem gleicht dem im Judo. Mit den erlernten Bewe- gungsabfolgen können sich die Kinder später auch ver- teidigen, wenn es sein muss. Sascha Rudolph setzt aber lieber auf Deeskalation. Mit Abrollübungen trainiert er regelmäßig, wie man sich im Ernstfall von einem An- greifer zurückziehen kann. Gerade er als Profi ist sich bewusst, welchen Schaden er einem Gegner zufügen kann, wenn er seine Kung-Fu-Kenntnisse voll einsetzt. Sascha Rudolph weiß: „Der erste gewonnene Kampf ist der, der nicht stattgefunden hat.“ Wer die Gruppe stört, fliegt raus Das Training an sich dauert eine Stunde. Nach 50 Minuten intensiver Arbeit folgen zehn Mi- nuten Spiel. Die Kinder müssen vor allem Willen haben und Konzentrationsvermögen mitbringen. Wer stört fliegt raus. Rudolph braucht niemanden, der ihm die Gruppe ka- putt macht. Wenn er, der sich als streng be- zeichnet, die Kinder von damals und heute vergleicht stellt er eine zunehmende Verro- hung im Umgang miteinander und sinken- dem Respekt gegenüber Erwachsenen fest. Aus Sicht des Trainers gibt es aber letztlich kein Kind, das nicht wieder auf eine norma- le Bahn gelenkt werden kann. Was er noch beobachtet ist ein unglaublicher Bewegungs- drang. Gerade nach den Ferien und am Mon- Die Kung-Fu-Kids Ein Besuch im K4-Zentrum für Asiatische Kampfkunst in Summt 50 Kung Fu ist ein Kampfsport für Jungen und Mädchen gleichermaßen

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