Mühlenspiegel 22

42 Z ur Zeit der Gründung des Kulturver- eins Schildow Anfang 2002 spielte das Interesse an Literatur in der Gemeinde ebenso eine Rolle wie Malen, Tanzen oder Fotografieren. Die Stimmung war wie geschaffen für den Aufbau einer vielseitigen und abwechslungsreichen kul- turellen Szene im Mühlenbecker Land. Der Bereich Literatur erhielt eingangs Impulse durch die häufige Anwesenheit des Schriftstellers Volker Braun, der in Schildow seinen Sommersitz hatte. Er las noch im Gründungsjahres des Kulturver- eins aus seinem Buch „Wie es gekommen ist“, das eine Prosaauswahl aus vier Jahr- zehnten enthält. Kurz darauf war auch Gisela Steineckert unser Gast mit ihrem Band „Das Schöne an den Frauen“. Auch sie hat familiäre Bindungen nach Schildow. Diese Auftritte waren die Vorläufer des Literarischen Zirkels und wurden anfangs unter der Bezeichnung „Schildower Clubge- spräche“ geführt. Der Literarische Zirkel begann seine Arbeit 2003. Die etwa 20 Zirkelmitglieder setzten sich das Ziel, interessante Autoren und ihre Werke vorzustellen und sich über diese auszutauschen. Jeder, der eine Lesung gestalten wollte, sollte einen Autor auswählen und eines seiner Werk vorstellen, egal aus welchem Land der Autor stammt bzw. ob er klassische oder neuzeitliche Literatur verfasst. Das persönliche Interesse des Vorlesers war gefragt. So wurden im Eröffnungsjahr Werke von Imre Kertèsz, Gabriel Maria Màrquez, Andrej Kurkow, Christa Wolf, Günter de Bruyn, Marianne Friedrichsson und John Coutzee gelesen. Martin Ziegler, Gründungsmitglied des Literarischen Zirkels und Modera- tor des Zentralen Runden Tisches von 1990, las zum Auftakt am 28. März 2003 gemeinsam mit Elisabeth Ebel, Schauspie- lerin am Schweriner Staatstheater und bei den Städtischen Bühnen Magdeburg, das Buch des ungarischen Nobelpreisträgers Imre Kertèsz „Roman eines Schicksalslo- sen“. Kertèsz beschreibt darin die Ver- schleppung ungarischer Juden in das KZ Buchenwald. Es war ein sehr bewegener Auftakt und gleichzeitig eine gelungene Gelegenheit für alle Zirkelteilnehmer, Pfarrer Ziegler näher kennenzulernen. Martin Ziegler las dann noch mehre- re Male, zumeist mit Elisabeth Ebel. Sie selbst las später gemeinsam mit ihrem Ehemann, Albert Ebel, dem ehemaligen Intendanten am Salzlandtheater Stassfurt und Chefdramaturgen am Magdeburger Theater. Es handelt sich hier um namhafte Schildower, die sich für eine größere Vielfalt der Kulturszene in der Gemeinde einsetzten. So auch Vera Grapentin, einst Sängerin im Chor der Deutschen Staats- oper. Sie hat sich von Anfang an für eine relativ dichte Abfolge der Lesungen einge- setzt – 10 Lesungen pro Jahr – und auch die organisatorischen Abläufe in all den Jahren sichergestellt. Es ist dem Literarischen Zirkel in den 15 Jahren seines Bestehens gelun- gen, für das jeweils gesamte Jahr ein anspruchsvolles Programm aufzu- stellen. Ein schöner Erfolg! Für die Mitglieder dieser lite- raturbegeisterten Gruppe war es immer ein Anreiz, bald wieder mal „dran“ zu sein. Es wurde erkennbar, welche Themenfelder die einzelnen Zirkelteilnehmer, die „Vorleser“, be- sonders interessieren und bewegen und mehr noch, welche Autoren es Aus Freude am Lesen Der Literarische Zirkel der Gemeinde Mühlenbecker Land LITERATUR KULTUR Literarische Diskussion in der Bürger- und Touristinformation in Mühlenbeck; v.l.n.r.: Dr. Barbara Nöbel, Vera Grapentin, Heidi Grapentin

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