Mühlenspiegel 22

19 LÖWENZAHNPFAD NATURSCHUTZ Text: Lucién Weber Fotos: Axel Lüssow www.agrar-hobrechtsfelde.de www.pro-weidetiere.de der Betriebsleiter dafür stark gemacht, dass den drei männli- chen Büffeln vier Kühen hinzu gesellt werden. Jetzt kann man wieder die Lebensweise einer Weidetierherde im Familien- verband beobachten. Die Wildpferde lassen sich nicht sehen. Thomas Schuler ist mit der Struktur ihres Tages- ablaufes vertraut und vermutet sie zu dieser Zeit am neuen Futter- und Ruheplatz. Und richtig, die Stuten umstehen hier Sträucher und knabbern die Ästchen ab, was den Wuchs einschränkt und damit das Verbuschen der Landschaft verhindert. Die Heusilage als Zufütterung ist mehrfach ausgelegt. Reichlich bereitge- legtes Stroh ermöglicht es den Wasserbüffeln gemeinschaft- lich zu lagern. Seit die neuen Schilder der Agrar GmbH Hobrechts- felde mit Rufnummer an den Zäunen und beiden Pickups prangen, hat sich die Kom- munikation mit den Bürgern verbessert. Schuler macht es nichts aus, wenn ihn auch übertrieben besorgte Anrufe oder Fehlmeldungen errei- chen. Im Notfall aber rettet die schnelle Kette von Information und Reaktion Tierleben bzw. vermeidet zumindest Tierleid. Auf seinen Rundgängen re- det Thomas Schuler gerne mit den Leuten, beantwortet ihre Fragen und erläutert Zusam- menhänge. Er hat jahrelang als Viehkaufmann gearbeitet und viel Erfahrungen im Umgang mit Tieren. „Für uns ist es schon eine große Unterstüt- zung, sachliche Hinweise von Besuchern zu erhalten. Oder von so verlässlichen Helfern wie Martina Neitzel aus Müh- lenbeck, die schon jahrelang ehrenamtlich für die Natur- wacht am Löwenzahnpfad unterwegs ist.“ „Das Füttern ist wirklich eine Unsitte“, so Schuler. „Treffe ich auf Leute mit ihren Tüten voller Brot und Gemü- sereste, ärgere ich mich über so viel Unvernunft. Eine solche Tüte, irrtümlich vom Pferd ge- fressen, kann Kolik und sogar den Tod verursachen.“ An diesen und anderen Fragen zur artgerechten Hal- tung und zum Leben der Wei- detiere direkt hat die Öffent- lichkeit zunehmend Interesse. Das Interesse der Öffentlich- keit in puncto artgerechter Haltung, Naturschutz sowie an den Weidetieren selbst („Was machen die denn hier eigent- lich?“) ist ebenfalls gewachsen. Etliche in Berlin und in der Brandenburger Region bestehende Weidelandpro- jekte – wie die von Helmut Querhammer, Halter von Wasserbüffeln im Tegeler Fließ und Galloways in der nahegelegenen Döbritzer Heide – sind Beispielgeber, wie Öffentlichkeitsarbeit gut funktionieren kann, wie über Projektarbeit, beispielsweise mit Gym- nasien oder eine infor- mative Website, Themen wie Bildung, Tier- und Naturschutz kommuniziert werden. Auch die Agrar GmbH Hobrechtsfelde will künftig in Sachen Öffent- lichkeitsarbeit und regionalem Engagement, z.B. zur Umwelt- bildung aktiver werden. Die Büroarbeit, die Aus- wertung der Weideprotokolle und andere Schreibarbeiten erledigt Thomas Schuler meist abends. Regelmäßig fährt er nach Hause, nach Ulm. Die mehrstündige Autofahrt führt ihn dann auch nach Thüringen zur Agrar GmbH Crawinkel, wo er sich mit seinem Arbeit- geber, Geschäftsführer Heinz Bley, zur persönlichen Arbeits- besprechung trifft. Sarah Mauder und Thomas Schuler lieben ihre Arbeit. Büffel, Pferd und Rind in der natür- lichen Umgebung zu erleben, finden sie immer aufs Neue faszinierend. „Für mich als Betriebsleiter ist die Achtung vor dem Tier ein Credo, von dem ich mich in der Alltagsarbeit leiten lasse.“ Die Geschichte der Weidetier- haltung an den Schönerlinder Teichen scheint Bürger nicht selten verunsichert oder beunruhigt Betriebsleiter Thomas Schuler inmitten seiner Weidetiere. Zum Maschinenpark gehören noch ein Pferde- und ein Viehtransporter sowie ein Traktor zu haben, weil Entscheidungen nicht nachvollziehbar waren und Entscheider Anfragen auswichen. Wie die Zukunft an den Schöner- linder Teichen aussieht, wird von der Entscheidung über die weitere Bewirtschaftung der Weideflächen in Hobrechtsfelde und Umgebung beeinflusst. Der Thüringer Stamm- betrieb Agrar GmbH Crawinkel agiert über seine Tochtergesell- schaft als Flächenpächter und hält als alleiniger Tierbeweider hier gegenwärtig 60 Pferde und 130 Ro- bustrinder verschiedener Rassen auf insgesamt 12, im Sommer auf 17 Koppeln. Thomas Schuler jedenfalls ist optimistisch, auch wenn die bestehenden Verträge in wenigen Jahren auslaufen. Die Berliner Stadtgüter, denen die Fläche am Löwenzahnpfad gehört, setzen ebenfalls auf die Weiterführung dieses Projektes, denn die natür- liche Beweidung hat ihre Vorteile für Landschaftspflege, Naturschutz und Naherholung bewiesen. Ein Büffelkälbchen mit seiner Mutter

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