Mühlenspiegel 21

21 Ordnungswidrigkeiten und Straftaten wie Müllablagerungen oder Holzdiebstahl. Zuständig dafür ist im Mühlenbecker Land Revier- förster Carsten Voigt. „Sein“ Forst reicht über die Gemeindegren- zen über Bergfelde, Lehnitz bis nach Hennigsdorf und Velten. „Die Hoheitsreviere sind groß, überlagern mehrere Landeswaldreviere“, sagt er. „Die Zuständig- keiten sind zwar klar abgegrenzt, aber die Belange der Forstwirtschaft machen behörd- liches Zusammenwirken einfach erforderlich. Das praktizieren wir beispielsweise bei Bau- genehmigungen, bei Anträgen auf Waldum- wandlungen in Bauland oder jetzt bei unserer Zuarbeit für die FNP-Überarbeitung, damit möglichst die beste Lösung gefunden und Waldfläche erhalten wird.“ Wie die Axt im Walde? Die Bewirtschaftung ausschließlich von Lan- deswaldflächen, die Gewährleistung von Ver- kehrssicherheit auf landeseigenen Flächen und deren Bejagung liegt im Verantwortungs- bereich der Landeswaldoberförsterei Borgsdorf und damit bei Re- vierförster Bodo Lemke. Diese Fläche umfasst etwa 1.000 Hektar Wald; insgesamt aber ist er „Herr“ über ca. 1.800 Hektar, auf denen etwa 8.000 Festmeter Holz im Jahr eingeschlagen werden. „Holz- einschlag im Landeswald unterscheidet sich kaum von dem im Privatwald“, berichtet er. „Das findet ganzjährig in den Wäldern des gesamten Gemeindegebietes statt und man setzt Holzvollernter ein.“ Unschlagbar in puncto Effizienz, Kosten und Arbeitssicher- heit bleiben sie dennoch umstritten, insbesondere was langfristi- ge Dauerschäden für den Wald betrifft, und ihr schlechtes Image hält sich hartnäckig. Ein Harvester, wie diese Maschine genannt wird, ist tonnenschwere Großtechnik, die den Boden verdichtet, in den Rückegassen alle 20 bzw. 40 Meter die Natur niederwalzt und insbesondere im Frühjahr und Herbst tiefe Spuren im aufgeweich- HOLZ WIRTSCHAFT Text: Lucién Weber Fotos: Fotogruppe SichtWeisen www.forst.brandenburg.de Dieser Anblick sorgt immer wieder für Aufregung: Gerodete Waldflächen in der Gemeinde Eigentumsverhältnisse Rund 5.230 Hektar Waldfläche gibt es in unserer Gemeinde. Davon stehen etwa 35 Hektar im kom- munalen Eigentum der Gemeinde, etwa 1.000 Hektar sind Landes- eigentum. Der weitaus größte Teil befindet sich in Privatbesitz. Diese Waldfläche bewirtschaften etwa 500 private Waldeigentümer. Der Kirchenbesitz umfasst etwa 45 Hektar. ten Waldboden hinterlässt. Immer wieder Anlass für Beschwerden und Kritiken der Bürger. „Auf empfindlichen oder nassen Böden gibt es aber bei uns bereits wieder Baumfällungen mittels Handein- schlag und Holzrücken mithilfe von Pferden“, sagt Förster Lemke. Holzernte wird auch in Zukunft industrialisiert bleiben, aber wie wäre es mit kleineren, leichteren Maschinen? „Forstbetriebe sind Unternehmen, die wirtschaftlich arbeiten müssen, und Wald mit seiner nachwachsenden Ressource Holz ist nun mal auch ein Wirt- schaftsfaktor“, führt Bode Lemke aus. Auch private Besitzer von Wald müssen das Holz rentabel ernten lassen. „Und schließlich: Der Bürger will sein Holz möglichst billig erhalten, nicht nur die Scheite für Kamin und Ofen, sondern auch in Form von Baumaterial oder Möbeln. Wer macht gern Abstriche an seinem Konsumverhalten?“ Baumschutz ist Klimaschutz Wenn infolge Baumaßnahmen für Verkehrs- oder Siedlungsnutzen der Wald weichen muss, werden in der Regel Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen. So ist der Anteil an Waldfläche im Gemeindegebiet relativ stabil geblieben. Bisher fand die Erweiterung von Wohnsied- lungsfläche nicht auf der grünen Wiese statt, und für bauliche Nutzung wurde auf Nach- verdichtung gesetzt. Die Darstellung von Bau- flächen auf Waldflächen ist bis auf wenige Ausnahmen weiterhin unzulässig. Brandenburg gilt übrigens nicht nur als „märkische Streusand- büchse“, sondern ist Kiefernland Nr. 1, wie die erste landesweite Waldinventur vor 5 Jahren ergab. Ziel der Waldwirtschaft ist des- halb langfristig der ökologische Waldumbau in Richtung eines ge- sunden Mischwaldes, der stabiler gegen Schadeinflüsse, artenrei- cher und naturnaher ist. Derzeit wird ein kommunales Klimaschutzkonzept für die Mühlenbecker Gemeinde erarbeitet (siehe Ausgabe Nr. 20 müh- lenspiegel). Der Wert gesunder Bäume und Wälder als Beitrag zur positiven Klimabilanz kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ziele, Erfordernisse und Maßnahmen des Baum- und Waldschut- zes sind auch im Landschaftsplan der Gemeinde enthalten. Dessen Inhalte und Regelungen finden teilweise Eingang in den Flächen- nutzungsplan und werden damit Teil der Bauleitplanung. In diesem Zusammenhang ist auch die derzeitige Überarbei- tung des Flächennutzungsplanes (FNP) der Gemeinde zu stellen. Marco Schultze: „Im Vorfeld hatte ich eine Informationsveran- staltung mit privaten Wald- und Landeigentümern angeregt, die gut angenommen wurde. Ziehen sie nämlich nicht mit, könnten Beschlüsse der Gemeinde einfach ins Leere gehen.“ Mitwirkungs- recht der Bürger und deren Informationspflicht sind nach Ansicht von Wolfram Ratayczak, Fachbereich Bau und Liegenschaften beim Gemeindeamt, ebenfalls wichtig. „Je mehr sachkundige Hin- weise, Meinungen und Anstöße die Mitbürger einbringen, sobald der FNP öffentlich ausliegt, je qualifizierter kann das beauftragte Planungsbüro dieses wichtige grundlegende Dokument überarbei- ten. Im Nachhinein zu kritisieren und zu beanstanden, bringt gar nichts.“ Der Ansprechpartner für Brennholz (Kamin, Ofen) ist Revierförster Bodo Lemke, Tel: 03339761239, (bitte um 7 Uhr anrufen)

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