Mühlenspiegel 20

60 Nachrichten aus der Wirtschaft MELDUNGEN GEMEINDESPIEGEL Herr Pauls, was nützt uns die IHK? Seit 3. April 2017 arbeitet Victor Pauls als Fachberater im Regionalcenter Oberhavel der IHK. Der 32-jährige Betriebswirt fühlt sich bei der IHK sehr gut aufgehoben, wie er im Gespräch mit mit der Referentin für Wirtschafts- förderung Gudrun Engelke betonte. Mit seiner Arbeit will er die Entwicklung der regionalen Wirtschaft direkt unter- stützen. Gudrun Engelke: Die Industrie- und Handelskammer Potsdam ist in den Augen vieler Selbstständiger eine Be- hörde bzw. Institution, an die Beiträge abzuführen sind. Wie wird dieses Vorurteil aus Ihrer Sicht geändert und der Dienstleistungscharakter verstärkt? Victor Pauls : In der Tat werden wir noch nicht immer und überall als der Dienstleister wahrgenommen, wie wir es uns wünschen. Wir leisten durch un- sere Arbeit für die Unternehmen jeden Tag einen kleinen Beitrag, damit sich dieses Bild allmählich ändert. Natürlich geht es dabei auch um Aufklärung: Manche kennen die ganze Bandbreite unseres Tätigkeitsfeldes nicht. Die Aufgaben einer Industrie- und Han- delskammer lassen sich im Groben in drei Bereiche untergliedern: Zum einen erfüllt die IHK Potsdam im Auftrag des Staates ja über 50 hoheitliche Aufga- ben, wie zum Beispiel im Bereich der beruflichen Bildung die Organisation der gesamten dualen Ausbildung bis hin zu den Prüfungen. Wir benennen und bestellen Sachverständige, erbringen Gutachten zum Handelsregistereintrag oder kümmern uns um Dokumente im Auslandsgeschäft. Der zweite Bereich umfasst unser Serviceangebot für un- sere Mitgliedsunternehmen. Ob Grün- dungs-, Fördermittel-, Ausbildungs-und Unternehmensnachfolgeberatungen oder die Erarbeitung von Stellungnah- men zu Fördermittelanträgen sowie die Informationsbeschaffung zu ausländi- schen Zielmärkten für exportorientierte Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Auslandshandelskammern - das ist mein Tagesgeschäft. Aber auch die größte Ausbildungsmesse des Landkreises Oberhavel, die Youlab, fällt beispielsweise in diesen Bereich. Der dritte Bereich umfasst die Interes- sensvertretung unserer Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung. Hier agieren wir vor allem im Sinne des Interessenausgleichs und werden zum Beispiel bei der Neuausweisung von Gewerbegebieten gehört, mischen uns bei der Entwicklung und Fortschreibung von Einzelhandelskonzepten ein und engagieren uns für Infrastrukturvorha- ben in der Region wie den zügigeren Ausbau der B96. Grundsätzlich werden alle Aufgabenbereiche von der Vollversammlung der IHK, die sich aus ehrenamtlichen, gewählten Unterneh- mensvertretern des gesamten Kam- merbezirks zusammensetzt, gestaltet, beschlossen und durch sie legitimiert. Ziel dabei ist, die Mitgliedsbeiträge so sparsam und zielführend wie möglich einzusetzen. Unsere Vollversammlung wird deshalb auch das „Parlament der Wirtschaft“ genannt. Gudrun Engelke: Und wo sehen Sie in unserer Gemeinde interessantes Entwicklungspotential? Victor Pauls: Das Mühlenbecker Land ist ja wirtschaftlich solide aufgestellt und die Gemeinde zum Beispiel auch mit ihrer modernen Internetpräsenz und der Mühlenbecker Land-App digitaler Vorreiter. Ich würde mich natürlich freuen, wenn die lokale Wirtschaft weitere solcher Impulse erhielte. So könnte die Ausweisung neuer Gewerbegebiete den wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde verstärken. Inwieweit oder in welchem Umfang dies tatsächlich auch umsetzbar wäre, wird sich dann mit dem Erscheinen unserer Gewerbeflächenstudie konkretisieren. Weiteres großes Entwicklungspo- tential sehe ich außerdem bei der Vernetzung der örtlichen Einzelhändler - unabhängig von dem bereits großen Engagement des Gewerbevereins Mühlenbecker Land - die mittelfristig in einem lokalen virtuellen Warenhaus münden könnte. Es gibt in Deutschland beispielsweise Modellprojekte, in denen ich auf einer bestimmten Inter- netseite möglichst viele Produkte von den verschiedenen Unternehmern der Gemeinde, vom Bekleidungsgeschäft bis hin zum Computerladen, bestellen und wie bei anderen großen Internetan- bietern direkt zu mir nach Hause oder zu einer zentralen Packstation liefern lassen kann, dies allerdings wegen der räumlichen Nähe innerhalb eines Tages. Davon könnte der regionale Einzelhan- del und damit auch das Mühlenbecker Land als solches ungemein profitie- ren. So ein großes Projekt lässt sich allerdings nur mit Unterstützung Ihrer Gemeinde und des Gewerbevereins bewerkstelligen. Dahingehend wäre grundsätzlich natürlich auch eine partnerschaftliche Begleitung durch die IHK Potsdam denkbar. Auch insofern freue ich mich auf eine fruchtbare und spannende Zusammenarbeit. Gudrun Engelke: Welche Tipps haben Sie für Existenzgründer und wie ermu- tigen Sie Menschen, sich selbstständig zu machen? Victor Pauls: Wenn Ihnen eine Geschäftsidee in den Sinn kommt, schreiben Sie sie gleich auf, so banal es klingen mag. Im nächsten Moment ist sie sonst vielleicht für immer vergessen und Sie verpassen mögli- cherweise die Chance Ihres Lebens. Recherchieren Sie, wenn Sie mal ein wenig Zeit haben, ganz zwanglos im Internet, ob es dieses Produkt oder die Dienstleistung tatsächlich in der oder einer ähnlichen Form noch nicht gibt. Stellen Sie sich weitere Fragen wie zum Beispiel: Was ist das Alleinstel- lungmerkmal des Produkts? Wer würde das Produkt kaufen? Wie hoch ist das Marktpotential insgesamt? Welche Wettbewerber gibt es auf dem Markt? Wie viel Geld braucht man, um das Produkt auf den Markt zu platzieren? Bringen Sie Ihre Überlegungen zu Papier und sammeln Sie insbesondere auch aufkommende Fragen. Wenn die Idee dann konkreter geworden ist, rufen Sie uns an und nehmen Sie als zukünftiger Gewerbetreibender unsere kostenlose Gründungsberatung in Anspruch. Gemeinsam können wir uns Ihr Konzept anschauen. Wir geben Ihnen Hilfestellung für das weitere Vorgehen und informieren Sie gern über Fördermöglichkeiten. Zum Beispiel können Sie am Businessplanwettbe- werb Berlin-Brandenburg teilnehmen und dabei von ausgewählten Juroren, zu denen auch Experten der IHK Potsdam gehören, Feedback zu Ihrem Businessplan erhalten. Ergänzend kön- nen Sie selbstverständlich auch unsere regelmäßig stattfinden dreitägigen Gründerseminare besuchen (nächster Termin: 6. - 8. November 2017), in denen Sie kompakte Informationen zu verschiedenen Aspekten der Selbst- ständigkeit wie bspw. die Rechtsform- wahl erhalten. Nutzen Sie zusätzlich gern auch den Beratungsservice unseres Partners in der Region, der WInTO GmbH. Jedem Menschen mit ei- ner Geschäftsidee möchte ich folgende Botschaft auf dem Weg geben: Trauen Sie sich! Entscheiden Sie sich für eine Selbstständigkeit! Gerne auch erst einmal im Nebenerwerb. Sicher ist sie mit verschiedenen Risiken verbunden und kostet insbesondere zu Beginn der Tätigkeit viel Zeit. Diesen Herausfor- derungen können sie aber durch eine gute Vorbereitung, unsere Unterstüt- zung und die weiterer Partner wie der von Frau Engelke begegnen. Auf der anderen Seite bietet das Unternehmer- tum vielfältige Chancen. Man kann sich als eigener Chef selbst verwirklichen, im besten Fall seine Leidenschaft zum Geschäftsgegenstand machen. Man kann aber ggfs. auch seine Arbeitszeit flexibler einteilen, möglicherweise sogar von Zuhause aus arbeiten. Und natürlich besteht die Chance, ein weitaus höheres Einkommen zu erwirt- schaften als es durch eine Anstellung möglich wäre. Kontakt: Industrie- und Handelskammer IHK Potsdam Breite Str. 1 16515 Oranienburg Tel. 03301 5969-24 Mail: victor.pauls@ihk-potsdam.de www.ihk-potsdam.de

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