Mühlenspiegel 20

12 Neulich in Schönfließ Zeichnung: Erika Cipper Schreiben ist schön Die Geschichte der Sigrid Moser – Portrait einer Unermüdlichen S chreiben ist schön, weil es zwei Freuden in sich vereint: Allein zu reden und zu einer Menge zu spre- chen“, so ist es im Vorwort ei- nes Buches „Frauen schreiben Texte“ zu lesen. Zu dieser schreibfreudigen Gruppe, die sich im Pankower Frauenzentrum gleich nach der Wende gründete, gehörte auch die Neu-Schildowerin Sigrid Moser. Sie ist vielen hier als Verfasserin der Mühlenbecker und Schildower Chroniken be- kannt und hat mit ihrer Samm- lung kleiner Anekdoten und persönlicher Geschichten diese beiden Bücher, die im Auftrag der Kirchengemeinden ent- standen, zu Bestsellern werden lassen, denn innerhalb kürzes- ter Zeit waren die Chroniken vergriffen. Sigrid Moser ist 1934 in Berlin geboren und dennoch schon von Kindesbeinen an im wahrsten Sinne mit Mühlen- beck, ihrem „Vaterdorf“, wie sie es nennt, verbunden. Das vom Großvater ererbte Fami- liengrundstück am Jägerhof nahm in ihrem Leben eine do- minierende Rolle ein, wie sie selbst gern berichtet. Auf dieser Scholle verlebte sie in jedem Sommer unbeschwerte Wo- chenenden mit Familie, Freun- den und Nachbarskindern. Sonntags traf sich die große Fa- milie zum Kaffeetrinken unter zwei alten Nussbäumen. Nach Kriegsende 1945, nun ohne den Vater, standen Anbau und Ernte von Gemüse und Obst an erster Stelle, es ging, so beschreibt sie es, um „den nackten Lebens-Unterhalt“. In jener Zeit ist sie mit Mutter und Schwester oft von Berlin- Pankow nach Mühlenbeck unterwegs, anfangs zu Fuß und mit dem Handwagen. Auf den Rückweg wurden darin Obst, Gemüse und Brennholz transportiert, der persönliche Strecken-Rekord lag bei zwei Stunden und fünfundvier- zig Minuten! Später, ab 1946, fuhren sie mit der inzwischen wieder in Betrieb genommenen Heidekrautbahn und dann mit Ausflugs- oder Linienbus. Die Schule beendete Sigrid Moser nach acht Grundschul- jahren und begann nach einem Stenotypisten-Lehrgang in der VHS Pankow ihre Arbeit im dortigen Rathaus. Kaum 20-jährig, oblag ihr in der Kul- turabteilung die Organisation eines großen Pankower Hei- matfestes. Heimatgeschichte wird ihr knapp 40 Jahre später wieder begegnen, dann wird sie aber auf „Schatzsuche gehen in

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