Mühlenspiegel 19
49 PORTRAIT GÄRTNERIN Text: Birgit Rathmann Fotos: Birgit Rathmann I dyllisch gelegen, mitten imWald in Zühlsdorf, ist der Garten von Elionore Haase. Mit dem Gartentor öffnet sich die Tür zu einem kleinen Paradies. Der Tag ist heiß, doch im Schatten unter der alten Trauerwei- de ist es angenehm kühl. Außer dem Gezwitscher der Vögel hört man keinen einzigen Laut. Hier kommt man sofort zur Ruhe. „Entschleunigen, so sagt man doch heute“, serviert die Hausherrin einen eisgekühlten Saft. Und deshalb sieht sie es auch nicht gern, wenn Gäste in ihrem Garten mit dem Handy hantieren. „Hier soll man entspannen, die Natur genießen“. Und das lässt sich in diesem Garten Eden schwerlich vermei- den. Gleich mehrere Sitzplätze laden zum Verweilen ein und ein jeder bietet eine andere Sicht. Überdacht und daher auch im Win- ter nutzbar ist die „Kulturscheune“. Die Wände zieren alte Garten- geräte, Körbe und Werkzeuge aus ver- gangenen Zeiten. Dinge, die Elionore Haase gesammelt hat. Besonders lauschig ist es am Garten- teich. Vom Steg aus lassen sich die Fische beobachten. Und mittels einer Pumpe plätschert das Wasser über ei- nen selbst angeleg- ten kleinen Bach- lauf zurück in den Teich. Elionore Haase liebt die Vielfalt. Und getreu diesem Motto bewirtschaf- tet sie auch das 2000 Quadratmeter große Grundstück: Nicht akkurat und systematisch, sondern naturnah ist der Garten angelegt. Die gelernte Köchin und Kellnerin sät und pflanzt nach Lust und Laune, wie es ihr gerade in den Sinn kommt. Und das Ergebnis ist wunderbar: Es blüht und gedeiht in jeder Ecke. Und dass der späte Frost und die dann plötzlich einsetzende Hitze die Blütenpracht in diesem Jahr ein wenig einschränken, nimmt die passionierte Gärtnerin demütig hin: „Das ist die Natur.“ Alle Pflanzen hat sie selbst gezogen und auch die Erde ist größ- tenteils selbst gemacht. Das Kompostieren gehört für sie selbstver- ständlich dazu. Und das war auch notwendig, denn als die Familie 1989 aus Berlin nach Zühlsdorf zog, war hier Märkische Heide. „Da musste man erst mal was draus machen", erinnert sich die Na- turfreundin. Bei Elfie, wie sie von Freunden genannt wird, wächst alles, was die Natur zu bieten hat und die Beete hat sie so angelegt, dass immer etwas blüht. Gerade bezaubert der Schneeball mit seinen weißen Blüten und der prächtige Rhododendron leuchtet in knal- ligem Pink. Für Farbtupfer sorgen auch bunte Stiefchen und Irisse, roter Mohn, verschiedene Lilien, Akeleien, Petunien und Gerani- en. Margeriten, Jasmin, Lavendel, Rittersporn und Oleander zeigen schon zarte Blütenstände und lassen die kommende Blütenpracht erahnen. Im Gemüsegarten überwiegt dagegen kräftiges, sattes Grün. Hier wachsen Möhren, Zuccinis und Erdbeeren, Kohl, Mangold und die verschiedensten Kräuter und Beeren. Das Gewächshaus, ein Relikt aus DDR-Zeiten, beherbergt Tomaten, Gurken und Salat. Und natürlich landen all die Köstlichkeiten letztlich auch auf dem Tisch. Schließlich ist die 67-Jährige Profi und kocht leiden- schaftlich gern. So hat sie schon viele Feste im eigenen Haus und Garten aber auch im Freundeskreis ausgerichtet und die Gäste mit manch leckerem, hübsch dekorierten Buffet begeistert. Aus den Früchten und Beeren kocht sie köstliche Marmeladen und Gelees. Aus Kräutern entstehen die verschiedensten Teemi- schungen und, eingelegt in Alkohol, eine Tinktur gegen Sonnen- brand undMücken- stiche. Und weil Elfie immer mehr erntet, als die Fami- lie verwerten kann, verschenkt sie viel. Was übrig bleibt, ist für die Vögel. Neben dem Gärtnern und Ko- chen ist das De- korieren ihre Lei- denschaft. Ihre B l ume n g e b i n d e und Kränze aus Naturmaterialien, mit denen sie Nach- barn und Freunde beglückt, sind le- gendär. „Ich mache gerne Leute glück- lich mit dem, was die Natur hergibt.“ Dabei liebt sie al- les, was „anders ist, nicht so normal aussieht“. Zierkürbisse etwa, die sie gern für die Deko in Haus und Garten nutzt, dürfen bei ihr gern etwas schrum- pelig sein. Elionore Haase ist immer aktiv, muss immer in Bewegung sein. „Ich bin wandelbar, wie die Natur“, sagt sie, die sich schon immer sozial engagiert und um die Alten und Bedürftigen in ihrem Um- feld kümmert. Ihren Frohsinn und ihre Lebensfreude hat sie sich trotz schwerer Erkrankung im letzten Jahr stets bewahrt. Kraft und Heiterkeit schöpft sie aus ihrem Garten. Und so begleitet sie wie gewohnt den Bürgerbus, den sie und ihr Mann vor Jahren ins Leben gerufen haben. Die wöchentliche Einkaufstour nach Wand- litz oder Oranienburg ist für die Zühlsdorfer Seniorinnen ein Highlight und längst ein liebgewonnenes Ritual. Der Gartenteich ist zu jeder Jahreszeit ein lauschiges Plätzchen. Hier gibt es auch ein Insektenhotel
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