Mühlenspiegel 19
KLIMASCHUTZ INTERVIEW Was können wir Otto Normalverbraucher denn bewirken, was wirklich ins Gewicht fällt? Viele Maßnahmen sind den Bürgerinnen und Bürger bereits gut bekannt und werden aus Kostengründen sowieso schon gemacht. So zum Beispiel das Licht beim Verlassen des Raumes auszuschal- ten, Nachtabsenkung der Heizung, Stoß- statt Dauerlüftung im Winter. Nichtsdes- totrotz ist es gut, immer wieder auf die Einsparmöglichkeiten hinzuweisen und diese mit Anreizen durch die Gemeinde zu unterstützen. Was immer noch sehr wenig genutzt wird, ist die Sanierung von Bestandsgebäuden. Um die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung erfüllen zu können, ist der Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Von diesem Ziel sind wir jedoch noch sehr weit ent- fernt. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Mobilität. Im ländlichen Raum macht sie etwa 50 % der CO2-Emissionen aus. Hier bedarf es eines Bewusstseinswandels von Otto Normalverbraucher und auch Verän- derungen von Strukturen, damit deutlich weniger motorisierter Individualverkehr bis 2050 auf unseren Stra- ßen unterwegs ist und mehr Menschen auf das Rad und den ÖPNV umsteigen. Das alles muss natürlich finanziert werden. Welche Möglichkeiten ste- hen Gemeinden für die Finanzierung zur Verfügung? Das zu schnürende Maßnahmenbündel wird sowohl aus investiven als auch aus nicht investiven Maßnahmen bestehen. Aus meiner Sicht ist es erforderlich, dass die Gemeinde ein wenig Geld für Infor- mations-, Beratungs- und Motivationsangebote bereitstellen muss, um die Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen. Daneben sind Mittel für die Sanierung der kommunalen Gebäude erforderlich, die jedoch Bestandteil der normalen Haushaltsplanung ist. Sollte der Finanzrahmen nicht ausreichen, kann man über sogenannte Contractingmodelle nachdenken. Hier werden die Investitionen von Dritten finanziert, ähnlich wie beim Leasing. Weiterhin stehen di- verse Förderprogramme des Landes wie z. B. RENplus oder auch des Bundes wie z. B. das Markanreizprogramm zur Verfügung. Jedoch sollte man erst das Projekt entwickeln und dann nach Förderung schauen und nicht umgekehrt. Und wer entscheidet darüber? Die Gemeindevertretung wird zunächst grundsätzlich über das Kli- maschutzkonzept mit dem Maßnahmenkatalog entscheiden. Inves- tive Maßnahmen bedürfen dann jeweils gesonderter Beschlüsse. Wie können denn die Menschen in das Projekt mit einbezogen und dafür motiviert werden? Zum Beispiel mit eigenen Anregungen, Initia- tiven oder konstruktiver Kritik? Im nächsten mühlenspiegel wird ein vierseitiger Beihefter über den Stand der Dinge berichten. Mit einer Antwortkarte können die Leser sich direkt mit Vorschlägen an die Verwaltung und uns wenden. Die Ergebnisse werden natürlich veröffentlicht. Auch über das E-Bürger- portal ist eine Beteiligung möglich. Am 12. Juli findet eine öffentliche Sitzung des Umweltausschusses statt, in der über die Maßnahmen für das Klimaschutzkonzept diskutiert werden soll. Anregungen und Ideen der Bürgerinnen und Bürgern sind herzlich willkommen. Wenn es dann an die Maßnahmenumsetzung geht, wird es Aktionen und Veranstaltungen für die verschiedenen Zielgruppen geben. Dies können z. B. Anreizsysteme für Schulen, Thermografierundgänge, Energiespartage, Filmvorführungen oder Prämien für neue energie- effiziente Kühlschränke sein. Über die erreichten Zwischenziele der CO 2 -Einsparung wird auf der Gemeindewebseite berichtet werden. Wann wird das Kommunale Klimaschutzkonzept für das Mühlenbecker Land abgeschlossen sein? Geplant ist die Fertigstellung des Konzeptes Ende Januar 2018. Andere Gemeinden haben in ihrer Verwaltung einen Klimaschutzma- nager eingestellt … Ja, ein Klimaschutzkonzept ist die notwendige Voraussetzung, um Fördermittel für einen Klimaschutzmanager zu beantragen. Dieser kann zunächst für drei Jahre mit 65 % gefördert werden. Eine Ver- längerung um nochmals 2 Jahre ist möglich. Direkt nach Fertigstel- lung des Konzeptes könnte der Klimaschutzmanager etwa im Juli 2018 seine Arbeit aufnehmen. Ich kann der Gemeinde die Einstel- lung eines Klimaschutzmanagers nur wärmstens empfehlen, um die Umsetzung von Maßnahmen zügig voranzutreiben. Eine unverbindliche Voraussage: Wenn alles optimal klappt und die Verwaltung und wir Bürger erfolgreich sind, wie viel Prozent Treib- hausgase könnten wir künftig einsparen? Wo liegt die Messlatte bei vergleichbaren Gemeinden? Die Messlatte muss eigentlich die Einsparung von mindestens 80 % CO 2 bis 2050 sein, um die nationalen Klimaschutzziele und das 1,5°C – Ziel von Paris erreichen zu können. Der Absenkpfad dorthin muss durch die Potenziale und Maßnahmen untersetzt werden. Alarm emeinde Mühlenbecker Land -Ing. Gabi Zink-Ehlert ns alle – Was können wir tun? nieure GmbH Text/Interview: Claus Schmidt-Eckertz Fotos: Fotogruppe Sichtweisen, Fotolia www. muehlenbecker-land.de 33
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NzY5NzY=