Mühlenspiegel 19

21 Interview: Claus Schmidt-Eckertz Fotos: Fotogruppe Sichtweisen www.muehlenbecker-land.de erreichen gewesen wäre. Tiere bieten manchmal etwas lustiges. In meine ersten Dienstjahre fiel ein Einsatz, bei dem wir einen Kaiman von 1,20 m Länge suchen sollten, weil er seit ein paar Tagen nicht mehr in seinem Terrarium war. Er wurde rund um den Katharinensee vermutet. Gemeinsam mit der Feuerwehr Glienicke suchten wir das Gelände äußerst vorsichtig ab, fan- den ihn aber nicht. Keiner hatte so richtig Lust, das doch etwas gefährliche Tier im unwegsamen Gelände anzutreffen. Später fand der Besitzer es selbst, gar nicht weit von seinem Grund- stück wieder. Wie erfolgreich ist die Jugendarbeit unserer Freiwilligen Feuer- wehr? Was erleben Kids nur bei unserer Feuerwehr? Ich bin mit der Jugendfeuerwehr und ihrer Arbeit ziemlich zu- frieden. Diese ehrliche Formulierung deutet darauf hin, dass wir hier und durchaus auch bei den Einsatzkräften noch Mög- lichkeiten zur Verbesserung haben. Ich hoffe noch auf gemein- same Termine der Dienstdurchführung, gerade für die Jugend- feuer. Was die Jugendfeuerwehr so attraktiv macht, denke ich, ist diese besondere Mischung von Erlebnisbereichen. Bei den kleineren ist es noch Spiel und Brandschutzerziehung. Bei den größeren ist es das Vermitteln richtiger Feuerwehr-Grund- kenntnisse. Wenn alles gut läuft, endet dieser Abschnitt mit der Prüfung zum Truppmann. Das ist der qualifizierte Übergang zu den Einsatzkräften. Darin steckt natürlich ein enormer An- sporn. Als Ihr Nachfolger wurde Lutz Strausdat berufen. Welche Tipps wollen Sie ihm mit auf den Weg geben? Das Ziel heißt: das Erreichte zu erhalten und für Neues offen sein, es voran bringen. Die Feuerwehr, wie auch alle anderen Bereiche des Lebens sind in einem andauernden Wandel. Es entstehen laufend neue Anforderungen. Diese rechtzeitig zu er- kennen und darauf mit Organisation, Technik und Personal zu reagieren, ist die Kunst eines jeden Leiters einer Feuerwehr, ob Freiwillige Feuerwehr oder Berufsfeuerwehr. Im Übrigen glau- be ich, dass er gar nicht so viele Tipps braucht, und wenn er sie trotzdem bekommt, dann sind es zuerst die Hinweise und Empfehlungen seiner Stellvertreter, die als Hilfe dienen sollen. Wenn es keine Sachzwänge, Bürokratie oder Kostengründe gäbe: Wie stellen Sie sich eine ideale Feuerwehr vor? Das wäre nichts weiter, als eine schöne Utopie. Feuerwehr muss sich in das Gesamtkonzept der Gemeinde einordnen. Sie ist eine Pflichtaufgabe. Der erforderliche Umfang und die Art der Durchführung orientieren sich an der Gefahren- und Risi- koanalyse für das Einsatzgebiet. Mit unserer Situation können wir eigentlich ganz zufrieden sein. Zum Thema Bürokratie: Es muss Spielregeln geben. Es gibt genug Beispiele dafür, dass es nicht ausreichend klare Spielregen gab oder sie dennoch ig- noriert wurden. Dann entsteht ein richtiges Problem. Und oft auch ein ziemlicher Imageschaden. Wenn aber die Bürokratie zum Selbstzweck wird und gefräßig an Zeit, Nerven und dem Glauben an die Vernunft nagt, muss man eingreifen. Eine ganz elementare Hoffnung ist die noch bessere personelle Absiche- rung, insbesondere während der Tageszeit. Unser Wunsch geht nicht in erster Linie in Richtung mehrerer hauptamtlicher Stel- len, sondern die Verbindung weiterer Stellen von Gemeindebe- diensteten und der Aufgabe Feuerwehr. Wie ist aus Ihrer Sicht das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Freiwilligen Feuerwehr? Wodurch könnte es noch besser werden? Das Verhältnis zu den Bürgern ist grundsätzlich gut. Ich glaube, die meisten Bürger empfinden uns als zuverlässigen Partner und sind froh, dass es uns gibt. Wie groß das Interesse des Einzelnen an der Feuerwehr ist, kann man schwer sagen. Wir stellen manchmal fest, dass Bürger sich gar nicht solche tiefsinnige Gedanken darüber machen und etli- che davon ausgehen, dass wir das beruflich tun und somit ständig auf Abruf bereitstehen. Wir versuchen schon mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Der Fall, dass jemand durch einen Tag der offenen Tür oder ähnliche Veranstaltungen an der Feuerwehr Gefallen findet und dann wirklich mitmachen will, ist leider äußerst selten. Wir können uns auch vorstellen, dass Bürgerinnen und Bürger uns einfach mal so besuchen und man dabei ins Gespräch kommt. Bei unseren Dienstabenden, man sieht ja wenn bei der Feuerwehr Bewegung ist, freuen wir uns über jeden interessierten Besucher, auch ohne ihn gleich zum Beitritt zu überzeu- gen. Bei und erhalten Sie auch ganz nützliche Tipps für ihre Sicherheit. Und wie beurteilen Sie das Zusammenwirken mit der Gemeindeverwal- tung? Alles perfekt? Wie schon gesagt: Ich bin ganz und gar zufrieden mit der Verwaltung. Da ich beruflich auch Teil einer Verwaltung bin, versteh ich manche Dinge und akzeptiere auch andere Dinge, bei denen ein anderer eher Mühe hätte, sie zu verstehen.Dass die Sichtweisen von Feuerwehr und Verwaltung unterschiedlich sein können, ist nicht verwunderlich. Die Feuerwehr lebt und arbeitet unter der Prämisse der Eilbedürftigkeit. Der engagierte Kamerad der Feuerwehr sieht darin auch ein Stück sei- ner selbst. Er wünscht sich die Feuerwehr so flexibel wie ein kleines Pri- vatunternehmen. Das Reglement steht dem entgegen. . Das sind eben die grundsätzlichen Eigenarten der öffentlichen Verwaltung, die man kennen muss. Dann kann man auch damit leben. Reinhard Knaak privat: Was interessiert Sie, womit befassen Sie sich, wenn die Feuerwehr für Sie nicht mehr an erster Stelle steht? Zunächst mal bleibe ich ja noch einige Zeit aktiv. Und wenn selbst diese Zeit vergangen ist, dann gibt es noch Haus, Hof und das Hobby mit den historischen Nutzfahrzeugen. Herzlichen Dank für das freundliche Gespräch. Sie haben das Schluss- wort. Welche Frage vermissen Sie? Was möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch sagen? Ich bedanke mich auch und wünsche meinem Nachfolger Erfolg und soviel Spaß, wie ich daran hatte. Allen Bürgerinnen und Bürgern im Mühlenbecker Land sowie den Durchreisenden wünsche ich, dass Sie unsere Hilfe nur selten brauchen und wenn der Fall dann doch eintritt, dass Sie mit Ihrer Feuerwehr zufrieden sind. Bleiben Sie oder werden Sie neugierig und besuchen Sie uns mal, (bevor wir Sie besuchen). GEMEINDESPIEGEL FEUERWEHR

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