Mühlenspiegel 19

GEMEINDESPIEGEL FEUERWEHR Volkspolizei) kam für mich nicht in Frage. Die politische Bindung durch die Zuordnung zur Polizei war zu der Zeit so stark, dass man hätte in eine bestimmte Partei eintreten müssen. Also blieb ich in der Industrie. Anfang der 90 er Jahre absolvierte ich vorsichtshalber die Anpassungsqualifikation zum gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst bei der Berliner Feuerwehr. Im Jahr 1995 wechselte ich dann zum Landkreis Oberhavel, wo ich bis heute als Beamter im vorbeu- genden Brandschutz tätig bin. Im Zuge der neuen Strukturen erfolg- te 1992 die Berufung zum Amtsbrandmeister. Zum damaligen Amt Schildow gehörten noch Stolpe und Stolpe Süd. Darauf folgte der Übergang zur Großgemeinde, und meine Bezeichnung war jetzt Ge- meindebrandmeister. Der Inhalt der Aufgabe hat sich eigentlich nie wesentlich geändert. Es ging und geht immer noch darum, eine im- mer zuverlässig funktionierende Feuerwehr zu organisieren, indem man neben den rein fachlichen Entscheidungen zwischen Gemein- deverwaltung, Gemeindevertretung und den Kameraden vermittelt. Gemeindebrandmeister zu sein, erfordert gewiss ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung, aber sicher auch Selbstsicherheit und Durch- setzungsvermögen. Unsere Feuerwehr ist ehrenamtlich organisiert; dabeisein ist also freiwillig. Wie motivierten und führten Sie die Kame- raden und Kameradinnen? Eine gehörige eigene hohe Motivation, die, wie bei mir selbst auch aus Interesse und Neugierde entstand, ist Voraussetzung. Sie be- ginnt heute in den meisten Fällen in der Jugendfeuerwehr. Sicherlich wird sie durch Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, die etwas mit Feuerwehr zu tun haben, gefördert. Wenn auch nicht oft, aber hin und wieder, gibt es auch interessierte Seiteneinsteiger, die noch bereit sind, die aufwendige Ausbildungslaufbahn zu absolvieren. Wir sagen scherzhaft „ Der Beitritt ist freiwillig und alles Weitere ist Pflicht“. Das ist nicht ganz so. Die Spielregeln in der Feuerwehr heißen Dienstvorschriften und der Arbeitsauftrag heißt Einsatzbe- fehl. Es geht aber nicht immer so militärisch zu. Der berühmte Prof. Achilles, der damalige Chef der Berufsfeuerwehr Frankfurt / Main, hat einmal gesagt „Feuerwehr ist die Summe aus Menschen und Technik“. Er hat bestimmt nicht unabsichtlich den Menschen zuerst genannt. Wir brauchen gerade in der heutigen Zeit motivierte, zu- verlässige und hervorragend ausgebildete Kameraden. Ist man erst einmal einige Zeit dabei, merkt man, dass die Aufgabe Feuerwehr schon etwas besonderes ist. Wir werden gerufen, wenn andere Men- schen nicht mehr weiter kommen oder dringend Hilfe benötigen. Wir wollen dann nicht die Helden sein. Wir wollen nur eine sehr gute, eine professionelle Arbeit leisten. Dazu verfügen wir über eine her- vorragende Technik und haben auch ein paar Sonderrechte. Unsere Kameradinnen und Kameraden arbeiten mit der modernsten Tech- nik, können den LKW-Führerschein erwerben und unterschiedlichs- te technische und Führungslehrgänge absolvieren. Wo sonst ist das möglich? Darüber hinaus erzeugt das Gefühl, etwas Gutes oder so- gar außergewöhnlich Gutes getan zu haben, auch für die eigene Seele das richtige Gleichgewicht aus positiver nervlicher Anspannung und

RkJQdWJsaXNoZXIy NzY5NzY=